Kapitel 4

 

Ich drückte die Zigarette im Aschenbecher aus und nahm die Briefe erneut zur Hand.

Die Bilder wollte ich mir erst einmal nicht mehr ansehen, aber die Briefe musste ich nun wohl lesen.

Als mein Handy dann erneut klingelte zuckte ich heftig zusammen, nur war es diesmal keine SMS, sondern ein Anruf.

Ich beruhigte mich schnell wieder, als ich sah, dass es Jez war, der anrief.

,,Hey Hübscher.“, nahm ich das Gespräch an und konnte Jez förmlich grinsen sehen.

,,Hey selber Hübscher. Was hast du denn entdeckt, dass es sogar dein Weltbild verändert?“, fragte er und mein Blick fiel erneut auf die Briefe.

,,Ach, dass ist nicht so wichtig, ich glaube ich habe übertrieben. Willst du mir nicht lieber erzählen, was mit dir los ist? Wie geht es dir in England? Vermisst du mich?“

,,Natürlich vermisse ich dich und es geht mir soweit auch ganz gut. Ist eben nicht Düsseldorf und eben nicht die Heimat, aber jetzt sag mir, was mit dir los ist. Irgendwas ist doch.“

,,Ich habe eben im Proberaum Briefe und Fotos gefunden.“, begann ich vorsichtig und war mir nicht sicher, was ich davon halten soll oder wie Jez dann über uns dachte.

,,Aber da spricht doch nichts gegen, oder?“

,,Gegen diese Art von Bilder schon.“

,,Wieso? Lenn, Bilder können doch wohl nicht so schlimm sein, oder?“

,,Oh doch, du hast diese nicht gesehen.“

,,Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich das will, wenn du das schon so sagst.“

,,Glaub mir, ich wollte es eigentlich auch nicht.“, sagte ich angewidert und drehte die Bilder neben mir rum.

 

 

,,Jetzt sag schon, was ist darauf?“, fragte Jez und war nun wirklich ernsthaft Neugierig.

,,Mein Dad.“

Sofort verfiel Jez in einen heftigen Lachanfall, den ich nicht so wirklich nachvollziehen konnte.

,,Was ist daran so lustig?“, fragte ich nach einer Weile in der ich merkte, dass er sich wieder zu beruhigen schien.

,,Lenn, es ist dein Dad. Er ist Sänger in einer berühmten Punkband. Es ist klar, dass Fotos von ihm existieren.“, sagte Jez immer noch lachend und ich schüttelte den Kopf.

,,Nein, nicht solche Fotos.“, sagte ich immer noch angewidert.

,,Was denn für Fotos?“

,,Nacktbilder.“, sagte ich dann vorsichtig und das Lachen am anderen Ende der Leitung war verstummt.

,,Lenn, nur weil ich der Meinung bin, dass du ein verdammt heißer Kerl bist, muss das nicht auch gleich für deinen Dad gelten. Das wollte ich mir weder vorstellen, noch es sehen.“

,,Glaub mir, ich wollte das auch nicht, aber wenn du das schon als schlimm ansiehst, dann erzähle ich dir besser, nicht, was ich da sonst noch so drauf gesehen habe.“

,,Was meinst du?“

,,Da ist noch ein anderer Mann.... Der ist auch nackt.... Na ja und es sind Bilder dabei, wie sie.... vögeln....“

,,Aber Lenn, wie viele Kerle hast du denn schon gevögelt.“

 

 

,,Einen.“, empörte ich mich auch gleich, sollte der mich hier nicht als männliche Schlampe hinstellen.

,,Ja, aber den dafür umso öfter.“

Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich an Jez Arsch dachte und er hatte auch wirklich einen mehr als geilen zu bieten.

,,Ja, aber bei uns ist das etwas anderes.“

,,Was ist denn daran anders?“, fragte er und verstand immer noch nicht.

,,Wir sind beide Punks.“

,,Was hat denn das vögeln mit unserem Punk Dasein zu tun?“

,,Ich ficke keine Nazis.“, kam es dann auch gleich aus mir raus und ich hörte Geräusche.

Offensichtlich hatte Jez das Handy fallen lassen.

,,Woher willst du denn wissen, dass dein Dad Nazis vögelt? Sieht der etwa so aus? Oder hat der auch diese abgedrehten Tattoos wie im Fernsehen?“

,,Nein, aber ich kenne seinen Namen.“

,,Wer ist es denn und wieso kennst du seinen Namen?“

,,Es ist Kevin Russell.“, ließ ich die Bombe dann platzen und bekam eine ganze Weile keine Antwort mehr.

Erst dachte ich, Jez hätte aufgelegt, aber dann hörte ich seinen Atem und wusste, dass er noch da war.

,,Das tut mir leid.“, sagte er dann und ich seufzte.

,,Mir auch. Ich kann es irgendwie noch nicht wirklich glauben, aber weißt du was das Schlimmste ist?“

,,Es geht ernsthaft noch schlimmer?“

,,Oh ja, leider schon.“

 

 

,,Will ich es wissen?“, fragte er und ich musste zugeben, dass ich es nicht wusste.

,,Ich habe keine Ahnung. Ich glaube eher nicht, denn ich wollte es auch nicht wissen.“

,,Sag es mir, ich glaube ich verkrafte es.“

,,Die beiden haben nicht nur einmal miteinander gevögelt und ich glaube auch, dass da noch mehr war, außer nur Sex.“

,,Wie kommst du denn darauf?“

,,Ich habe das im Gefühl. Außerdem habe ich so komische Briefe gefunden.“

,,Was für Briefe?“

,,Die habe ich noch nicht alle gelesen, aber die sind auch immer anders unterschrieben. Von der Schrift her dachte ich erst, dass es eine Frau sei, aber bei den Bildern bin ich mir da nicht mehr so sicher.“

,,Will ich wissen, was in den Briefen steht?“, fragte Jez und ich schüttelte den Kopf.

,,Nein, ich glaube nicht. Ich glaube das will ich auch nicht wissen.“

,,Aber Lenn, sieh es von der positiven Seite.“, versuchte er mich aufzubauen und ich schnaubte.

,,Was ist daran denn bitte positiv?“

,,Na ja dein Dad kann keine Kinder mit Kevin haben.“

,,Haha Jez, sehr lustig. Ich lache wenn ich Zeit habe.“

,,Ja, tut mir leid, der war nicht lustig. Aber vielleicht solltest du mal ein paar Briefe lesen. Ich meine ich bin bei dir am Telefon und wenn es dir hilft, dann kannst du mir die auch gerne vorlesen. Meine Eltern und Großeltern sind nicht da. Ich bin alleine.“

,,Also schön, aber wehe du musst kotzen, dann mache ich mit.“

,,Klar kein Thema. Jetzt mach schon.“, sagte Jez und ich nahm vorsichtig einen der Briefe zur Hand, den ich noch nicht gelesen hatte.

Umfrage

Hat euch das Kapitel gefallen?

Ja, war gut (0)
0%

Joa, war ganz okay (0)
0%

Es ging so, eher nicht (0)
0%

Nein, überhaupt nicht (0)
0%

Stimmen insgesamt: 0

Thema: Kapitel 4

Es wurden keine Beiträge gefunden.

Neuer Beitrag