Kapitel 1

 

Als ich an diesem Morgen aufstand, wusste ich schon, dass es ein mehr als beschissener Tag werden würde.

Meinen Sohn hatten sie mir schon vorher weggenommen.

Ich hatte beinahe ein ganzes Jahr dafür gekämpft, dass er zu mir durfte.

Bis die ganzen Leute vom Jugendamt und und und überzeugt waren, dass der Kleine es bei mir besser hat als bei seiner Mutter verging eben Zeit.

Wobei der Kleine auch nicht mehr so klein ist, immerhin ist er schon 14 Jahre alt.

Aber jetzt ist er nicht mehr bei mir und ich leide jeden Tag aufs Neue darunter.

Er war und ist doch noch alles, was ich habe.

Sonst habe ich nichts und niemanden mehr.

Meine Familie existiert nicht mehr, außer mein Kleiner sind alle gestorben oder wollen nichts mehr von mir wissen.

Auch meine Bandkollegen haben sich von mir abgewandt, als ich vermehrt mit der Polizei zu tun hatte.

Der letzte aus meiner Bad war gegangen als ich meinen Sohn abgeben musste.

Das Jugendamt hatte vor meiner Türe gestanden und einfach gesagt das eine Kindeswohlgefährdung vorliegen würde und das sie meinen Kleinen nun mitnehmen würden.

Sie wollten ihn in ein Heim stecken, bis er eine Familie gefunden hatte, zu der er konnte oder bis seine Mutter überprüft war und er eventuell dort wieder hin könnte.

Es hatte mir mehr als nur einen Schlag in die Fresse und einen Stich ins Herz versetzt.

Sie hatten mir auch noch das letzte genommen, für das ich mein Leben überhaupt noch lebte.

Ich glaube ohne meinen Sohn hätte ich mir schon lange eine Kugel durch den Kopf gejagt oder ähnliches.

 

 

Mich verstand aber auch niemand, denn sonst würde sich doch mal einer meinen Problemen annehmen.

Oft genug hatte ich versucht zu reden, aber war immer nur auf taube Ohren gestoßen.

Entweder es hieß das gerade keine Zeit war oder das ich mich nicht so anstellen sollte.

Kein Wunder, dass mich keiner verstand, denn alle meine Jungs aus der Band hatten ein tolles Leben und das was sie wollten.

Dort gab es keine Probleme, oder sie hatten auch gleich eine Lösung dafür.

Diese hatte ich nicht und wusste doch auch nicht, was ich machen sollte.

Es konnte oder wollte mir ja auch scheinbar keiner helfen, sonst wäre ich ja nicht mit dem ganzen Scheiß alleine gewesen.

Dann musste es doch kommen, wie es kam.

Ich war schon seit einigen Jahren Drogenabhängig und griff auch immer wieder mal gerne zur Flasche, denn anders ging es eben bald nicht mehr.

Wusste ich doch auch keinen anderen Ausweg mehr.

Jedenfalls hatte ich das immer so geregelt, dass mein Sohn davon nichts mitbekam und er weiß es auch bis heute nicht, falls es ihm nicht mal jemand gesagt hat, was ich nicht glaube, denn das Wohl meines Sohnes interessiert ebenfalls niemanden, sonst hätten sie mir ihn nicht weggenommen.

Er hatte es immer gut bei mir und ich hatte auch immer gut für ihn gesorgt.

Es fehlte ihm an nichts und auch nach seinem Umzug von seiner Mutter zu mir hatte er schnell neue Freunde gefunden.

Da konnten sie mir ihn doch nicht einfach so wegnehmen.

 

 

Ich erinnere mich daran, dass es eine angenehme Sommernacht war, in der mein Sohn bei einem Freund geschlafen hatte, in den Sommerferien.

Hatte ich ihn doch auch noch dahin gebracht, wusste ich, dass er dort in guten Händen war.

Abends hatte ich die Nase voll vom zu Hause alleine sitzen und hatte mich auf den Weg in die nächste Kneipe gemacht.

Ich hatte vorher etwas genommen, das gebe ich zu, aber es schadete doch niemandem.

Eine Line Koks und der Alkohol später und mein Leben hatte sich schlagartig geändert nach der Nacht.

Ich saß eine ganze Weile in der Kneipe und hatte einen Whisky nach dem anderen getrunken.

Der Wirt kannte mich schon, aber auch der kümmerte sich nicht um mich, denn dem war nur wichtig, dass ich zahlte, was ich tat.

Es ging ihm nicht um den Menschen dahinter oder um seine Probleme, solange die Kasse klingelte, schenkte er auch immer wieder nach.

Vielleicht war auch gerade deswegen dieser Laden zu meiner Lieblingskneipe geworden.

Als ich an diesem Abend aus der Kneipe trat wurde ich auch gleich erwartet.

Drei mehr oder weniger Halbwüchsige standen vor der Kneipe und meinten provozieren zu müssen.

Erst hatte ich das alles belächelt, denn ich konnte damit umgehen, wenn einer unsere Musik scheiße fand und diese nicht hören wollte.

Aber dann ging es gegen meinen Sohn, den sie auch scheinbar kannten und da hatte ich einfach rot gesehen.

 

 

So schnell wie plötzlich die Fäuste flogen konnte ich mich nicht mehr wirklich beherrschen und hatte auf die drei Jungs eingeschlagen.

Als ich wieder zu Besinnung kam, lagen sie alle drei stark blutend vor mir und ich sah sie erschrocken an.

Konnte ich einfach nicht glauben, dass ich das gerade gemacht hatte.

Waren die drei doch selber noch fast Kinder.

Wie ich später raus gefunden hatte, waren sie 18, 19 und 21 Jahre alt.

Im ersten Augenblick wusste ich nicht, was ich machen sollte, aber besann mich dann doch, nicht wegzulaufen, sondern Hilfe zu holen.

Ich hatte mein Handy gezückt und auch gleich den Krankenwagen gerufen.

Dieser kam schnell und wollte auch sogleich wissen, was passiert war.

Ohne Umschweife sprudelte es aus mir raus und ich erzählte ihm alles.

Nur wenige Augenblicke später fand ich mich auf den Boden gedrückt und mit Handschellen um die Handgelenke wieder.

Die Polizei war gekommen, scheinbar hatte einer der Sanitäter diese nach meiner Beichte auch gleich gerufen.

Sofort wurde ich in das Auto gesetzt und auf das Revier gebracht.

Untersuchungshaft, was auch sonst.

Meinen Sohn habe ich seit dem Abend nicht mehr gesehen.

Das einzige was ich von ihm weiß, ist das er in einem Heim ist und das schon seit diesem Abend.

Ich hatte nicht mal die Chance es ihm zu erklären, denn ich musste ja in diesem bescheuerten Knast sitzen.

Mir war klar, dass mein Sohn mich dafür hasste, dass ich ihn alleine gelassen hatte, denn ich hatte ihm versprochen genau das nie zu tun.

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