Kapitel 16

 

,,Was fällt dir verzogenem Bengel eigentlich ein mich alleine zu lassen???? Ich dachte zumindest, dass die Freundschaft dir etwas bedeuten würde, aber da habe ich mich wohl auch geirrt!!!! Du kommst einfach so zu mir und verarschst mich, bevor du dich dann auch gleich wieder verpisst und mich alleine lässt???? Was soll das, Lenn???? Ich dachte du liebst mich und wenn du das schon nicht tust, dann dachte ich wenigstens ich sei dir als Freund wichtig!!!!“

Aus Reflex hatte ich die Hand an meine Wange gelegt, als mich der Schlag traf und dann wurde mir auch bewusst, dass Jez vor mir stand.

Er war nicht wirklich sauer, enttäuscht, verletzt und verzweifelt traf es besser.

Auch aus diesem Grund hatte er mich geschlagen, dass war mir gleich klar.

Gewalttätig war er nie und das würde er wohl auch nie sein.

Vor allem mir gegenüber nicht, denn ich wusste, dass er mich wirklich liebt.

,,Es tut mir leid, Jez. Aber was hätte ich denn machen sollen? Ich meine ich muss hier einfach weg. Verstehst du denn nicht?“, sagte ich und war nun ebenfalls mehr als verzweifelt.

,,Aber du kannst doch nicht ohne mich abhauen. Ich meine ich verstehe doch, dass du weg willst, aber doch nicht ohne mich.“, sagte er mit Tränen in den Augen und sank vor mir auf die Knie.

Sofort war ich an seiner Seite und sank ebenfalls auf die Knie, bevor ich ihn eng in meine Arme zog.

Er krallte sich eng in meinen Pulli und ich zog ihn ebenfalls eng an meinen Körper.

,,Ich wollte doch auch eigentlich nicht ohne dich gehen, aber was hätte ich denn machen sollen? Ich meine ich wollte doch nur nicht, dass du noch mehr Ärger bekommst.“

 

 

,,Das ist mir aber doch egal, solange ich bei dir bin. Mit dir an meiner Seite schaffe ich doch alles. Aber ohne dich geht doch nichts mehr. Du darfst mich auf keinen Fall alleine lassen.“

,,Ich lasse dich auch nicht mehr alleine. Aber wir müssen uns dann überlegen, wo wir hingehen.“, sagte ich und streichelte durch seine Haare, die ebenfalls tropfnass waren.

,,Dann gehen wir eben zusammen. Ich meine dann gehen wir zusammen von hier fort und dann kann uns auch nichts mehr trennen, okay?“, fragte ich und drückte einen Kuss auf seine Lippen.

,,Wo willst du denn hin?“

,,Ich habe keine Ahnung. Aber ich habe noch etwas Geld und das können wir sicher nutzen, um eine Zeit klar zu kommen. Vielleicht in ein Hotel zu gehen, oder so. Muss ja nicht das teuerste sein.“

,,Ich habe auch noch Geld. Lass uns das holen gehen. Hier können wir noch. Wenn wir woanders sind können wir das nicht mehr holen, sonst wissen unsere Väter doch gleich wo wir sind.“

,,Das ist eine super Idee. Dann gehe ich mein Konto auch noch leer machen. Da ist auch noch etwas drauf.“, sagte ich, stand auf und zog Jez gleich mit auf die Beine.

Sofort griff ich nach seiner Hand und Jez verschränkte unsere Finger miteinander.

,,Dann lass uns gehen, dass ist wirklich eine gute Idee.“, pflichtete Jez mir bei und gemeinsam machten wir uns auf den Weg zu dem nächsten Geldautomat, den wir finden konnten und machten dort unsere Konten leer.

Wenn wir das Geld zusammen legten, hatten wir wirklich einiges zusammen und so war die nächste Zeit auch sicher gut überbrückbar.

Vielleicht ja sogar solange, bis wir einen Job oder ähnliches gefunden hatten.

Denn der war nun wohl mehr als angebracht, wenn wir sonst nichts mehr hatten.

 

 

Nachdem wir die Konten dann leer gemacht hatten, sah ich Jez fragend an.

,,Jetzt wissen wir aber immer noch nicht wohin.“, sagte ich seufzte, während ich mit meiner Hand durch meine Haare strich.

,,Lass uns zum Bahnhof gehen und dann können wir uns da immer noch in den nächsten Zug setzen und dann schauen wir einfach mal, wo es uns hin verschlägt.“, zuckte Jez mit den Schultern.

,,Ja, das klingt lustig. Dann lass uns zum Bahnhof gehen. Ich finde wir sollten so schnell wie möglich von hier weg. Nachher haben unsere Väter gecheckt, dass wir weg sind und wenn die nach uns suchen, dann finden die uns nachher auch noch.

Das muss ja nicht sein, oder?“

,,Nein, da hast du Recht.“, sagte Jez und gemeinsam machten wir uns dann auf den Weg zum Bahnhof.

Nachdem wir dort ankamen, setzten wir uns dorthin und warteten auf einen Zug.

,,Glaubst du es kommt noch einer?“, fragte Jez nach einer Zeit und zog sich eine Packung Zigaretten aus der Hosentasche.

,,Ich habe keine Ahnung, aber ich hoffe es.“, sagte ich und wollte meine ebenfalls aus der Hosentasche ziehen, als Jez mich abhielt.

Aber noch bevor ich etwas sagen konnte hielt er mir auch schon eine Zigarette unter die Nase, die ich auch gleich dankend annahm.“

Jez machte sich dann auch noch eine Zigarette an und gemeinsam rauchten wir eine, bevor dann die Anzeige umsprang und ein Zug angezeigt wurde.

,,Schau mal, da kommt ein Zug. Lass uns den nehmen.“

,,Willst du Tickets kaufen?“, fragte Jez und ich schüttelte den Kopf.

,,Nein, dass sind nur Ausgaben, die wir nicht wirklich brauchen. Lass uns schwarz fahren und sehen, wie weit wir kommen.“

 

 

Ich schnippte die Zigarette auf die Gleise, und sah Jez fragend an.

Auch dieser schnippte seine Weg und stand auf.

,,Wo willst du denn jetzt schon wieder hin?“, fragte ich verwirrt und Jez lachte.

,,In den Zug. Was willst du denn sonst? Du hast doch eben noch selber gesagt, dass wir hier so schnell wie möglich weg müssen.“

,,Ja, du hast ja Recht.“, stimmte ich zu und stand ebenfalls auf.

Gemeinsam machten wir uns auf den Weg in den Zug und suchten uns dort ein Abteil, in dem wir alleine waren.

Das wir hier auch noch einen ICE erwischt hatte, störte uns bei weitem nicht.

So weit wie möglich weg, in möglichst geringer Zeit.

Dafür war ein ICE doch wirklich perfekt geeignet.

Hast du eigentlich zugehört wo der Zug hinfährt oder wo der endet?“, fragte Jez und ich schüttelte den Kopf.

,,Nein, dass ist mir aber auch egal. Denn ich hoffe einfach, dass wir weit weg kommen und das möglichst unbemerkt.“

,,Ja, dass hoffe ich natürlich auch.“

Jez kam zu mir und kuschelte sich an meine Seite.

Sofort legte ich einen Arm um den Jüngeren und er seinen Kopf auf meine Schulter.

Vorsichtig streichelte ich ihm über die Seite, bevor er die Augen zu machte und kurze Zeit später offensichtlich eingeschlafen war.

Seufzend drückte ich ihm einen Kuss auf den Kopf und sah aus dem Fenster.

Der Zug setzte sich in Bewegung und wir verließen Düsseldorf.

Nun konnte ich alles, was ich nicht mehr brauchte und mir im Weg stand hinter mir lassen und ein neues Leben beginnen.

Mit Jez und ohne nervige Eltern, die einem das Leben nur noch schwerer machten.

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