Kapitel 10 - Ein ungewolltes Coming out

 

Manuel war selten so schnell in der eigentlich verhassten Stadt wie jetzt.

Es kam ihm vor als würde er über die Straße fliegen.

An der Klinik angekommen lief er zum Eingang und sprintete die Treppen hoch.

Er hatte keine Zeit noch auf den Aufzug zuwarten.

Er rannte zur Intensivstation und machte erst vor der Türe halt.

Er klingelte.

Eine Schwester öffnete und sah ihn an.

,,Guten Tag, was kann ich..."

,,Neuer. Ich muss zu Herrn Großkreutz. Sie hatten angerufen.", unterbrach der Keeper sie.

Die Schwester trat beiseite und schon hörte Manuel wie Kevin brüllte.

,,Ich will Manuel. Hol ihn nach hier du Schlampe."

Dann hörte Manuel eine weibliche Stimme.

,,Herr Großkreutz, wir haben Herrn Neuer schon Bescheid gesagt und er sagte er wäre in 45 Minuten hier."

,,Du hast den doch gar nicht angerufen. Das sagst du doch nur um mich zu beruhigen. Ich will jetzt Manuel. SOFORT!", hörte Manuel wieder die Stimme von Kevin.

Manuel sah die Schwester an.

,,Bitte, gehen Sie zu ihm und beruhigen ihn. Er lässt sich von uns nicht beruhigen.", bat die Schwester Manuel und sie wirkte etwas verzweifelt.

Manuel nickte.

Er wandte sich der Türe zu und sah das diese verschlossen war.

Manuel klopfte, wartete allerdings nicht und ging direkt rein.

 

 

Kevin saß in dem Bett und eine Schwester stand zu seinen Füßen und versuchte Kevin zu bändigen.

Manuel ging an das Bett und als Kevin Manuel sah wurde der auf der Stelle ruhig.

Die Schwester sah zwischen Manuel und Kevin hin und her.

,,Es tut mir leid, Sie können jetzt gehen. Ich bin jetzt bei ihm. Ich werde mit ihm reden.“

Die Schwester nickte und verließ den Raum.

Manuel wandte sich an Kevin.

,,Was machst du denn hier für einen Aufstand?", fragte Manuel.

,,Ich wollte dich sehen. Du hast mir gefehlt."

Manuel musste grinsen.

,,Aber ich hab dir doch gesagt das ich heute Nachmittag nochmal wieder komme. Da brauchst du doch hier nicht das ganze Krankenhaus auf Trab halten.", sagte Manuel liebevoll.

,,Das hat mir aber zu lange gedauert", sagte Kevin und er wirkte etwas trotzig.

Manuel musste erneut grinsen.

,,Was haben denn die Untersuchungen ergeben?"

,,Nichts auffälliges. Der Arzt meinte ich hatte mehr Glück als Verstand. Wenn jetzt die Blutergebnisse noch gut sind komme ich heute noch auf eine normale Station."

,,Das wäre ja toll. Waren deine Eltern schon hier?", fragte Manuel.

,,Nein. Ich möchte sie aber auch im Moment nicht sehen. Ich bin froh das du da bist.", sagte Kevin.

Manuel nickte.

,,Wieso willst du das wissen?", fragte Kevin.

,,Na nicht das die nachher kommen und ich bin noch hier. Das gäbe sicherlich einige Diskussionen. Ich glaube das wäre nicht das was du dir jetzt leisten kannst. Du hast dich eben schon viel zu sehr aufgeregt."

,,Aber mir geht es doch wieder besser."

,,Ja, aber nicht gut sonst wärst du nicht hier."

Kevin sagte nichts mehr.

 

 

Plötzlich klopfte es an der Türe.

Die Schwester die eben bei Kevin am Bett stand steckte den Kopf durch die Türe.

,,Herr Großkreutz, Sie haben Besuch. Ihre Eltern sind da.", sagte sie.

,,Ich möchte sie nicht sehen.", sagte Kevin.

Manuel sah Kevin erstaunt an.

Die Schwester nickte und ging wieder raus.

,,Warum willst du denn deine Eltern nicht sehen?" fragte Manuel.

,,Weil du da bist und du bist mir wichtiger als meine Eltern."

,,Aber Kev, das kannste..."

,,Halt die Schnauze Neuer! Küss mich lieber.", sagte Kevin.

Manuel beugte sich runter und küsste Kevin.

Es war ein sehr leidenschaftlicher und fordernder Kuss.

Nachdem die beiden sich wieder voneinander lösen konnten sah Kevin Manuel an.

,,Ich wäre gerne weiter gegangen, Manu."

,,Was meinst du?"

,,Ich hätte gerne mit dir gefickt."

Manuel musste grinsen.

,,Das holen wir nach wenn du wieder zu Hause bist."

,,Hmh. Und noch viel viel mehr.", sagte Kevin.

,,Was meinst du?"

,,Das wirst du dann noch sehen.", sagte Kevin und zwinkerte Manuel zu.

Manuel musste erneut grinsen.

Es schien Kevin wirklich wieder besser zu gehen und das machte ihn glücklich.

,,Wann bekommst du denn Bescheid wegen deinen Ergebnissen?"

,,Ich denke gleich. Der Arzt meinte er würde gleich wiederkommen."

Manuel nickte.

Kevin nahm die Hand von Manuel.

Beide schwiegen.

 

 

Plötzlich ging die Türe auf.

Kevin´s Eltern stürmten rein und auch die Schwester kam hinterher.

,,Es tut mir leid Herr Großkreutz, ich konnte sie nicht mehr aufhalten.

,,Schon okay.", sagte Kevin.

,,Warum willst du uns denn nicht sehen, Junge?", fragte Kevin´s Mutter Pia.

Kevin antwortete nicht.

Erst jetzt bemerkte der Vater Manuel.

,,Was machst du denn hier? Du bist doch dieser scheiß Schalker der nicht weiß was es heißt seinen Verein zu lieben und zu ehren.", sagte Kevin´s Vater Martin.

,,Papa, bitte hör auf.", meldete sich nun Kevin zu Wort.

,,Was macht der denn eigentlich hier? Wieso lässt du ihn zu dir und uns nicht? Kevin, wir sind deine Eltern.", sagte Martin weiter und es war ihm anzusehen das er immer wütender wurde.

,,Lass doch gut sein Papa.", drängte Kevin Martin.

,,Nein, ich will wissen was der hier macht."

Martin sah Manuel erwartungsvoll an.

,,Ich... Ich...", begann Manuel.

,,Er kommt mich besuchen.", sagte Kevin.

,,Du bist Dortmunder, Junge. Was machst du mit so einem verlogenen drecks- Schalker?"

,,Jetzt halt aber mal die Luft an!", polterte Kevin.

Pia war erschrocken über ihren Sohn und sah ihn entsetzt an.

,,Wie kannst du es wagen deinen Vater so anzuschreien? Das ist Respektlos!", donnerte jetzt auch der Vater von Kevin.

,,Dann hör doch auf Manu zu beleidigen. Er hat dir doch überhaupt nichts getan!"

,,Er ist Schalker das reicht doch schon! Du bist Dortmunder! Es gehört sich nicht mit einem Schalker befreundet zu sein!"

,,Wer sagt denn das wir befreundet sind?", brachte Kevin raus und war sichtlich sauer.

,,Wie willst du das denn sonst nennen wenn du dich mit diesem... Kerl rum treibst.", brüllte Martin.

,,Kev, ich glaube es ist besser wenn ich jetzt gehe.", meldete sich nun Manuel zu Wort.

,,Nein Manu, du bleibst hier!", sagte Kevin bestimmt.

Manuel nickte entgegnete jedoch nichts mehr.

,,Also, was ist jetzt?", fragte der Vater und wurde sichtlich immer böser über die Anwesenheit des Schalkers.

,,Was soll sein?", fragte Kevin.

,,Ich will wissen was du mit diesem Kerl da treibst?! Was willst du mit dem?"

,,Das geht dich nichts an!"

,,Das geht mich sehr wohl was an, Kevin. Ich bin dein Vater!", donnerte Martin.

,,Gut, wenn du es genau wissen willst, werde ich es dir sagen.", sagte Kevin ruhig aber bestimmt.

 

 

Manuel stockte der Atem.

Er hoffte das Kevin sich irgendeine Geschichte einfallen ließ und nicht die Wahrheit sagen würde.

Die Augen von Pia und Martin waren gespannt auf Kevin gerichtet.

,,Manuel und ich... Wir hatten...", fing Kevin an.

Manuel merkte wie ihm das Herz stehen blieb und er war so angespannt das er fast das Atmen vergaß.

,,Was hattet ihr?", fragte Martin fordernd.

,,Manuel und ich hatten Sex und wir haben uns in einander verliebt. Wir sind ein Paar.", brachte Kevin raus.

Nun wurde der Dortmunder von drei Augenpaaren schockiert angesehen.

Pia traten die Tränen in die Augen.

,,Das ist doch ein schlechter Scherz.", sagte Martin und fing an zu lachen.

Kevin sah ihn irritiert an.

,,Nun aber raus mit der Sprache Kevin Großkreutz! Was ist wirklich der Grund das dieses Schalker Ding hier ist?", fragte Martin ernst.

Sein Lachen war weggefegt als wäre es nie dagewesen.

,,Das war die Wahrheit. Manu und ich wir lieben uns.", sagte Kevin ruhig.

Nun rannen Pia die Tränen über das Gesicht.

,,Schau was du gemacht hast! Du hast deine Mutter zum weinen gebracht!", polterte Martin erneut los.

Kevin sagte nichts.

Martin wandte sich an Manuel.

,,Stimmt es was Kevin sagte? Hattet ihr Sex? Seid ihr zusammen? Liebt ihr euch wirklich?", fragte Martin sauer.

Manuel atmete tief durch.

,,Ja, das stimmt. Wir hatten Sex und wir sind zusammen. Und ja, es stimmt auch das ich Ihren Sohn liebe. Sehr sogar.", sagte Manuel.

Martin konnte es nicht glauben.

Kevin strahlte Manuel an.

Manuel sah zu Kevin und lächelte diesen an.

,,Sieh dir an was du mit meinem Sohn gemacht hast! Du hast ihn schwul gemacht und wegen dir liegt er jetzt hier! Ich wusste schon immer das ihr Schalker schwul seid.", sagte der Vater verächtlich.

,,Das ihr Sohn schwul ist, ist alleine seine Entscheidung. Ich habe ihn nicht dazu gezwungen.", sagte Manuel.

Martin zitterte am ganzen Körper vor Aggressionen.

,,Akzeptiere es, Vater.", sagte Kevin gelassen.

,,Einen scheiß Dreck werde ich tun!", sagte Martin.

Er sprang um das Bett und war blitzschnell bei Manuel und ging auf ihn los.

Martin schlug auf Manuel ein.

Manuel versuchte sich zu wehren, es gelang ihm aber nicht richtig.

Kevin sprang aus dem Bett trennte die beiden voneinander.

Er stellte sich schützend vor Manuel.

,,Lass ihn in Ruhe! Du hast nicht das Recht auf meinen Freund einzuschlagen!", schrie Kevin.

Martin schnaubte nur.

,,Geh jetzt!", sagte Kevin.

,,Du schmeißt mich raus?", fragte Martin immer noch sauer.

,,Ja verdammt! Verpiss dich!", schrie Kevin.

Der Vater drehte sich rum und ging zur Türe.

Er drehte sich noch ein letztes mal vor der Türe um und sah Kevin an der immer noch schützend vor Manuel stand.

,,Ich erkenne dich nicht wieder. Du bist nicht mein Sohn.", sagte Martin.

Mit diesen Worten verließ er den Raum.

 

 

Kevin sah Pia an.

,,Es tut mir leid Mama. Ich hätte dir gerne etwas anderes gesagt aber es ist wahr."

,,Schon okay. Kevin. Ich liebe dich trotzdem.", sagte Pia.

Ihr Tränen waren getrocknet und sie lächelte leicht.

Kevin wackelte vor Manuel hin und her.

,,Leg dich wieder ins Bett, Kev. Du hättest gar nicht aufstehen dürfen.", sagte Manuel.

Kevin wollte etwas erwidern war jedoch zu schwach und merkte das seine Beine nachgaben.

Er sackte zusammen und Manuel fasste ihm blitzschnell unter die Arme um ihn zu halten.

,,Frau Großkreutz, sagen Sie bitte der Schwester Bescheid. Wir brauchen Hilfe.", sagte Manuel ruhig.

Pia drehte sich rum und rief eine Schwester.

Manuel versuchte Kevin so gut es ging zu stützen.

Pia kam mit einer Schwester wieder zurück in den Raum.

,,Ach du meine Güte, was ist denn hier passiert?", fragte die Schwester als sie Kevin und Manuel sah.

Die Schwester half Manuel Kevin wieder in das Bett zu legen.

Nachdem Kevin wieder im Bett lag sahen Manuel und Pia besorgt zu Kevin.

,,Herr Großkreutz sollte jetzt Ruhe haben. Wäre es vielleicht möglich das Sie gehen?", fragte die Schwester.

Kevin bekam das mit und sah Manuel an.

,,Bitte, bleib bei mir.", sagte Kevin schwach.

Manuel atmete tief durch.

Er sah die Schwester an.

,,Es wäre besser wenn auch Herr Neuer gehen würde, Herr Großkreutz.", sagte die Schwester ruhig.

,,Nein, Manuel soll bleiben.", sagte Kevin erneut.

,,Na also gut. Aber nur solange die Besuchszeiten sind. Danach muss Herr Neuer auch gehen.", sagte die Schwester.

Kevin nickte.

,,Kann ich Ihnen vielleicht noch helfen, Herr Neuer? Sie haben eine blutige Lippe.", sagte die Schwester an Manuel gerichtet.

Erst jetzt bemerkte Manuel den Blutgeschmack in seinem Mund.

,,Nein, vielen Dank. Ich denke das geht auch so.

Die Schwester nickte und verließ den Raum.

 

 

,,Gut, Kevin. Ich werde dann auch gehen.", sagte Pia.

,,Okay.", sagte Kevin.

,,Lass den Kopf nicht hängen. Es wird alles gut."

Sie strich Kevin über die Wange.

Kevin schloss die Augen.

,,Bei Ihnen möchte ich mich noch entschuldigen wegen meinem Mann.", sagte Pia an Manuel gerichtet.

,,Das ist schon in Ordnung. Ich meine es war ja auch einen Schock für Sie und Ihren Mann. Aber es hat Kevin auch sehr belastet und ich denke das es ihm jetzt auch bald besser geht wo es jetzt endlich raus ist.", sagte Manuel.

Pia nickte.

Kevin schlug die Augen wieder auf.

Pia strich Kevin erneut über die Wange und drehte sich dann rum.

Sie ging zur Türe und drehte sich noch einmal um.

,,Auf wiedersehen."

,,Wiedersehen.", sagte Manuel.

Dann verließ Pia auch den Raum

Nun waren Kevin und Manuel wieder alleine.

,,Bleibst du bei mir?", fragte Kevin.

,,Ja, solange ich bleiben kann, bleibe ich bei dir.", sagte Manuel.

Kevin lächelte schwach.

Er schloss die Augen.

,,Versuch etwas zu schlafen.", sagte Manuel.

Kevin nickte.

Manuel schnappte sich den Stuhl der in dem Raum stand und setzte sich neben Kevin ans Bett.

Er nahm Kevin´s Hand.

Kevin sah Manuel in die Augen.

,,Danke, Manu.", brachte Kevin leise und schwach raus.

Dann fielen ihm die Augen zu und er schlief.

Umfrage

Hat euch das Kapitel gefallen?

Ja, war gut (0)
0%

Joa, war ganz okay (0)
0%

Es ging so, eher nicht (0)
0%

Nein, überhaupt nicht (0)
0%

Stimmen insgesamt: 0

Thema: Kapitel 10 - Ein ungewolltes Coming out

Es wurden keine Beiträge gefunden.

Neuer Beitrag