Kapitel 10

 

Jürgen Pov

 

Scheinbar hatte ich es noch pünktlich geschafft und Julian und der Sportdirektor sahen mich verwirrt an, als ich den Raum gestürmt hatte, aber das war mir egal, denn ich wollte nur verhindern, dass der Kleinere einen so großen Fehler machte.

,,Aber warum willst du mich denn nicht bei dir haben?“, fragte er und wirkte nicht wirklich begeistert, dass ich so reagierte.

,,Weil ich der Meinung bin, dass du einfach auf Schalke gehörst. Du bist ein Schalker Junge und du hast beim BVB einfach nichts verloren.“

,,Aber ich will bei dir sein und will wechseln. Wir haben doch hier schon soweit alles fertig gemacht.“

,,Nein, gibt es nicht. Ich habe auch schon mit Michael gesprochen und wir sind uns einig.“

,,Also sind wir uns auch einig? Wir wollen Julian eigentlich auch nicht abgeben.“, sagte Horst und ich nickte.

,,Dann sind wir uns definitiv einig. Wir wollen Julian nicht haben und ihr nicht abgeben, dann ist ja alles okay. Dann bin ich ja auch noch pünktlich hier gewesen.“

,,Ihr versteht es überhaupt nicht.“, sagte Julian mit Tränen in den Augen und ich seufzte.

,,Natürlich verstehen wir dich, Julian aber so kann es doch auch nicht weiter gehen.“, versuchte ich ruhig auf ihn einzugehen, aber dieser schüttelte nur weiterhin den Kopf.

Die Tränen rannen mittlerweile über seine Wangen und ich wusste doch auch langsam nicht mehr was ich noch machen sollte.

Julian nahm es mir ab indem er aufsprang und raus lief.

 

 

Fragend blickte ich Horst an, der nur mit den Schultern zuckte.

,,Weißt du wo er hin will?“, fragte ich und Horst schüttelte den Kopf.

,,Nein, versuch es mal in der Nordkurve.“

,,Komme ich da so rein?“, fragte ich und er nickte.

,,Wenn Julian rein gekommen ist, dann kommst du das auch.“

,,Dann mache ich mich mal auf den Weg dorthin.“, sagte ich mir einem Nicken und machte mich auch gleich auf den Weg zur Arena.

Dort musste ich mich erst einmal den Weg zur Kurve suchen, denn den kannte ich nicht.

Klar war ich schon öfter da, aber noch nie in dieser Kurve, immer nur auf der Trainerbank und in der Gästekabine.

Ich suchte mir den Weg und fand ihn tatsächlich auch nach einer Weile.

Auch Julian fand ich nach einer Weile, der sich tatsächlich in die Kurve gesetzt hatte.

,,Wieso bist du denn weggelaufen?“, fragte ich und setzte mich neben ihn in die feindliche Kurve.

Aber Julian antwortete nicht, sondern schniefte nur verächtlich.

,,Mensch Julian, es ist besser so, bitte glaub mir doch.“

,,Aber ich will doch bei dir sein und ich will doch auch bei dir spielen. Du bist nun mal der Beste.“

,,Aber es geht nicht darum ob ich gut bin oder nicht, sondern nur um deine Gefühle und da sehe ich ein Problem.“

,,Wieso? Ich meine es ist doch alles okay. Ich komme zu euch und trainiere bei euch. Ich werde auch keine Ansprüche stellen.“, schniefte er.

 

 

Diese Aussage brachte mich zum Grinsen und ich wusste, dass auch Julian früher oder später Ansprüche stellen würde.

,,Die würdest du auch stellen.“, sagte ich und zwickte ihm in die Seite, was ihn auch gleich zusammen zucken ließ.

,,Bist du etwa kitzlig?“, fragte ich weiter und begann ihn zu kitzeln.

Julian rollte sich auch gleich lachend durch die Kurve und ich kitzelte ihn weiter.

In dem Moment waren alle negativen Gedanken beiseite geschoben.

War das auf jeden Fall Musik in meinen Ohren, dass es dem Kleinen offensichtlich wieder besser ging.

,,Ist jetzt wieder besser?“, fragte ich nach einer Weile und wollte dem Kleineren erst einmal wieder die Möglichkeit geben zu Atem zu kommen.

,,Jetzt hast du mich wieder daran erinnert.“, sagte er und senkte den Blick.

,,Aber immerhin weinst du jetzt nicht mehr.“

,,Hmh.“

,,Verstehst du mich denn gar nicht?“, fragte ich und seufzte.

,,Doch, ich verstehe dich, aber du mich nicht.“

,,Doch ich verstehe dich auch, Julian, Aber du kannst doch nicht einfach deinen Verein wechseln weil du dich verliebt hast. Jetzt stell dir mal vor du wechselst den Verein und kommst zu uns, was hast du dann davon? Ich habe Ulla. Julian, ich bin verheiratet. Mit einer Frau.“

,,Das ist ein Grund, aber kein Hindernis. Es gibt Scheidungen.“

,,Das will ich aber nicht. Ich bin glücklich in meiner Ehe.“, log ich und hoffte, dass ich nicht auffallen würde.

,,Verstehe.“, sagte er und hatte erneut die Tränen in den Augen.

Seufzend sah ich diesen an und hatte keine Ahnung, was ich noch sagen sollte.

 

 

,,Und jetzt stell dir mal vor du wechselst zu uns und verliebst dich in zwei Jahren in einen anderen Kerl. Dann kannst du doch nicht wieder den Verein wechseln, nur weil der andere Kerl dann vielleicht bei Verein XYZ spielt.“

Julian nickte und schien mich zu verstehen.

,,Es tut mir wirklich leid, Julian. Wirklich. Aber es geht leider nicht anders.“

,,Ja, ich verstehe das doch. Ich weiß auch was du meinst.“

,,Dann verstehst du auch sicher, dass es nicht geht, oder? Ich meine du bist doch ein schlauer Junge.“

,,Danke.“

,,Nichts zu danken, ist doch nur die Wahrheit. Außerdem hab ich für dich schon verdammt viel auf mich genommen. Immerhin sitze ich hier in der Schalker Nordkurve und das als Borusse, da kannst du dir auf jeden Fall was drauf einbilden.“

,,Das mache ich doch auch.“

,,Ich hab mir einfach Sorgen um dich gemacht. Ich wusste doch auch nicht, was mit dir los ist.“

,,Ich fand es einfach nicht toll, dass ich nicht zu euch wechseln durfte, aber wenn es nicht geht, dann muss ich das eben so akzeptieren.“

,,Das ist definitiv die richtige Einstellung. Ich helfe dir auch gerne so gut es geht, aber dazu musst du eben deine Gefühle in den Griff bekommen.“

Auch wenn ich selber noch keine Ahnung hatte, was jetzt mit meinen Gefühlen war und was das alles eigentlich sollte, so war es doch definitiv besser, wenn er versuchte seine in den Griff zu bekommen.

Ich würde dann auch alleine klar kommen früher oder später, denn ich hatte wie ich ihm ja auch bereits gesagt hatte immer noch Ulla, um die ich mich ja auch noch kümmern musste.

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