Kapitel 24

 

Jetzt würde Kevin also eine ganze Weile in meinem Gästezimmer bleiben.

Ich hatte da sicher nichts gegen, aber ich stellte mir eben auch die Frage, wieso Kevin sich im Knast so komisch verhalten hatte.

Eigentlich war er immer da ich ihn brauchte, aber wenn ich ihm danken wollte oder ähnliches, dann wirkte er immer so abweisend.

Vielleicht lag das ja auch einfach an der Umgebung, aber jetzt waren wir nicht mehr im Knast und hier konnte er doch auch eigentlich normal und offen mit mir reden.

Oder war es einfach normal, dass man als Skin nicht wirklich über seine Gefühle reden konnte?

Ich seufzte und blickte vor mich auf den Boden.

,,Was los?“, fragte Kevin, als ihm auffiel, dass ich die ganze Zeit über meinen Arm streichelte und somit auch über das K.

,,Ich habe damals den Spiegel kaputt gemacht. Natürlich kam dann auch gleich ein Wärter und als ich das dann wegmachen sollte, habe ich einen der Scherben unter das Bett gelegt. Kurze Zeit später als ich wieder alleine war, überlegte ich, was ich tun sollte damit und entschied mich es darunter liegen zu lassen. Nachdem ich mir dann das C in den Arm geritzt hatte. Ich war mir sicher, dass ich noch jemanden finden würde, der damit etwas machen konnte, also hatte ich sie da gelassen.“

,,Ich habe sie dann gefunden und benutzt.“

,,Das war so natürlich nicht geplant. Aber vielleicht wollte das Schicksal das auch einfach so.“

,,Meinst du? Ich hätte nicht gedacht, dass du an so was wie Schicksal glaubst.“

,,Irgendwie muss ja aber alles vorbestimmt sein oder so.“

,,Ja, dass stimmt wohl. Aber so weit habe ich auch noch nie gedacht.“

,,Ich habe im Knast viel Zeit gehabt um darüber nachzudenken.“, sagte Kevin und seufzte.

 

 

,,Hast du vielleicht ein Bier?“, fragte er und ich nickte, bevor ich in die Küche ging und dort zwei Flaschen Bier holte.

Damit ging ich zurück ins Wohnzimmer und gab Kevin eine bevor ich mich mit der zweiten wieder auf die Couch setzte.

,,Kevin, kann ich dich mal was fragen?“, fragte ich beinahe schon vorsichtig und hoffte, dass er mir das nicht zu übel nehmen würde und das er nachher sauer auf mich war.

Aber ich schaffte es einfach nicht mehr und musste auf jeden Fall jetzt fragen, was das sollte und wie das alles zusammen passte.

,,Klar, frag ruhig.“, sagte Kevin, öffnete die Flasche Bier und trank einen Schluck.

,,Mich interessiert immer noch, wieso du im Knast teilweise so verändert mit mir umgegangen bist. Ich meine du warst immer da und hast mir geholfen. Sogar auf der Krankenstation warst du da und hast mir geholfen. Aber wenn ich dir dann etwas näher kam, dann bist du so abweisend geworden, warum?“

Kevin seufzte und fuhr sich durch die Haare.

,,Na ja, dass hat schon einen Grund, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich dir das sagen kann und will.“

,,Aber wieso das denn nicht? Ich meine du kannst mir doch alles sagen.“

,,Das ist eben alles nicht so leicht.“, sagte Kevin und wirkte doch nun etwas nervös.

,,Lass dir Zeit. Sag es mir so, wie du kannst. Du musst ja auch nicht direkt alles sagen. So wie es geht.“

,,Ich habe.... Angst. Es ist einfach alles so Scheiße, weißt du? Es ist einfach so, dass ich seit ich ihm Knast bin nicht mehr wirklich jemanden an mich ran lassen kann und will. Ich habe mir vorgenommen einfach niemanden mehr näher zu kommen.“

 

 

Kevin stoppte kurz und trank einen Schluck aus der Flasche, bevor er sich durch die Haare strich und dann erst weiter sprach.

,,Sei es freundschaftlich oder mehr. Ich will das einfach nicht mehr, denn der Knast hat mir deutlich gezeigt, dass mir das alles nichts bringt. Ich meine ich habe im Knast ständig alleine gesessen und hatte keine Freunde, die mich besuchen kommen wollten. Sie hatten alle Zeit und sie hatten alle die Möglichkeit, aber es kam keiner. Nicht mal Stephan, mit dem ich schon ewig befreundet war und auch teilweise zusammen. Aber selbst der kam nicht zu mir. Dabei hatte ich doch auch gehofft, dass er wenigstens mal vorbei kommt.“

,,Das war sicher nicht leicht für dich.“, stellte ich fest und streichelte Kevin über den Oberschenkel.

,,Nein, dass war es wirklich nicht. Ich war enttäuscht und verletzt und hatte keine Ahnung, was ich machen sollte. Na ja und dann wollte ich das alles einfach nicht mehr. Dann bist du gekommen und du warst so verdammt nett. Du hattest mir nichts getan, ganz im Gegenteil. Du hast mir geholfen. Da musste ich dir ja auch helfen, auch wenn ich dachte, dass du eher ein Arsch bist, aber das bist du nicht. Na ja und dann habe ich mich eben einfach für dich verantwortlich gefühlt.“

,,Verstehe. Dabei habe ich dir ja wirklich nie etwas getan, aber ich habe über dich nicht anders gedacht, bis ich dich kennen gelernt habe. Das du mir geholfen hast, hat mir dann gezeigt, dass du so schlimm nicht sein kannst und dann wollte ich dir eben auch helfen, was ich dann ja auch immer versucht habe.“

,,Ich bin dir auch sehr sehr dankbar dafür.“, sagte Kevin ehrlich und ich lächelte.

,,Ich bin dir auch sehr sehr dankbar. Immerhin hast du mir ja auch einiges geholfen und da auch wirklich immer alles gegeben hast.“

,,Zumindest habe ich mich bemüht.“

 

 

,,Das hast du auch immer wahnsinnig toll gemacht.“, sagte Kevin und hob seine Flasche an.

Auch ich nahm meine zur Hand und stieß meine gegen seine.

,,Auf uns.“, sagte Kevin und ich nickte mit einem Lächeln.

,,Auf uns.“

Ich trank einen Schluck und Kevin tat es mir auch gleich nach, bevor wir zeitgleich die Flaschen wieder auf den Tisch stellten und uns anlächelten.

Jetzt wusste ich wieso Kevin so distanziert war und vielleicht bekam ich ihn ja auch noch etwas weiter zu mir, wenn er jetzt bei mir bleiben würde.

,,Also bist du eigentlich weicher als du aussiehst oder dich gibst?“, fragte ich überrascht und war mir sicher, dass ich genau das nun in ihm erkannt hatte.

,,Ich weiß nicht, ob man das so nennen kann. Ich bin eben auch nur ein Mensch, dass ist ja klar, aber ich versuche meistens meine Gefühle zu verbergen. Ich habe einfach.... Angst.... verletzt zu werden.....“

,,Das kann ich verstehen, aber vielleicht wäre es einfacher, wenn du zumindest bei den Leuten denen du vertraust vielleicht einfach deine Gefühle zeigst, oder?“, fragte ich vorsichtig und Kevin sah mir tief in die Augen.

,,Meinst du so wie bei dir, zum Beispiel?“, hauchte er mir entgegen und ich nickte leicht.

Zu mehr kam ich nicht mehr, denn Kevin kam immer näher und näher und legte schließlich seine Lippen auf meine.

Erst zögerte er kurz, bevor er dann aber doch um Einlass bat, indem er mit seiner Zunge über meine Lippen streifte.

Nur zu gerne gewährte ich ihm den gewünschten Einlass und unsere Zungen fochten einen sanften Kampf aus.

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