Kapitel 5

 

,,Man Jez, dass ist echt kranker Scheiß. Der Brief den ich gerade in der Hand habe, fängt mit “Liebster Andreas“ an.“

,,Ja, aber dein Dad heißt doch Andreas.“

,,Schon, aber liebster Andreas?“

,,Ja, ist halt jetzt so. Lies schon vor.“

Mit einem Seufzen faltete ich den Brief richtig auf und atmete nochmal tief durch, bevor ich begann zu lesen:

 

`Liebster Andreas,

 

Ich verzehre mich nach deinem Körper und vermisse alles an dir.

Deinen Duft, deine Nähe, deinen unbeschreiblichen Körper und deine unglaublich braunen Augen, in denen ich mich immer wieder wie in einem großen Meer aus Schokolade verliere.

Deine Haare, so weich wie Samt, gleitet durch meine Finger wie feiner Sandstrand an einem schönen Urlaubstag.

Oh Liebster, wie gerne wäre ich nun bei dir, aber leider trennen uns Kilometer, die unüberwindbar scheinen.

In der Hoffnung dich bald wieder sehen zu können, küsse ich dich.

 

In Liebe dein K.R.´

 

Ich ließ eine Pause und musste schlucken.

War das alles doch etwas viel für mich und ich hatte keine Ahnung, was ich davon halten sollte.

Auch Jez schien den Schock zu verarbeiten oder nach Worten zu suchen, denn er sagte erst einmal nichts.

 

 

,,Okay, dass ist wirklich.... speziell....“, sagte er dann und ich lachte.

,,Speziell ist kein Ausdruck. Eher krank. Willst du noch mehr Briefe hören?“

,,Nein, danke. Mir reicht der eine, sonst muss ich wirklich noch kotzen.“

,,Schon okay, mir geht es ja nicht anders. Also glaubst du mir jetzt, dass die beiden eine Affäre miteinander hatten oder gar mehr? Ich meine K.R. Wer soll das denn sonst sein wenn nicht Kevin Russell?“

,,Ich habe keine Ahnung, aber K.R. gibt es doch auch häufiger. Kennst du sonst keinen, der solche Initialen hat?“

,,Nein, um ehrlich zu sein nicht. Aber dein Dad scheint auch etwas mit meinem Dad gehabt zu haben.“

,,Was?“

,,Ja, hier sind auch Briefe von deinem Dad. Die sind aber auch mit Stephen unterschrieben.“

,,Sind die auch so schlimm?“

,,Nein, ganz im Gegenteil. Das scheinen normale Briefe zu sein. Allerdings habe ich davon auch Fotos. Also zumindest miteinander gevögelt haben sie.“

,,Ja gut, aber das tun wir doch auch.“

,,Das stört mich auch nicht so sehr wie Kevin da. Aber ich schwöre, da hat mein Dad mir nie etwas von gesagt.“

,,Das ist doch ganz klar. Ich meine sagst du deinem Dad, dass du mit mir vögelst?“

,,Nein, dass geht den ja auch gar nichts an.“

,,Siehst du, und so geht dich das auch nichts an. Also solltest du die Sachen wieder weglegen und so tun, als hättest du sie nie gesehen.“

 

 

,,Also soll ich weiterhin tolerieren, dass mein Dad einen Nazi fickt?“

,,Du weißt ja gar nicht, ob das immer noch so ist. Warte doch erst einmal ab. Wenn ich wieder zu Hause bin, werde ich auch mal bei meinem Dad schauen, was der noch so hat. Vielleicht finde ich bei dem ja auch noch etwas. Aber dann musst du dich noch etwas gedulden und warten, denn noch bin ich ja in England.“

,,Ja, dann warte ich noch und werde dann solange noch die Klappe halten.“

,,Das ist besser so. Du Lenn, ich muss langsam wieder Schluss machen, meine Familie ist gekommen. Wir schreiben, ja?“

,,Okay und danke, bist wirklich der Beste.“

,,Danke, du auch. Bis später.“

,,Bis später.“

Mit diesen Worten legte ich dann auch schon auf.

Seufzend packte ich die Bilder und die Briefe wieder zusammen und machte mich damit auch gleich wieder runter in den Proberaum.

Ich verstaute die beides erneut in den Safes, schloss die Türe wieder ab und nahm mir noch eine Flasche Cola aus dem Keller mit nach oben.

Im Flur hing ich den Schlüssel zurück in den Schlüsselkasten und wollte gerade wieder in mein Zimmer gehen, als die Haustüre erneut aufging.

,,Was machst du denn schon wieder hier?“, fragte mein Vater immer noch mehr als sauer und ich seufzte mit einem genervten Augenverdrehen.

,,Ich habe mir etwas zu trinken geholt, oder darf ich das jetzt auch nicht mehr?“, fragte ich und hielt ihm die Flasche Cola unter die Nase.

,,Doch, aber jetzt wieder rauf auf dein Zimmer.“

,,Bleibst du jetzt hier?“, fragte ich weiter, bekam aber keine Antwort.

Stattdessen machte mein Vater sich auf den Weg nach oben in sein Arbeitszimmer.

 

 

In diesem schrieb er immer seine neuen Lieder und ich wusste, wenn er einmal darin verschwunden war, sah ich ihn auch so schnell nicht wieder.

Aber statt dann nach oben zu gehen, ging ich in die Küche und suchte dort im Kühlschrank nach etwas zu essen.

Als ich dann eine Packung Frikadellen erblickte, nahm ich diese an mich und ging samt Cola und Frikadellen nach oben in mein Zimmer.

Wenn mein Dad jetzt da war, konnte ich nicht mehr rauchen und seufzte leise.

Jetzt hatte ich nicht mal einen Grund raus zu gehen, denn außer mit Jez hatte ich sonst keinen Kontakt zu anderen Kindern.

Die dachten, dass ich mich für etwas besseres hielt weil mein Dad Musiker war oder weil wir Punks waren.

Da gab es viele Vorurteile, die uns immer wieder begleiteten.

Dabei waren wir doch nette, hilfsbereite Menschen.

Aber Vorurteile gab es wohl überall und damit mussten wir wohl auch leben.

Ich streckte mich auf meinem Bett aus, als ich ganz in der Nähe die Türe bei meinem Vater hörte und wie er dann runter ging.

Wohin genau konnte ich nicht sagen, dass juckte mich aber auch nicht wirklich.

Stattdessen überlegte ich eher, was ich tun könnte, war es doch wirklich mehr als langweilig ohne Jez.

Ich nahm mein Handy zur Hand und durchsuchte das nach Bildern, die ich mir angucken konnte.

Vielleicht hatte ich da ja auch eins von Jez bei, denn ich hatte im Moment das Bedürfnis mir dieses anzusehen.

,,LENN!!!! Komm her!!!!“, brüllte mein Vater von unten und seufzend legte ich das Handy beiseite, bevor ich mich ebenfalls auf den Weg nach unten machte.

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