Kapitel 17

 

In der Nacht vom 19. auf den 20. August 2004

 

Meine Oma hatte meine Mutter dann auch logischerweise reingelassen und somit auch gleich die schlechte Nachricht als erstes erfahren.

Kurze Zeit später, saß meine Mutter an meiner Betthälfte und hatte mich geweckt.

Aus müden Augen sah ich meine Mutter an, hatte ich doch keine Ahnung, was sie von mir wollte.

Dann kamen die Worte und sie trafen mir wie ein Schlag in die Magengegend.

Augenblicklich spürte ich Tränen in meinen Augen brennen, die sich auch kurze Zeit später schon ihren Weg aus meinen Augen über meine Wangen bahnten.

Mein Opa war gestorben.

Sicher war es nur noch eine Frage der Zeit, bei den Erkrankungen und dennoch tat es einfach nur unglaublich weh und ich wollte es auch erst nicht wirklich wahr haben.

Meine Mutter fragte mich, ob ich mit ins Krankenhaus wollte, denn dort war er verstorben.

Sofort willigte ich ein, denn für mich gab es in dem Moment keine zwei Meinungen.

Ich hatte nicht über das Für und Wieder nachgedacht, sondern einfach gehandelt und die Quittung dafür sollte ich später noch bekommen.

Augenblicklich sprang ich schon mehr aus dem Bett und zog mich auch gleich an.

Meine Mutter wartete bei meiner Oma im Wohnzimmer.

Sie wollte nicht mitfahren.

Nachdem ich mich dann angezogen hatte, ging ich auch in das Wohnzimmer und machte mich kurze Zeit später auch schon gemeinsam mit meiner Mutter auf den Weg ins Krankenhaus.

Dort wurden wir auch schon von dem Patenonkel meiner Schwester erwartet, den meine Mutter ebenfalls kontaktiert hatte.

 

 

Da meine Mutter und er beide in der Altenpflege tätig sind, hatte sie ihn gebeten ebenfalls vorbeizukommen, um ihr zu helfen, meinen Opa fertig zumachen.

Meine Mutter wollte es eben einfach nicht dem Krankenhauspersonal überlassen.

Wahrscheinlich, weil das das letzte war, was sie für ihren Vater, meinen Opa, noch tun konnte.

Gemeinsam machten wir uns dann auch schon auf den Weg nach oben zu der Station, auf der mein Opa lag.

Nach einem kurzen Gespräch mit einer Krankenschwester wussten wir auch schon, auf welchem Zimmer mein Opa lag.

Meine Mutter und der Patenonkel gingen hinein, aber ich zögerte, konnte es einfach nicht.

Ich hätte es nicht über´s Herz gebracht ihn nochmal zu sehen.

Nicht so kurz nach dem Tod meines besten Freundes.

Da war die Angst einfach viel zu groß, dass erneut alte Wunden aufgerissen wurden.

Vor allem Wunden, die noch nicht wirklich verheilt waren.

Nach reiflicher Überlegung hatte ich mich dazu entschlossen, dass ich es einfach nicht konnte und nicht wollte und hatte mich satt mit in das Zimmer zu gehen einfach auf einen Stuhl in einer Ecke der Station gesetzt.

Dieser Stuhl stand aber sehr zu meinem Leidwesen nicht weit weg von der Türe meines Opa´s und immer wenn die Türe aufging, konnte ich ein Stück von ihm sehen.

Es war nicht viel, lediglich seine Füße, seine Beine und ein Stück seines Bauches waren sichtbar.

 

 

Und diese auch verdeckt durch Kleidung und Decken.

Aber alleine der Gedanke daran, dass unter dieser Decke mein toter Opa lag, brachte mich erneut dazu zu weinen.

Diese Erfahrung war definitiv anders, als bei meinem Vater und bei Julien.

Sicher war es auch schlimm, aber es tat nochmal besonders weh.

Wahrscheinlich, weil es eben einfach ein Familienmitglied war.

Zumal eins, was mir anders wie “mein Vater“ nahe stand.

Ich kann nicht sagen, wie viel ich in der Nacht geweint hatte, aber es war eine Menge.

Immer wieder kam die Nachtschwester zu mir und erkundigte sich nach mir.

Wollte wissen, wie es mit geht und ob sie etwas für mich tun konnte.

Sie hatte mir ein Glas Wasser gebracht.

Das war wohl alles, was sie für mich tun konnte und durfte.

Aber das reichte auch schon an diesem Abend.

Denn wirklich der Sinn nach Unterhaltung stand mir in dem Moment nicht.

Das schien sie auch bemerkt zu haben, denn sie ließ mich immer wieder, nachdem sie sich erkundigt hatte wieder alleine.

Ich war ihr mehr als dankbar dafür.

In dem Moment hatte ich nicht wirklich ein Zeitgefühl und so konnte ich auch nicht mit Gewissheit sagen, wie lange ich einfach da in dieser Ecke auf dieser Krankenhausstation gesessen hatte, aber ich hatte das Gefühl, dass es wohl Ewig war.

Als meine Mutter und der Patenonkel dann wieder raus kamen, sagten sie das sie fertig seien und das sie jetzt wieder fahren wollten.

 

 

Meine Mutter ließ mir die Wahl, ob ich mit nach Hause fahren wollte, oder zu meiner Oma gehen wollte.

Ich entschied mich jedoch dazu, zurück zu meiner Oma zu fahren, denn ich dachte einfach, dass sie mich am meisten brauchen würde in der Zeit.

Mehr noch als meine Mutter, denn diese hatte ja auch noch ihren Freund.

Also brachte meine Mutter mich dann auch wieder zu meiner Oma zurück und ich versuchte mich bei ihr irgendwie abzulenken.

Mehrere SMS schrieb ich an Manuel, aber dieser schien zu schlafen und sein Handy nicht zu hören.

Vielleicht hatte er es auch einfach auf lautlos gestellt, dass machte er gerne, wenn ein wichtiges Spiel anstand oder er einfach den Schlaf nötig hatte.

Dennoch war ich sicher, dass er sich melden würde, sobald er meine Nachrichten sehen würde.

Bis dahin musste ich eben einfach zusehen, dass ich alleine klar kam.

Denn meine Oma war mir, verständlicherweise, in der Situation keine große Hilfe.

Sie war völlig fertig und wusste nicht mehr ein noch aus.

Aber wer konnte es ihr auch schon verübeln?

Schließlich war ihr Mann gestorben, dass war natürlich nicht einfach für sie.

Und dann brachte sie mich auf ein mehr als wichtiges Detail und ich wusste, dass ich den Todestag meines Opa´s definitiv nie vergessen würde.

Denn es war nach Mitternacht, also schon der 20. August.

Der Geburtstag meiner Mutter.

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Thema: Kapitel 17

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