Kapitel 13

 

Kaum waren wir wieder auf der anderen Ebene, da verzog Kevin sich auch gleich in seine Ecke zurück, in der er vorher gesessen hatte.

Auch ich setzte mich wieder an einen Tisch, gegenüber von Kevin und beobachtete ihn mehr als kritisch.

Hatte ich doch keine Ahnung, was los war.

Warum Kevin immer wieder dazu brachte, mich so zu behandeln, wie er es tat.

Kevin hingegen schien nicht zu merken, dass ich ihn beobachtete, aber das sollte mir auch nur Recht sein.

So konnte ich mich besser in sein Verhalten hinein versetzen und verstand vielleicht etwas mehr als jetzt.

Ich sah, dass ein Kerl zu Kevin ging und sich scheinbar mit diesem unterhielt.

Kevin nickte kurze Zeit später und der Kerl entfernte sich gemeinsam mit Kevin und ich konnte in dem Moment nicht anders und sah Kevin und dem Kerl nach.

Völlig darauf fixiert, zu sehen, was er machte und wohin er ging, bekam ich nicht mit, wie sich jemand neben mich setzte.

,,Verliebt?“, fragte einer der Insassen und ich zuckte heftig zusammen und sah meinen Gegenüber mit großen Augen an.

,,Wie kommst du denn darauf?“, fragte ich mehr als schockiert, hatte ich doch keine Ahnung, wie er darauf kam.

,,So, wie du dem hinterher geschaut hast, könnte man das meinen.“

,,Nein, ich bin nicht in ihn verliebt, Ralle. Ich versuche nur herauszufinden, wie Kevin so tickt.“

,,Das ist ein Buch mit sieben Siegeln.“, sagte Ralf und zuckte mit den Schultern, was mich zum Nicken brachte.

Glaubte ich ihm schließlich, was er sagte.

 

 

Ich hatte schon früh gemerkt, dass ich Ralf vertrauen konnte, zumindest was seine Aussagen angingen.

Er war jemand, der sich immer wieder zurückzog und sich nicht auf eine Seite stellte.

Er war allgemein ein ziemlich ruhiger Genosse und mischte sich nicht wirklich ein.

Solange ich hier war, saß er auch noch nicht in Einzelhaft, weil er sich vorbildlich benahm.

Ralf, Ralle wie wir ihn alle nannten, wollte es schaffen mit oder wegen guter Führung früher raus zu kommen und er hatte auch im Moment wirklich gute Chancen.

,,Das habe ich schon gemerkt, dass es nicht so leicht ist, an Kevin ran zu kommen.

Ich habe es versucht, als wir gemeinsam auf der Krankenstation waren, aber das ging gar nicht.“

,,Ich habe es auch versucht, als er damals rein kam, aber da habe ich auch irgendwann aufgegeben, weil er nichts gebracht hat. Kevin bindet sich selten ein und hat auch nicht viel zu sagen. Das Einzige, was er tut, ist sich einmischen, wenn es um seinen Arsch geht oder aber um den Arsch, der Unschuldigen.“

Ich nickte zustimmend, war mir das doch auch schon aufgefallen, als Kevin sich für mich eingesetzt hatte, unter der Dusche und auch sonst immer wieder da war, wenn es brenzlig wurde.

,,Kevin ist eben so und da kannste auch nichts machen. Nimm es so hin, wenn du dich nicht in ihn verliebt hast rate ich dir sogar ihn komplett in Ruhe zu lassen, denn eine Freundschaft kannst du sicher nicht mit ihm aufbauen. Kevin baut auf so was nicht mit Knastbrüdern. Er hat ja auch die Onkelz draußen, die wahrscheinlich auch noch auf ihn warten, da braucht er uns nicht.“

 

 

Ich nickte, hatte ich die Jungs draußen natürlich auch nicht vergessen.

Als ich Schritte hörte, sah ich auch gleich wieder auf den Flur raus und sah, dass Kevin und dieser Kerl wiederkamen.

Den Mann, den er bei sich hatte, kannte ich nicht, wahrscheinlich war er neu, aber das er auch gleich direkt zu Kevin ging und das der dann auch noch mit ihm den Raum wechselte, verstand ich noch nicht wirklich.

Aber jetzt waren sie wieder da, wobei sie jetzt auch schon wieder zusammen saßen und ich musste mir auch mal wieder eingestehen, dass ich vielleicht doch eifersüchtig war.

Als Kevin dann auch noch lachte und scheinbar Spaß an der ganzen Sache hatte, was auch immer er getan hatte, fanden die beiden scheinbar auch toll.

Seufzend betrachtete ich das Szenario und fragte mich, wieso ich nicht so gut mit ihm klar kam.

Wieso er zu mir so abweisend war und zu diesem Kerl nicht.

Kevin hatte bei mir nicht gelacht und sich auch nicht so verhalten.

Scheinbar hatte er Recht mit seinem Kodex.

Vielleicht mochte er mich deswegen tatsächlich nicht.

Aber mich machte es einfach traurig und vielleicht auch etwas eifersüchtig, denn das war natürlich überhaupt nicht das was ich wollte und vor allem nicht das wir uns so kalt gegenüber stellten.

Seufzend stand ich auf und wurde auch gleich von Ralle gemustert.

,,Wo willst du denn hin?“, fragte er, als ich das absichtlich übersah und ich zuckte die Schultern.

,,In die Zelle oder so.“

 

 

Da Ralle mich auch nicht mehr wirklich davon abhielt machte ich mich auch gleich auf den Weg in die Zelle und setzte mich dort auf die Pritsche, die mein Bett darstellte.

Ich zog die Knie an und legte meinen Kopf auf meine Beine.

Hatte ich doch selber keine Ahnung, was mit mir los war, aber so wie es jetzt war durfte es einfach nicht weiter gehen.

Das wusste ich doch selber, aber ich hatte keine Ahnung, wie ich damit umgehen sollte und das ändern konnte.

Als ich erneut Schritte hörte, dachte ich an einen Bullen, der sich einfach nur vergewisserte, dass alles ruhig war und machte mir nicht die Mühe, den Kopf zu heben.

,,Was ist denn mit dir los?“, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen und zuckte heftig zusammen.

Ich hatte Kevin´s Stimme direkt erkannt und sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an.

,,Ich hatte keinen Bock dahinten zu sitzen und was machst du hier?“

,,Wollte nur meine Sachen zum tätowieren holen. Der Neue, Thomas, hatte mich gefragt, ob ich ihm ein Tattoo stechen kann und ich habe ja gesagt. Bringt immerhin etwas mehr für mich, solange ich noch hier bin.“, sagte Kevin mit einem Schulterzucken und schnappte sich auch gleich seinen Koffer.

Ich nickte und entschied mich dazu nichts mehr zu sagen.

Kam mir meine Eifersucht und das was ich sonst noch so empfunden hatte, plötzlich mehr als lächerlich vor und vielleicht sollte ich auch wieder in den Aufenthaltsraum gehen und dort noch weiter schauen, was es so gab und was noch kommt, denn so hatte ich wenigstens Kevin im Blick und konnte sehen, ob es wirklich so harmlos war, wie er das dargestellt hatte oder ob da doch mehr ist.

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