Kapitel 11

 

Kurze Zeit später kam auch gleich ein Arzt zu uns ins Zimmer und ich konnte nichts dagegen machen, aber ich spannte mich automatisch an.

Dabei wollte ich das doch gar nicht und mich noch weniger verraten, wenn es Kevin vielleicht auch nicht tat, musste ich es doch nicht auch noch selber machen.

Der Arzt kam zu mir ans Bett und rüttelte heftig an mir.

,,Frege? Aufstehen! Genug geschlafen jetzt!“, fauchte er, aber ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen.

Wollte mich nicht zu erkennen geben und vor allem wollte ich nicht, dass er mich mit der zusammengeschlagenen Krankenschwester in Verbindung brachte.

Mit einem verächtlichen Schnauben ging er um das Bett rum und als sich die Schritte entfernten, war ich schon fast sicher, dass er zu Kevin gehen würde.

Innerlich seufzte ich und hoffte einfach, dass ich dem Skin vertrauen konnte.

,,Russell? Aufstehen!“, befahl er auch Kevin und von den Geräuschen her, rüttelte er auch heftig an Kevin.

,,Was ist denn los? Wo bin ich?“, hörte ich die verschlafene Stimme von Kevin und musste mir ein Lachen verkneifen.

Tolles schauspielerisches Talent hatte er auf jeden Fall, das musste ich ihm lassen.

,,Was hast du gesehen?“, fragte der Arzt und sah Kevin auffordernd an.

,,Jetzt gerade dich.“

,,Ich bin nicht zu scherzen aufgelegt, Russell! Sag mir, was du gesehen hast!“

,,Außer einem möchte gern Halbgott in weiß nichts. Ich bin gerade erst wach geworden. Was soll ich denn gesehen haben?“, fragte Kevin mehr als locker und ich musste grinsen.

So kannte ich Kevin und ja so wollte ich ihn auch sehen.

Immer und immer wieder.

 

 

,,Meine Krankenschwester wurde k.o. geschlagen!“

,,Was habe ich damit zu tun, wenn du nicht auf deine Schwester aufpassen kannst?“

,,Sie ist nicht meine Schwester, sondern meine Krankenschwester! Also, was hast du gesehen?“

,,Ich kann mich nicht erinnern Ihnen das Du angeboten zu haben, Doc. Also für Sie immer noch Herr Russell, wenn ich bitten darf. So viel Zeit muss sein. Außerdem sagte ich doch bereits, dass ich nichts dafür kann, wenn Sie Ihre Schwester nicht unter Kontrolle haben. Gesehen habe ich nichts, denn ich bin gerade wie sie sehen konnten wach geworden und bekanntlich kann man seine Umgebung nicht beobachten, wenn man schläft.“, sagte Kevin immer noch lässig und gähnte, um seine Worte zu untermalen.

,,Was ist mit Frege?“

,,Mit wem?“

,,Andreas Frege, dem Wrack neben Ihnen.“

,,Was weiß ich, was mit dem ist. Der interessiert mich genauso viel, wie ein Sack Reis in China.“

Der Arzt schnaubte erneut verächtlich und Kevin zuckte mit den Schultern, so gut ich sehen konnte, unter einem kleinen Spalt meiner Lider.

,,Fragen Sie ihn doch selber, oder noch besser, kümmern Sie sich doch um Ihre Schwester, wenn die k.o. geschlagen wurde, dann braucht die doch sicher mehr Hilfe, als wir, oder?“

,,Sie ist meine Krankenschwester!“, sagte er recht ungehalten und Kevin zuckte erneut mit den Schultern.

,,Sag ich doch, Schwester. Aber gut, wenn Sie auf Rollenspiele stehen, dann ist es eben ihre Krankenschwester, wobei Inzucht in Deutschland verboten ist.“

 

 

Wutentbrannt lief der Arzt auch gleich aus dem Zimmer und ließ und wieder alleine.

,,Danke.“, sagte ich leise und Kevin winkte ab.

,,Schon okay. Ich kenne den Idioten. Den bekommt man leicht aus der Fassung, aber wirklich gefährlich wird der nicht.“

,,Beruhigend.“, gab ich zu und dachte kurz über den Dialog nach.

,,Ist das wirklich seine Schwester?“, wollte ich dann aber doch noch wissen, schließlich hatte Kevin das ja mehrfach gesagt.

,,Nein, Quatsch. Die beiden haben nichts miteinander zu tun. Der Doc ist schon so alt, der bekommt wahrscheinlich nicht mal mehr einen hoch und die Krankenschwester ist lesbisch. Da hat sich schon so manch einer die Zähne dran ausgebissen, aber das weiß hier niemand.“

,,Woher weißt du das dann?“

,,Weil ich es auch versucht habe und sie es mir gesagt hat.“

,,Hmh.“, sagte ich traurig und fand den Gedanken daran, dass Kevin sich an Krankenschwestern ran machte so gar nicht toll.

,,Es war eher ein Mittel zum Zweck. Ich wollte raus und sie sollte mir helfen, also versuchte ich es eben auf diese Art und Weise, hat aber eben nicht funktioniert, weil sie lesbisch ist.“, zuckte Kevin mit den Schultern.

,,Aber warum sage ich dir das eigentlich? Ich bin dir doch keine Rechenschaft schuldig.“, hing er hinten ran und legte sich auf die Seite mit dem Rücken zu mir.

Mit einem Seufzen sah ich an die Decke und dachte erneut über die Worte von Kevin nach, die er eben dem Arzt gesagt hatte, als mir erneut in den Sinn kam, was er über mich gesagt hatte.

 

 

,,Kevin?“, fragte ich leise und bekam nur ein brummen zur Antwort.

,,Kann ich dich noch etwas fragen?“

,,Gibst du Ruhe wenn ich nein sage?“

,,Ich muss dich nicht fragen, wenn es dich stört, dann halte ich die Klappe.“

Ich hörte Kevin seufzen und bereute jetzt schon, dass ich gefragt hatte.

,,Nein, schon okay. Frag.“, sagte er dann aber doch und ich nickte, auch wenn er das nicht sehen konnte.

,,Hast du das eben ernst gemeint, was du dem Arzt gesagt hast?“

,,Was meinst du genau? Ich habe viel gesagt.“, stellte er die Gegenfrage und diesmal war es an mir zu seufzen.

,,Ich meinte das was du über mich gesagt hast und dem Reis, also das ich dir genauso egal bin, wie ein Sack Reis in China. Stimmt das?“, fragte ich vorsichtig und rechnete mit einem Donnerwetter.

Allerdings hörte ich erst einmal nur ein Seufzen des Skins, was ich nicht wirklich deuten konnte und hoffte, dass es nicht die Ruhe vor dem Sturm war.

,,Ist das wichtig?“, stellte er die Gegenfrage und ich spürte eine Traurigkeit in mir aufkeimen, denn das war wohl Antwort genug.

,,Mich hätte es eben interessiert.“, zuckte ich mit den Schultern, was Kevin ebenfalls nicht sehen konnte.

Erneut hörte ich den Sänger seufzen, bevor er zu einer Antwort ansetzte.

,,Ja. Ja, es war die Wahrheit.“, sagte er mit fester Stimme und ich schloss gequält die Augen.

Sofort spürte ich, dass Tränen in diesen brannten und sich kurze Zeit später auch schon ihren Weg über meine Wangen bahnten, ohne das ich etwas dagegen tun konnte.

Ich hatte keine Ahnung wieso, aber die Aussage verletzte mich mehr, als ich dachte und dabei kannte ich die Antwort doch eigentlich schon lange.

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