Kapitel 11 - Mitleid

 

Mats stand wie angewurzelt vor seiner Haustüre.

Manuel und Kevin waren schon länger nicht mehr in Sichtweite und dennoch hatte er sein Haus nicht wieder betreten.

Er wusste nicht wirklich, wie er mit der jetzigen Situation umgehen sollte.

Irgendwie war alles zu viel und doch war es doch eigentlich nichts.

Zumindest nichts was ihn so aus der Bahn werfen müsste.

Er hatte Marcel und Benni verletzt, so viel stand fest.

Aber musste er deshalb gleich so fertig gemacht werden?

So schlimm war es dann doch eigentlich auch gar nicht.

Mats blieb noch einen Moment vor der Türe stehen und dachte nach.

Hatte er vielleicht doch übertrieben?

Schließlich hatte er ja beiden Hoffnungen gemacht auf etwas, was er eigentlich gar nicht einhalten konnte.

Für den Borussen war das alles nur ein Spiel.

Eigentlich ging es hier nur um Spaß und nicht um Gefühle.

Dem Innenverteidiger war egal, was die anderen beiden fühlten, für ihn ging es lediglich um Spaß im Bett.

Kurz hatte er gezweifelt, ob er vielleicht mehr für Marcel fühlen könnte, doch da hatte er sich getäuscht.

Er sah die Straße rauf und runter.

Kein Mensch zu sehen, nicht mal ein Auto fuhr die Straße entlang.

Mats drehte sich auf dem Absatz um und kehrte in sein Haus zurück.

Hinter sich schloss er die Türe und hörte von weitem schon sein Handy klingeln.

 

 

Mit wenigen Schritten war er auch schon im Wohnzimmer und suchte nach seinem Handy.

Er hatte es auf den Tisch gelegt, nachdem es an der Türe geklingelt hatte.

Diesmal waren es zwei SMS.

Dabei hatte es doch eben nur mit Benni geschrieben.

Es war eine SMS von Benni und eine von Marcel.

Mats öffnete die von Benni und las erst die.

 

´Ich weiß auch nicht was los ist. Seit ein paar Tagen verstehe ich die Welt nicht mehr. Ich glaube ich habe mich verliebt... in dich... :(´

 

Mats sah das Handy schockiert an.

Benni hatte sich verliebt? Ausgerechnet in ihn?

Das konnte doch bald nicht möglich sein.

Bevor er nun auf diese SMS antworten würde, würde er erst die SMS von Marcel lesen.

Denn so richtig eine Ahnung davon was er darauf schreiben sollte, hatte Mats nicht.

Er schloss die SMS und suchte die von Marcel.

Als er sie gefunden hatte, öffnete er diese und las sie.

 

´Du verdammter Idiot hast es scheinbar immer noch nicht verstanden!!! ICH LIEBE DICH!!!´

 

Noch eine Liebesbotschaft?!

Mats verstand die Welt nun gar nicht mehr.

Wie konnte das denn sein?

Vor allem, wie konnte das nur passieren?

 

 

Diese Nachrichten musste Mats erst mal sacken lassen.

Er ging in die Küche und nahm sich da aus dem Kühlschrank eine Flasche Brinkhoffs und setzte sich damit zurück ins Wohnzimmer.

Eine ganze Weile saß er da und starrte Löcher in die Luft und leerte dabei die Flasche, die er nicht aus der Hand stellte.

Er hatte keine Ahnung, was er darauf zurück schreiben sollte.

Denn er war sich sicher beide nicht zu lieben.

Daraufhin entschloss sich Mats gar nicht zu antworten.

Die Flasche Brinkhoffs die er in der Hand hielt leerte er in einem Zug und stellte sie dann unbeabsichtigt härter auf den Tisch als er wollte.

Ein tiefes Seufzen entfuhr seiner Kehle und seine Gedanken schweiften ab.

Der erste Gedanke ging an Benni und was der wohl machen würde.

Wahrscheinlich würde er wohl zu Hause sitzen, alle 5 Minuten auf sein Handy schauen und hoffen und beten, dass bald eine SMS kam, doch die würde nicht kommen.

Bei Marcel würde es wohl so ähnlich ablaufen, nur konnte Mats sich bei ihm noch vorstellen, dass er wohl wahrscheinlich noch weinen würde.

Das wollte er aber doch nicht erreichen.

Es war doch nie seine Absicht, dass sie sich in ihn verliebten, denn das konnte er doch nicht erwidern.

Er stand auf und holte sich in der Küche noch ein Bier aus dem Kühlschrank.

Was ist nur passiert?

Er wollte doch niemals, dass es soweit kommt.

Langsam machte sich ein Gefühl der Verzweiflung in ihm breit.

Das er seinen Spaß haben wollte war ja völlig klar, aber das jemand da so drunter leidet, wollte er niemals.

Eine Weile saß Mats noch so auf seiner Couch während er die zweite und dritte Flasche Brinkhoffs leerte.

 

 

Mats spürte zu der Verzweiflung noch ein anderes Gefühl in sich aufkeimen.

Ein Gefühl, was er erst nicht so Recht zu deuten wusste.

Er hatte es schon öfter gespürt, aber im jetzigen Moment hätte er es nicht benennen können.

Mit einigen Schritten war er an der Terrassentüre und öffnete diese auch sogleich.

Etwas schwindelig trat er auf die Terrasse und blickte sich um.

Es war schon dunkel geworden und es war kalt, was wohl bei Ende November auch nichts neues war.

Er rieb sich über die nackten Unterarme, da er nur ein T – Shirt an hatte und entschloss sich dann wieder rein zu gehen.

Als er gerade den ersten Schritt rein gehen wollte, brachen die Gefühle über ihn hinein.

Es war als hätte jemand einen Schalter umgelegt und nun konnte er jedes einzelne Gefühl in sich deutlich spüren und benennen.

Nun wusste Mats auch, was ihn eben so plötzlich überfallen hatte.

Es war reines Mitleid, was er für Benni und Marcel empfand.

Mats wollte niemals Menschen weh tun und wenn er es dann doch tat, hatte er meist schnell ein schlechtes Gewissen, so wie jetzt.

Am liebsten hätte er die beiden zu sich bestellt und sie in den Arm genommen.

Einfach nur geknuddelt und sie nicht mehr los gelassen.

Aber das wäre wohl in der Situation eher das falsche.

Damit würde Mats es wohl nur noch schlimmer machen und dennoch hatte er er unglaubliches Mitleid mit den beiden und überlegte, ob es nicht vielleicht besser wäre, den Kontakt abzubrechen.

 

 

Mit diesem Cocktail aus Mitleid, Schuldgefühlen und Verzweiflung, der in ihm wucherte, überlegte der Innenverteidiger, was er jetzt tun sollte.

Nach längerem hin und her überlegte er und entschloss sich dann auch schließlich dazu, seinen Trainer Jürgen Klopp anzurufen.

Der wusste doch eigentlich immer Rat und der würde sicher auch helfen können.

Mats schnappte sich sein Handy und wählte die Nummer.

Nach einem kurzen Freizeichen – Ton hörte er auch schon die Stimme seines Trainers.

,,Klopp?“

,,Jürgen, hier ist Mats. Könntest du vielleicht mal bei mir vorbei kommen? Hättest du Zeit?“

,,Was ist denn los?“

,,Ich habe ein Problem und brauche einen zum reden. Ich würde das aber ungern am Telefon machen.“

Mats hörte am anderen Ende der Leitung ein Seufzen.

,,Ja, ich bin in 15 Minuten bei dir.“

,,Danke, Jürgen.“

,,Schon okay. Bis gleich.“

,,Bis gleich.“

Mats legte auf und das Handy wieder auf den Tisch.

Während er auf seinen Trainer wartete, überlegte er, was er machen konnte um dieses Mitleid, was er immer noch und vor allem immer stärker empfand los werden zu können.

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