Kapitel 23

 

,,Was.... was machst du denn hier?“, fragte ich schockiert.

Zuvor hatte ich es eine ganze Weile nicht geschafft auch nur einen klaren Satz rauszubekommen und hatte stattdessen nur in die durchdringenden blauen Augen meines Gegenübers gestarrt.

,,Ich wollte einfach mal nach dir sehen.“, sagte er mit einem Schulterzucken und ich schüttelte den Kopf.

,,Warum solltest du nach mir sehen wollen? Ich habe dich doch die ganze Zeit nicht interessiert? Was gibt das hier eigentlich? Alle Frankfurter tingeln mal gerade nach Düsseldorf oder was?“

,,Ich weiß, dass Stephan schon bei dir war und ich hoffe, dass er dir nicht zu viel gesagt hat, was mich negativ darstellen lässt. Aber ich muss mich einfach nach dir erkundigen.“, sagte er und hielt mir eine Hand hin um mir aufzuhelfen.

Diese ergriff ich allerdings nicht, sondern stand so auf und klopfte kurz meine Kleidung sauber.

,,Also schön, dann komm rein.“, sagte ich und ging zurück zu meiner Türe.

Mussten das ja auch schließlich nicht alle mitbekommen.

Ich schloss die Türe auf und ließ Kevin eintreten.

Blieb mir ja auch nichts anderes mehr übrig.

,,Magst was trinken?“, fragte ich, als ich Kevin in mein Wohnzimmer gebracht hatte.

,,Nein, danke.“

Ich zuckte die Schultern und setzte mich mit ihm zusammen auf die Couch, wo ich ihn dann fragend anblickte.

Verstand ich schließlich immer noch nicht, wieso er jetzt zu mir kam und auch noch wissen wollte, wie es mir ging, denn das hatte er im Knast ja auch nicht wirklich immer durchgebracht.

 

 

,,Wie geht es dir?“, fragte Kevin und ich schnaubte.

,,Wie soll es mir gehen, wenn ich heute erst aus dem Knast entlassen wurde?!“

Kevin nickte verständlich, klar wusste er ja auch, wie es im Knast war.

,,Ich hoffe es war nicht mehr all zu schlimm in der Zeit die du ohne mich da drinnen warst.“

,,Ich war fast die ganze Zeit in Einzelhaft.“, zuckte ich mit den Schultern und erinnerte mich wirklich nicht gerne an diese Zeit.

Kevin blickte mich schockiert an und konnte es scheinbar nicht fassen.

,,Wieso? Du hast dich doch immer gut benommen.“

,,Ich bin in der Dusche gevögelt und danach zusammengeschlagen worden. Direkt einen Tag nachdem du weg warst. Die Schließer fanden das alles nicht toll, denn ich lag dann ja in der Dusche rum und hielt mich nicht an die Regeln. Der hat mich dann auch nochmal geschlagen und in Einzelhaft gebracht. Danach bin ich auch die ganze Zeit da geblieben, bis heute morgen.“

,,Was haben die mit dir getan?“, fragte Kevin und man konnte immer noch deutlich sehen, dass er unter Schock zu stehen schien.

,,Jeden Tag gevögelt und geschlagen. Das Essen war miserabel und nichts von dem was ich haben wollte bekam ich. Einmal hab ich freiwillig mit einem Schließer gevögelt, damit ich einen Stift und einen Zettel bekam, aber das habe ich nicht bekommen. Der hat mich verarscht. So ging es die ganze Zeit. Aber das weißt du doch. Schließlich hast du mich doch auch vor der Einzelhaft gewarnt und gesagt ich soll zusehen, dass ich da nicht hinkomme.“, zuckte ich mit den Schultern und blickte Kevin mit emotionslosen Blick an.

Die Emotionen hatte ich schon lange abgelegt und gelernt, dass die mich nur hinderten, daran zu überleben.

 

 

Dann fiel mir das ein, was ich mir in den Arm geritzt hatte und wollte meinen Ärmel runter ziehen, um das zu verbergen.

Aber offensichtlich war ich zu auffällig, denn Kevin war an meiner Seite und hielt meine Hand sanft fest.

,,Waren das auch die Schließer?“, fragte er und blickte das säuberlich eingeritzte K in meinem Arm an.

Ich schüttelte den Kopf und war nicht sicher, ob er das gesehen hatte, aber das war mir auch egal, denn so hatte ich keine weiteren unangenehmen Fragen mehr.

,,Hast du das etwa selber gemacht?“, fragte er weiterhin schockiert und schien nun noch etwas mehr davon in sich zu spüren.

,,Ja, ich habe es selber gemacht. Ich habe mich einsam gefühlt und habe eine Scherbe unter meinem Bett gefunden. Diese habe ich dazu genutzt. Danach ging es mir besser.“

Kevin nickte verständlich, scheinbar konnte er mich verstehen.

Immerhin wusste er ja auch, wie es in Einzelhaft zuging.

,,Mir ging es eine Zeit nicht anders.“

Kevin zog seinen Ärmel hoch und zwischen den Tattoos erkannte ich ein fein säuberlich eingeritztes C.

Nun war es an mir den Arm schockiert anzublicken.

,,Aber.... aber du.... bist doch.... mit Stephan..... zusammen.“

,,Nein, ich war mit Stephan zusammen. Er hatte sich schon vor meinem Knastaufenthalt von mir getrennt. Er sagte das hat keinen Sinn. Ich habe gelitten wie ein Hund und dann bin ich im Knast auf dich getroffen und du hast mir eben gezeigt, dass es auch anders geht und das gefiel mir.“

 

 

,,Ich habe doch nur getan, was ich konnte. Es war doch nicht viel. Außerdem hast du mir doch auch geholfen und das ja auch schon am ersten Tag.“

,,Ja, ich hatte irgendwie das Bedürfnis mich um dich zu kümmern. Ich weiß auch nicht wieso.“, zuckte Kevin mit den Schultern.

,,Jedenfalls tut es mir immer noch leid.“, hängte Kevin hinten an und ich nickte.

,,Ich finde es jedenfalls sehr schön, dass du mir damals im Knast geholfen hast und dich jetzt auch um mich kümmerst. Wie geht es dir denn? Immerhin bist du ja auch schon länger raus.“

,,Mir geht es ganz gut. Ich führe zwar im Moment nicht das Leben, was ich eigentlich führen wollte, aber es geht schon.“

,,Was meinst du?“, fragte ich und nun war meine Neugierde doch geweckt.

,,Ich wohne im Moment mehr in meinem Auto und bei Freunden als zu Hause. Durch meinen Knastaufenthalt habe ich meine Wohnung verloren und da ich mich von Stephan getrennt habe, hat der mich rausgeschmissen.“

,,Das ist ja furchtbar. Wenn du möchtest dann kannst du auch gerne hier bleiben. Ich habe ein Gästezimmer. Das ist vielleicht nicht das beste, aber dann kannst du dir von hier aus eine Wohnung suchen.“

,,Das ist ja wirklich nett von dir, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das wirklich annehmen kann.“

,,Wieso solltest du das denn nicht annehmen können? Immerhin ist das doch nicht so schlimm. Du sollst ja nur in mein Gästezimmer gehen und mich nicht gleich heiraten.“, sagte ich lachend und blickte Kevin ebenfalls so an.

Dieser blickte mich erst schockiert an und lachte dann aber ebenfalls.

,,Ja, du hast Recht. Eigentlich ist das ja auch gar nicht so schlimm. Ich gebe dir auch Geld dazu.“

,,Das brauchst du wirklich nicht.“, sagte ich mit einem Lächeln, denn so hatte ich ihn doch auch wieder näher an mir und würde vielleicht doch noch an ihn ran kommen.

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