Kapitel 9

 

2003

 

Als ich zu Hause war, legte ich mich auch wirklich erst mal hin.

Hatte ich die Nacht doch wirklich einiges erlebt und war mehr als müde.

Ich schlief den ganzen restlichen Tag und auch die halbe Nacht noch durch.

Erst gegen 4 Uhr am Morgen wurde ich wieder wach.

Schnell hatte ich mir Frühstück gemacht und mich wieder ins Bett gekuschelt.

Ich liebte es mein Frühstück im Bett zu essen, nachdem ich ausgiebig geschlafen hatte nach unseren Partys.

Nach dem Frühstück baute ich mir einen Joint und rauchte diesen.

Sofort legte ich mich nachdem ich den geraucht hatte wieder ins Bett und schlief total entspannt nochmal ein.

Ich wurde auch erst durch das Klingeln meines Handys wach.

Einige Anrufe zierte der Display schon und es waren alles Anrufe von Chris, einem gemeinsamen Freund von Julien und mir.

Nachdem er dann wieder anrief, ging ich mehr als verschlafen dran.

Er sagte mir, dass Julien einen Autounfall hatte und er versuchte mich zu erreichen, da die Ärzte und Schwestern niemanden zu ihm lassen würden.

Chris hatte Hoffnung, dass ich zu ihm kommen könnte.

Sofort sprang ich aus dem Bett, zog mich an und machte mich fertig.

Ich verabredete mich mit Chris an einer Ecke in meinem Ort, wo meine Mutter mich nicht sehen konnte und wartete dort auf ihn.

Kurze Zeit später kam er dann auch und ich stieg augenblicklich in seinen Wagen ein.

Gemeinsam machten wir uns auf den Weg ins Krankenhaus.

 

 

Dort rannten wir rein und ich suchte mir einen Arzt.

Den fragte ich, was jetzt mit Julien sei und er sagte, dass er mir keine Auskunft geben dürfte und das auch niemand zu ihm dürfte.

Augenblicklich fing ich an Randale zu schieben und sagte dem Sicherheitspersonal, dass ich erst gehen würde, wenn ich wüsste, was mit ihm los sei.

Julien hatte keine Eltern mehr.

Diese waren als er noch klein war gestorben und er war in einer Pflegefamilie aufgewachsen.

Bei denen zog er aus, als er 18 Jahre alt war und lebte seither alleine.

Keiner kümmerte sich wirklich um ihn, außer uns.

Dann kam ein weiterer Arzt der fragte, was los sei.

Ich erklärte ihm, dass ich die Schwester von Julien sei und Chris mein Freund und das ich gerne wissen würde, was mit meinem Bruder sei.

Der Arzt glaubte mir meine kleine Notlüge und ließ mich zu Julien rein.

Was mit ihm los war, hatten sie mir erst mal nicht gesagt.

Ich hatte aber auch nicht mehr danach gefragt, weil es mir egal war.

Wollte ich in dem Moment einfach nur noch zu Julien und sehen wie es ihm geht.

Denn ich fühlte mich mit schuldig, dass er nun hier war.

Ich klopfte an die Türe auf der Intensivstation, bekam aber keine Antwort.

Sollte mich aber auch nicht stören, denn ich betrat dennoch den Raum.

Julien lag im Bett und ich hatte keine Ahnung, wie sein aktueller Zustand war.

Nur zögernd ging ich näher an das Bett.

War ich doch schon eingeschüchtert von den ganzen Apparaturen, die in dem Raum piepten und an ihm angeschlossen waren.

 

 

Nur nach und nach begriff ich, was das alles zu bedeuten hatte.

Er lag im Koma.

Hatte ich mal gehört, dass man mit im Koma liegenden Patienten reden sollte.

Also setzte ich mich an sein Bett und redete mit ihm.

Ich hatte keine Ahnung, was ich ihm sagen sollte, also versuchte ich es mit den Standarddingen.

Sagte ihm, dass er nicht aufgeben sollte.

Das ich ihn brauchte und das ich ihn nicht verlieren wollte.

Und vor allem, dass es noch viele andere Menschen gab, denen er viel bedeutete und die ihn brauchten.

Vor allem begriff ich in der Zeit immer mehr, dass ich scheinbar mehr für ihn empfand, als gut für mich und ihn war.

Anfangs hatte ich das noch unter den Teppich kehren können.

Da wollte ich es noch nicht wahrhaben und dachte, dass es nicht sein konnte.

Aber immer wieder spürte ich in den Situationen, dass ich mich scheinbar in ihn verliebt hatte.

Ich hatte keine Ahnung, wie das passieren konnte, aber es war scheinbar so.

Sanft streichelte ich über seine Hand und es machte mich mehr als fertig, dass er nicht reagierte.

Mir war bewusst, dass ich keine Chance bei ihm hatte, aber dennoch hatte ich mich in ihn verliebt.

Das würde ich auch irgendwie überstehen.

Jetzt war einfach nur noch wichtig, dass wir es schafften, dass er aus dem Koma wieder erwachte.

 

 

Nach einer Stunde wurde ich dann wieder rausgeschmissen.

Ich durfte nur eine Stunde zu ihm.

Sofort berichtete ich Chris, was ich gesehen hatte.

Die Ärzte hatten mich dann auch aufgeklärt und sagten mir, dass sie ihn in ein Koma verlegen mussten, weil die Verletzungen von dem Autounfall zu schlimm waren.

Anschließend ließ ich mich völlig fertig von Chris wieder nach Hause fahren.

Hatte keine Ahnung, was ich machen sollte.

Irgendwie musste ich damit klar kommen.

Hatte ich doch auch keine Ahnung, wie lange das Koma dauern würde.

Und so lief ich jeden Tag nach der Schule für eine Stunde ins Krankenhaus.

Jeden Tag setzte ich mich zu ihm ans Bett und erzählte ihm, was bei mir passiert war und was es so neues gab.

Die Ärzte kamen jeden Tag und sagten mir, dass es keinen Sinn mehr haben würde und das es vielleicht besser wäre die Geräte abzuschalten.

Aber ich willigte nicht ein.

Ich war zumindest dachten die das die Einzige, die da etwas zu sagen hatte und sie hörten auf mich.

Sie ließen die Geräte an.

Und ich saß jeden Tag solange ich konnte und durfte an seinem Bett, streichelte seine Hand und redete auf ihn ein.

Ich wollte ihn nicht aufgeben.

Dafür war er mich zu wichtig.

Wusste ich doch, dass er mein Ein und Alles war und das er eine Kämpfernatur war.

Also wusste ich, dass er wohl auch das schaffen würde.

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