Kapitel 6 - Einsamkeit

 

Nachdem Benni die Türe hinter sich zugeschlagen hatte, saß Mats nun alleine auf seiner Couch.

Was hatte er nur falsch gemacht das Benni, sein bester Freund, ihn so im Stich ließ?

Er hatte Benni doch nur erzählt was er wissen wollte.

Oder was wollte Benni wissen?

War Benni nicht auch nach hier gekommen, um mit ihm etwas zu besprechen?

Das hatte er gar nicht getan.

Wird wohl auch nicht so wichtig gewesen sein.

Mats überlegte, Marcel noch eine SMS zu schreiben.

Schließlich hatte er auf das “Ja“ noch nichts geantwortet.

Aber was sollte er da auch noch drauf antworten?

Mats setze sich zurück und überlegte weiter.

Hatte Benni eben gesagt er hätte noch etwas wichtiges zu erledigen?

Mats lachte ironisch.

Benni war noch nie besonders gut im lügen.

Mats erkannte direkt, wenn er log und das war eine seiner mehr als schlechten Lügen.

Nun hatte er nicht nur Marcel sondern auch Benni von ihm weggetrieben.

Dabei waren doch beide mehr als gute Freunde für ihn.

Es waren eigentlich ja sogar seine besten.

Oder war da doch mehr?

Wenn Mats sich mit Benni traf, hatte er ab und an dieses komische Gefühl im Bauch.

Wenn er sich aber mit Marcel traf, so wie gestern Abend, dann hatte er wahnsinniges Herzklopfen.

Das musste doch etwas bedeuten.

 

 

Mats war sich nicht sicher, aber es wäre doch möglich, dass er sich wirklich verliebt hatte.

Aber dann war die Frage in wen der beiden?

Er hatte schließlich bei beiden Gefühle.

Nur konnte er sie noch nicht richtig ordnen.

Was jetzt tun?

Mats musste jedenfalls einen klaren Kopf behalten und entschloss sich mit beiden noch einmal zu reden.

Das Gespräch mit Benni würde er wohl besser auf morgen verschieben, da Benni wohl heute nicht mehr wirklich gut auf ihn zu sprechen zu sein schien.

Aber das Gespräch mit Marcel, dass konnte Mats heute noch in Angriff nehmen.

Mats schnappte sich sein Handy und schrieb Marcel eine weitere SMS.

 

´Hey Schmelle, ich würde gerne nochmal mit dir reden. Ich glaube du hast da einiges missverstanden. Gruß Mats´

 

Mats sendete die Nachricht ab und hoffte nun, dass Marcel darauf anspringen würde und ihm zumindest die Chance gab nochmal mit ihm zu reden.

Dann würde Mats ihm erklären, dass es mehr als nur Sex war.

Das war es doch, oder?

Mats nickte entschlossen.

Das musste es sein.

Mats wollte Marcel und er würde nicht aufgeben, bevor er ihn nicht auch hatte.

 

 

Und prompt klingelte auch schon sein Handy.

Er sah auf das Display.

´Neue Nachricht von Schmelle´ zierte den Display.

Marcel tippte auf ´lesen´und schon erschien die SMS.

 

´Sorry kann heute nicht. Besuch und so.´

 

Mats spürte die Enttäuschung in sich aufkeimen. Aber noch wollte er nicht aufgeben.

Also schrieb er zurück.

 

´Wer is denn bei dir?´

 

Es dauerte nicht lange, da kam auch schon eine Antwort von Marcel.

 

´Kev´

 

So, Kevin war also bei Marcel.

Hatte Manu mal wieder keine Zeit.

Dann musste Mats seinen Plan wohl nochmal überdenken.

Nach kurzem hin und her überlegen, entschied sich der Innenverteidiger dann doch, Benni noch einmal zu sich zu holen oder aber zu ihm zu fahren.

 

 

Er öffnete die Kurznachrichten und tippte die Nummer von Benni an.

 

´Hey Benni. Schade das du eben so schnell weg bist. Hatte gehofft, du würdest noch ein wenig bleiben. Hattest nicht gesagt du wolltest noch was klären? Gruß Mats´

 

Nachdem er die Nachricht abgeschickt hatte stand er auf und ging in seine Küche.

Dort holte er sich ein Glas Wasser und etwas zu essen aus dem Kühlschrank.

Aus dem Wohnzimmer erklang die BVB Torhymne.

Mats musste grinsen.

Eine Nachricht.

Da er Marcel nicht mehr geantwortet hatte, konnte das eigentlich nur noch Benni sein.

Vielleicht hatte es sich der Schalker ja doch nochmal überlegt und wollte sich doch nochmal mit ihm treffen.

Mats nahm in die eine Hand sein Wasser und in die andere sein Essen und ging mit schnellen Schritten ins Wohnzimmer.

Das Handy dröhnte immer noch die ihm so vertraute Melodie.

Dann tippte er auf lesen und es wurde still.

 

´Sorry, kann heute nicht mehr. Vielleicht morgen oder so.´

 

So leicht würde Mats sich nicht abspeisen lassen.

Er entschloss sich darauf zu antworten.

 

´Was hast du denn noch so dringendes vor?`

 

Er war gespannt, was Benni sich nun einfallen ließ.

Per SMS war es schwer, zu erraten ob Benni log oder nicht.

Dann erklang erneut die Torhymne, die eine SMS ankündigte.

Mats Daumen tippte wie automatisch auf ´lesen´.

 

´Habe eben kurzfristig Besuch von Manu und Kevin bekommen. War nicht geplant. Sorry nochmal.´

 

Mats grinste ironisch.

Nun war ihm klar, dass einer der beiden log.

Er musste nun nur noch raus finden wer.

 

 

Er überlegte kurz.

Dann entschied er sich für die einfachste und schnellste Lösung.

Mats würde Kevin eine SMS schreiben.

Er öffnete erneut die Nachrichten und tippte diesmal Kevin´s Nummer ein.

 

´Hey Kev. Alles klar?´

 

Mats hatte gerade das Handy aus der Hand gelegt schon klingelte es erneut.

Schnell hatte der Innenverteidiger das Handy wieder in der Hand und öffnete die Nachricht.

 

´Hi Mats. Jo, alles klar und bei dir?´

 

Mats musste grinsen.

Kevin war eben kein großer SMS Schreiber.

Er telefonierte lieber und dann auch nicht zu lange.

Kevin pflegte immer zu sagen: „es gibt doch nichts schöneres, als den Menschen mit denen man spricht ins Gesicht zu schauen.“

Bei dem Gedanken musste Mats grinsen.

Dann schrieb er Kevin eine Antwort.

 

´Soweit. Sag mal, was machste grad?´

 

Mats legte sein Handy diesmal nicht aus der Hand, sondern hielt es fest.

Kevin würde eh wieder schnell antworten.

Schon klingelte es.

 

´Bin gerade bei Manu angekommen´

 

Mats nickte stumm vor sich her.

Wenn Kevin also gerade bei Manu angekommen ist, dann kann Benni ja schon mal nicht die Wahrheit gesagt haben, denn der hatte ja geschrieben, dass Kevin und Manuel zu ihm gekommen seien.

Marcel könnte Recht gehabt haben.

Kevin hätte vorher tatsächlich bei ihm gewesen sein können.

Also schreib Mats zurück.

 

´Warst du vorher noch unterwegs? Bei Schmelle oder dem Schlumpf?´

 

Nun würde es auf Kevin´s Antwort ankommen.

Kevin würde das entscheidende Puzzlestück liefern um das Bild komplett zu machen.

Dann klingelte das Handy.

 

´Ja, war kurz bei Schmelle. Bin danach direkt zu Manu.´

 

Da hatten wir es doch schon.

Schmelle hatte also nicht gelogen.

Kevin war bei ihm gewesen.

Aber Jetzt war er ja nicht mehr da.

Also konnte Mats doch noch einen Versuch starten, dass Marcel vielleicht mit ihm reden würde.

 

 

Eine weitere SMS würde nun folgen.

Diesmal wieder an Schmelle.

 

´Schmelle?´

 

Mehr schrieb Mats nicht.

Das würde reichen, um die Aufmerksamkeit des kleineren zu bekommen.

Dann würde er mit der Türe ins Haus fallen.

Vielleicht hatte er ja dann Glück.

Marcel sollte sich nur beeilen.

Mats´ Magen knurrte wie verrückt und er hatte Hunger.

Dann kam die ersehnte Nachricht.

 

´Was willst du denn noch?´

 

Mats hob eine Augenbraue hoch.

Mit so einer frechen Antwort hätte er nicht gerechnet.

Er antwortete.

 

´Ich habe gerade mit Kev geschrieben. Der ist bei Manu. Also hast du doch Zeit und kannst nochmal nach hier kommen? Oder soll ich lieber zu dir kommen? Das wäre auch kein Problem.´

 

Mats sendete die Nachricht ab und war sich schon fast sicher, dass Marcel nun weich werden würde und das er ihn zu sich bitten würde.

Dann könnte Mats endlich alles klären und vielleicht ja sogar mit Marcel glücklich werden.

Dann eine Nachricht.

 

´Ich will dich nicht sehen! Lass mich in Ruhe!´

 

Das versetzte Mats ein Stich ins Herz.

Er ließ das Handy auf den Tisch sinken.

Eine Antwort war wohl hier nicht mehr nötig.

 

 

Plötzlich wurde ihm so richtig bewusst, was eigentlich passiert war.

Er hatte seine beiden besten Freunde dazu gebracht sich von ihm abzuwenden.

Nun war er ganze alleine.

Kevin hatte Manuel.

Nachher würden vielleicht auch noch Marcel und Benni zueinander finden und dann wäre er ganz alleine.

Plötzlich durchflutete ihn ein seltsames Gefühl.

Das hatte er noch nie vorher gespürt.

Es war ihm fremd, aber er spürte direkt, dass es ihm nicht gefiel.

Er sah auf das Essen, das immer noch unberührt auf dem Tisch vor ihm stand.

Hunger hatte er jetzt keinen mehr.

Viel lieber wünschte er sich jetzt einen seiner besten Freunde.

Oder vielleicht sogar beide.

Sie mussten nichts tun.

Einfach nur da sein.

Denn nun wusste Mats, was er empfand.

Eine tiefe Traurigkeit und eine verdammt große Einsamkeit.

Das wovor er sich immer gefürchtet hatte, war nun eingetroffen.

Er war alleine.

Keiner war bei ihm.

Niemand würde ihn wieder aufmuntern.

Ihm die rettende Hand hinhalten, wenn er fiel.

Und er spürte, dass er fiel.

In dieses riesige Loch der Einsamkeit.

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