Kapitel 8

Jürgen Pov

Ich hatte keine Ahnung, mit wem und worüber Michael sich unterhielt, aber das störte mich auch nicht wirklich.

Stattdessen hatte ich jetzt nur Augen, Ohren und Gedanken für Julian.

Ich hatte keine Ahnung, ob ich mich in ihn verliebt hatte, eigentlich konnte ich das ja auch gar nicht, denn ich hatte ja Ulla, aber es störte mich nicht wirklich, dass sie weg war.

Viel mehr störte es mich, dass ich alleine war und Julian nicht bei mir.

Das alles konnte ich nicht wirklich verstehen, denn er war doch auch nur ein Spieler wie jeder andere.

Er könnte mein Sohn sein, dass ist aber auch alles.

Wenn ich bedachte, dass Marc und Dennis älter waren als Julian fuhr mir ein eiskalter Schauer über den Rücken.

Aber es hieß ja auch immer, dass man gegen Gefühle bekanntlich nichts machen konnte.

Michael kam zurück ins Wohnzimmer und schien nicht wirklich begeistert von seinem Gespräch.

,,Lief nicht gut?“, fragte ich und sah ihn genauso an.

,,Nein, nicht wirklich. Ich bin irgendwie etwas verwirrt, aber das ist schon okay. Ich sollte dich nicht mit meinen Problemen nerven, wobei es auch um dich ging.

,,Wieso? Was ist denn los?“, fragte ich verwirrt und hatte immer noch keine Ahnung, worum es ging und wer angerufen hatte.

,,Ach Julian hat angerufen.“, sagte er und winkte ab.

Sogleich wurde ich hellhörig, als ich hörte, dass das Schalkejuwel angerufen hatte.

,,Was wollte er denn?“, fragte ich auch gleich und wollte es natürlich gleich wissen.

,,Ach, dass war nicht so wichtig. Ich habe es schnell mit ihm geklärt.“

,,Willst du es mir nicht sagen?“

,,Nein, ich glaube nicht, dass ich dir das sagen will.“

,,Wieso nicht? Ich meine du kannst mit mir doch über alles reden.“

,,Ja, dass tue ich auch, wenn ich das will, aber es gibt Dinge zwischen Himmel und Hölle, die ich besser nicht mit dir bespreche und das gehört definitiv dazu. Sei mir nicht böse, ist aber so.“

,,Ich verstehe das ja auch, aber ich würde es gerne wissen, wenn es um Julian geht.“

,,Das glaube ich dir, aber es ist besser, wenn ich dir darüber erst einmal nichts sage. Du musst ja auch nicht alles wissen.“

,,Aber alles was mich interessiert.“

,,Jürgen!“

,,Ja, schon gut, ich halte ja schon die Klappe.“, sagte ich mit erhobenen Händen.

Wusste ich doch auch so, dass ich das noch raus bekommen würde, wenn ich das wissen wollte, ich musste mich nur etwas mehr anstrengen.

Aber dazu würde ich später kommen, denn auch da hatte ich schon einen Plan.

,,Was mache ich denn jetzt mit Julian?“, fragte ich, um das Thema nicht ganz zu verlieren.

,,Ja, das was ich dir bereits sagte. Finde heraus, was du wirklich willst und dann kannst du immer noch aktiv werden oder aber nicht. Allerdings solltest du dir Gedanken machen, was du eigentlich willst, denn Ulla und Julian kannst du ja wohl kaum beide halten, es sei denn du adoptierst Julian.“

Ich sah ihn schockiert an, denn das konnte der Sportdirektor jetzt doch wohl nicht ernst meinen.

,,Das ist nicht dein Ernst, oder?“

,,Nein, aber es wäre eine Möglichkeit.“

,,Dann wäre er aber quasi mein Sohn und dann kann ich nicht mit ihm vögeln.“

,,Willst du das denn?“

,,Was? Mit ihm vögeln?“, fragte ich verwirrt und Michael nickte.

,,Wenn ich mich in jemanden verliebt habe, dann will ich auch mit ihm vögeln, dass ist der normale Lauf der Dinge und das kann ich nicht, wenn ich ihn adoptiere. Dann habe ich das Gefühl ich müsste mit Marc oder Dennis vögeln und das geht ja mal gar nicht.“

,,Nein, da hast du recht. Außerdem hat Julian soweit ich weiß seine Eltern ja auch noch.“

,,Ja, da komme ich sowieso so schnell nicht dran. Aber ich will ihn ja auch gar nicht adoptieren.“

,,Aber vielleicht würde es mir weiterhelfen, wenn ich wüsste, was du eben mit ihm besprochen hast.“

,,Nein, dass glaube ich nicht.“

,,Das weißt du aber nicht, sondern du glaubst nur, dass es nicht so ist.“

,,Jürgen!“, sagte Michael warnend und ich blickte ihn unschuldig an.

,,Was denn?“

,,Hör auf, sonst sage ich es dir doch noch und stürze dich in dein Unglück.“

,,Wieso in mein Unglück? Ich will es glaube ich gar nicht wissen. Oder will ich es doch? Doch, ich will es wissen, sag es mir.“

Michael seufzte, bevor er mich ansah.

,,Also schön. Julian hat mich angerufen, weil er den Verein wechseln will.“

,,Was? Wohin?“

,,Wenn er mich anruft, dann will er wohl auch zu uns, oder?“

,,Aber das geht doch nicht. Das hast du doch nicht zugelassen, oder?“

,,Er ist ein guter Spieler und ich habe ihm gesagt, dass er mit Horst reden soll.“

,,Das geht nicht, Michael. Das muss ich verhindern, wenn du das schon nicht machst. Nachher lässt Horst ihn gehen und dann ist er bei uns, dass geht gar nicht. Nein, ich muss ihn anrufen.“, sagte ich und sprang auch gleich auf und suchte nach meinem Telefon.

Als ich das aber nicht fand, lief ich fluchend durch die Gegend.

Wo konnte das dumme Ding denn nur sein?

Immer musste ich das suchen gehen und meistens hatte Ulla das, aber wenn sie nicht da war, dann war es frei und auch dann fand ich es nicht.

,,Weißt du was? Ich glaube ich fahre am besten dahin.“

,,Aber das Telefon liegt doch hier, Jürgen.“, sagte Michael und sah mich verwirrt an.

,,Ja, aber das bringt nichts. Ich glaube ich fahre am besten gleich dahin, also zu Julian, oder noch besser zu Horst ins Büro. Das ist es. Ich fahre auf Schalke und dann zu Horst. Anders geht es doch nicht.“, sagte ich und zog meine Schuhe an.

,,Aber was ist denn mit mir?“, fragte Michael verwirrt und ich zuckte die Schultern.

,,Entweder du bleibst hier und wartest auf mich, oder du gehst einfach nach Hause. Dann zieh die Türe einfach hinter dir zu, ich habe einen Schlüssel. Wir sehen uns dann ja morgen oder später. Bis dann Michael.“, sagte ich schnell und lief nach draußen zu meinem Porsche.

In diesen sprang ich auch schon förmlich rein und machte mich auf den schnellsten Weg nach Gelsenkirchen und auf Schalke, zu Horst, in der Hoffnung, dass es noch nicht zu spät war.