Kapitel 14

 

Ohne mich noch einmal umzublicken, ging ich die Straße entlang.

Ich wollte nicht, dass mein Vater auf mich aufmerksam wurde.

Er hatte seine Chance verspielt und unter den Umständen wollte ich nicht mehr zu Hause sein.

Auch wenn ich bei Jez genauso wenig sicher war, wie er bei mir, so musste ich aber einfach zu ihm.

Es begann zu regnen und ich blickte gen Himmel.

Das musste ja jetzt auch noch kommen und konnte mich nicht verschonen.

Ich zog den Kapuzenpulli, den ich mir angezogen hatte enger um mich und die Kapuze auf meinen Kopf und gleich tief in mein Gesicht.

Mein Blick gen Boden gerichtet ging ich einfach weiter.

Ohne auf meine Umgebung oder ähnliches zu achten.

Nein, ich hatte nur noch ein Ziel und das wollte ich umsetzen.

Ich wollte zu Jez und dann würde ich weiter sehen.

Der Regen wurde stärker und ich seufzte leise, bevor ich mir eine der Zigaretten anmachte und sie in meiner Hand versteckte, damit sie nicht nass wurde.

Als ich dann an einer Bushaltestelle vorbei kam, stellte ich mich dort unter und lehnte mich mit dem Rücken gegen das Glas.

Hier waren keine Sitze und so musste ich stehen.

Gemütlich drückte ich noch einen Fuß hinter mir an die Scheibe und zog die Kapuze noch etwas tiefer in mein Gesicht, wollte ich nicht, dass mich einer erkannte und so brauchte ich meine Zigarette auch nicht mehr verstecken, denn sie konnte nicht mehr nass werden.

Alles andere interessierte mich in dem Moment nicht mehr wirklich.

Wieso sollte es auch?

Interessierte meinen Vater ja auch nicht, sonst wäre er anders mit mir umgegangen.

 

 

In aller Ruhe rauchte ich noch zu Ende und schnippte die Kippe dann auf die Straße.

Zufrieden blickte ich nochmal in den Himmel, aber dieser war so Wolkenverhangen, dass es wohl auch nicht mehr besser werden würde, heute.

Seufzend zuckte ich die Schultern und ging trotzdem weiter.

Ich hatte mein Ziel und das wollte ich schließlich auch erreichen und das möglichst bald.

Ohne auf Ampeln oder ähnliches zu achten ging ich über die Straßen, die nötig waren um dort anzukommen, wo ich hin wollte.

Allerdings führte das dazu, dass einige Autos anhalten mussten.

Aber auch das war nicht mein Problem und ich glaube in dem Moment hätte es mich nicht mal gestört, wenn mich eines der Autos angefahren hätte.

Natürlich passierte das nicht, denn das ist ja sowieso immer so.

Wenn man etwas unbedingt wollte, dann passierte es nicht.

Nein, solche Dinge passierten immer nur dann, wenn man sie nicht brauchen konnte.

Seufzend ging ich also weiter und meine Kleidung war schon wirklich mehr als durchnässt.

Wenn es so weiter regnen würde, dann wäre ich wohl bis auf die Haut nass, wenn ich bei Jez ankam, aber auch das war mir egal.

Einsam ging ich weiter und ließ alles, was mir mal etwas bedeutet hatte, hinter mir.

Ich wollte es nicht mehr und ich wusste, dass es nun wirklich an der Zeit war, dass auch wirklich hinter mich zu bringen und zu lassen.

Ja, ich verfolgte noch einen anderen Plan, aber dazu brauchte ich Jez.

 

 

Als ich an seiner Haustüre ankam, überlegte ich kurz, ob ich vielleicht klingeln sollte, aber dann würde Vom auf mich aufmerksam und dieser würde mich auch gleich an meinen Vater verraten, also entschied ich mich dagegen und ging lieber zur Garage.

In der Hoffnung das diese auf war, versuchte ich diese zu öffnen.

Sofort schlich sich ein Grinsen auf meine Lippen, als ich merkte, dass das Tor nachgab und tatsächlich offen war.

Ich suchte mir eine Leiter und nahm diese mit zu dem Fenster, wo ich wusste, dass es Jez gehörte.

Diese stellte ich dort hin und kletterte auch gleich daran entlang nach oben.

Doch bevor ich auf mich aufmerksam machen würde, wollte ich erst einmal sehen, ob Jez überhaupt da war und was er machte.

Dadurch konnte ich schon mal erahnen, ob der Stress mit seinem Vater schlimm war.

Jez war da etwas emotionaler als ich, aber das hatte mich noch nie gestört.

Ich blickte durch das Fenster und sah, dass der Jüngere auf seinem Bett lag.

Auf dem Bauch und das Gesicht tief in die Kissen vergraben.

Er schien Ärger gehabt und bekommen zu haben, was mir immer noch leid tat.

Aber vielleicht war auch das bald vorbei und dann würden wir auch wieder glücklich sein.

Ich seufzte, als ich mir das Bild eine Weile ansah.

Spielte sogar kurz mit dem Gedanken einfach weiter zu gehen und mich nicht bei ihm zu melden, aber das würde ich doch nicht über´s Herz bekommen, so musste ich wohl doch einfach jetzt da durch und hoffte, dass es nicht zu schlimm werden würde.

 

 

Ich spürte Tränen in meinen Augen brennen, die ich mit dem Handrücken wieder wegwischte, jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür.

Vorsichtig und bloß nicht zu laut klopfte ich an das Fenster bevor sich weitere Tränen bilden konnten.

Jez hob den Kopf und ich konnte deutlich sehen, dass der Jüngere auch geweint hatte, was mir auch gleich einen Stich ins Herz versetzte.

Sofort kam er zu dem Fenster und sah mich mit großen Augen an, nachdem er das geöffnet hatte.

,,Lenn. Was machst du denn hier?“, fragte er überrascht und ängstlich zugleich.

,,Ich wollte nicht mehr alleine sein. Du hast mir so sehr gefehlt. Hast du schlimmen Ärger von deinen Eltern bekommen?“

,,Nein, es ging schon. Komm rein.“

Ich kletterte rein, blieb vor ihm stehen und legte eine Hand auf seine Wange, um mit meinem Daumen seine Tränen wegzuwischen.

,,Warum weinst du denn, mein Hübscher?“

,,Ich habe dich vermisst und ich dachte ich könnte dich jetzt nie wiedersehen.“

,,Nein, du siehst mich doch jetzt schon.“

,,Zum Glück.“, sagte er mit einem kleinen Lächeln und ich drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.

,,Jez, ich möchte mit dir reden.“

,,Worüber?“, fragte er und schien schon zu merken, dass es nicht positiv war, denn er wirkte unsicher und angespannt.

,,Lass uns setzen.“, sagte ich und zog den Kleineren mit auf das Bett und dort auch gleich auf meinen Schoß, bevor ich ihn eng in meine Arme zog.

,,Ich möchte die Stadt verlassen und alles, was hier passiert ist hinter mir lassen.“, sagte ich dann leise und hoffte, dass er meine Entscheidung verstehen konnte.

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