Kapitel 3

 

Julian Pov

 

Ich spürte eine tiefe Verzweiflung in mir aufkeimen und hatte noch keine Ahnung, wie ich damit umgehen sollte.

War das alles viel zu grausam, um damit klar zu kommen und dennoch musste ich das irgendwann tun.

Das Leben würde schon weiter gehen.

Waren das nicht die Floskeln mit denen man in so einer Situation abgespeist wurde?

Darauf konnte ich wirklich dankend verzichten, denn das hatte ich doch schon zu genüge gehört.

Außerdem würde genau das auch kommen, wenn ich mir nun jemanden zur Hilfe suchen würde.

Ich wollte keine neunmalklugen Sprüche hören.

Entweder mir konnte jemand helfen oder nicht, aber auch das wagte ich zu bezweifeln, denn wer würde schon etwas dagegen machen können?

Schließlich konnte doch niemand Mario dazu bringen mich immer noch oder wieder zu lieben.

Langsam bezweifelte ich auch, dass er das überhaupt mal getan hatte.

Wahrscheinlich war ich wirklich nur ein Notstopfen für ihn, bis Marco gemerkt hat, was er an Mario hatte.

Mit einem Seufzen hievte ich mich schwerfällig an der Couch hoch und fühlte mich wie 80.

Ich ließ mich auf die Couch sinken und überlegte, was ich jetzt tun sollte.

Musste ich schließlich etwas tun und konnte ja nicht ewig hier sitzen bleiben.

 

 

Wobei ich das wohl am liebsten getan hätte.

Ich fuhr mit meiner Hand durch die Haare und seufzte.

Die Tränen, die nach wie vor über meine Wangen liefen, hatten schon kleine feuchte Flecken auf meiner Hose hinterlassen, die immer größer zu werden schienen, vom bloßen anstarren.

Ich schüttelte den Kopf und riss mich von den Flecken weg.

Würde mich das doch auch nicht weiter bringen wobei das plötzlich viel interessanter wirkte, als alles andere, was im Moment um mich herum passierte.

Erneut seufzte ich und versuchte krampfhaft mir etwas zu überlegen, was ich machen konnte, aber mir fiel einfach nichts ein.

Mein Kopf wirkte plötzlich wie leer, ebenso mein Herz und ich hatte das Gefühl keinen klaren Gedanken fassen zu können, ebenso, wie ich kein Gefühl für nichts aufbringen konnte.

Es war so, als hätte man mir in dem Moment die Gedanken und sämtliche Gefühle genommen.

Jetzt erst, verstand ich, was die Leute meinten, wenn sie sagten, dass ihnen das Herz herausgerissen wurde, denn so fühlte ich mich im Moment auch.

Wie eine Hülle, die weder denken noch fühlen konnte und Mario hatte mir mein Herz raus gerissen.

Damit hatte er aber noch nicht genug, denn er trampelte auch noch darauf rum und hatte es dann einfach liegen lassen.

Er hatte es genau wissen wollen und wollte nichts dem Zufall überlassen, beinahe so, als hätte er das schon von langer Hand geplant und es ist nur Zufall war.

Immerhin sollte es aussehen, als würde es plötzlich kommen.

 

 

Plötzlich aber, kam mir eine Idee und ich sprang von meiner Couch auf.

Wenn ich Mario schon nicht haben konnte, wollte ich auch keinen anderen mehr, also konnte ich die ganze Scheiße doch auch einfach vergessen und würde dem ganzen ein zwar wenig Heldenhaftes aber dafür effektives Ende setzen.

Mit schnellen Schritten ging ich in mein Badezimmer und nahm dort alle Tabletten die ich drin hatte mit raus.

Was es genau für welche waren, hatte ich nicht gesehen, war mir in dem Moment aber auch nicht wichtig.

Mein Weg führte mich gleich weiter in die Küche und dort nahm ich das größte Messer aus dem Schrank, was ich finden konnte und setzte es mich damit wieder zurück auf die Couch.

Eine ganze Weile spielte ich mit dem Messer noch in meiner Hand, bevor ich den finalen Schritt wagte und es an meinem Handgelenk ansetzte.

Kurz überlegte ich, mir einfach seinen Namen in die Haut zu ritzen, ließ es aber dann doch sein und entschied mich stattdessen das Messer längs in meinen Arm zu stechen und durchzuziehen.

Ich sah, wie das Blut aus dem Streifen in meinem Arm lief und auf den Boden tropfte.

Aber Schmerz empfand ich in dem Moment keinen.

Es war wie der Arm eines anderen dem ich dabei zusah, wie er immer mehr und mehr Blut verlor.

Auf dem Boden hatte sich schon eine kleine Pfütze gebildet, der ich aber keine sonderliche Beachtung schenkte.

 

 

Ich nahm die sorgfältig aus den Blistern gedrückten Tabletten, die ich auf dem Tisch vor mir liegen hatte in die Hand und schluckte diese nach und nach mit immer größer werdenden Schlucken Whisky, den ich mir ebenfalls aus der Küche mitgebracht hatte.

Sicher wusste ich, dass diese etwas brauchten um zu wirken, war aber sicher, dass sie ihre Wirkung mit dem Whisky schon erzielen würden und nahm bevor ich abdriften konnte nochmal das Messer zur Hand.

Diesmal setzte ich es aber an der linken Seite, ebenfalls am Handgelenk an.

Ich stach die Spitze sanft in meine Haut und sah das Blut an der Klinge runter laufen, aber Schmerz empfand ich auch hier keinen.

Also zog ich das Messer weiter runter durch die Haut und sah dabei zu, wie das Blut in immer größeren Rinnsalen über meinen Arm und aus der Wunde lief.

Normal müsste ich verdammt starke Schmerzen haben, aber diese hatte Mario mit meinen anderen Gefühlen einfach abgetötet.

Und falls er nicht alle getroffen hatte, so hatte ich wohl mein bestes getan mit den Tabletten und dem Whisky.

Denn ich war sicher, dass die auch den letzten Rest in mir getötet hatten und wenn es da irgendwas gab, was noch von mir übrig bleiben würde, dann war es wohl die leere Hülle auf der Couch, die aussieht wie ich, aber wo ich nicht mehr drinnen stecke.

Meine Sicht verschwamm und ich wusste, dass es Zeit wurde, der Welt leb wohl zu sagen.

Ich ließ mich zur Seite fallen und legte schwerfällig die Beine auf die Couch.

Die Hände faltete ich auf meinem Bauch zusammen und schloss die Augen.

Jetzt war ich bereit und mich würde nichts mehr davon abhalten.

Ich war bereit mich in die Schwärze, die mich umgab ziehen zu lassen.

Bereit zu sterben und alles hinter mir zu lassen, was mich quälte.

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Thema: Kapitel 3

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