Kapitel 18

 

20. August 2004

 

Die ganze Nacht hatte ich mit meiner Oma in ihrem Wohnzimmer gesessen und immer wieder darauf gewartet, dass Manuel sich melden würde.

Aber leider kam weder eine erlösende SMS noch ein Anruf.

Ich hatte langsam wirklich keine Ahnung mehr, was ich noch machen sollte, denn ich war mehr als verzweifelt.

Heute war der Geburtstag meiner Mutter und sie hatte natürlich auch Gäste zu uns eingeladen.

Kurzzeitig hatte sie überlegt abzusagen, aber das hatte sie dann doch sein gelassen.

Ich denke es war auch im Endeffekt eine gute Entscheidung, denn dann hatten wir alle auf eine gewisse Art und Weise Ablenkung.

Eigentlich hatte ich auch damit gerechnet, dass es meiner Oma schlimmer ergehen würde, als es schien.

Sie hatte getrauert, aber nicht lange.

Danach hatte sie gleich angefangen das Geld der Lebensversicherung meines Opa´s zu verwalten.

Ich konnte über dieses Verhalten nur den Kopf schütteln.

Aber im Nachhinein bin ich mir nicht sicher, ob sie es in dem Moment vielleicht einfach auch unbewusst getan hatte, um mit dem Tod klar zukommen.

Allerdings hatte sie das Geld auch schon kurze Zeit später ausgegeben.

Hatte es bei einem Teleshopping Sender einfach ausgegeben.

Sie hatte sich dafür mehr als unnützes Zeug gekauft.

Aber ich glaubte einfach, dass sie es brauchte um alles zu verkraften.

Als ich allerdings später erfuhr, dass sie einen Freund hatte und das wohl auch schon seit Jahren, war ich mir da dann doch auch nicht mehr so sicher.

 

 

Gegen 9 Uhr bekam ich dann auch endlich die erlösende Mail, auf die ich die ganze Nacht schon gewartet hatte.

 

`Bist du wach, Schatz?´

 

Mehr stand in der Mail nicht drin, aber es reicht, um direkt zu spüren, dass er mich wohl gleich anrufen würde.

Ich schrieb ihm schnell zurück und schrieb nur ein `Ja´.

War ich mir doch sicher, dass ihm das reichen würde.

Und wirklich klingelte auch schon direkt nachdem ich die SMS abgeschickt hatte mein Handy und Manuel rief an.

Eine ganze Weile telefonierten wir und er hatte sich natürlich auch über das Befinden meiner Oma und meiner Mutter ebenso über meines erkundigt.

Hatte uns sein Mitgefühl ausgesprochen und wollte sogar das Training absagen.

Allerdings hatte ich ihn davon abgehalten.

Denn ich wusste doch, wie wichtig das Training war und er sollte es nicht wegen mir vernachlässigen.

Das hatte ich ihm dann auch klar gemacht und hatte ihn überredet indem ich ihm sagte, dass wir uns doch auch heute Nachmittag sehen würden.

Meine Mutter hatte Manuel, als meinen Freund selbstverständlich, ebenfalls auf ihre Feier eingeladen und er hatte auch zugesagt.

Ich war mir sicher, dass das der einzige Grund war, wieso ich das alles auch noch so ruhig schaffte.

 

 

Jedenfalls schien Manuel einverstanden und wir hatten auch bald wieder aufgelegt, da er sich fertig machen musste zu Training.

Ein paar Mal hatte er sich entschuldigt, weil er das Handy nicht gehört hatte die Nacht.

Aber das war mehr als in Ordnung für mich und ich wollte und konnte ihm da auch keinen Vorwurf draus machen.

Denn auch wenn es für uns der Spaß am Fußball war, so war es für Manuel sein Job und er hatte da auch zu erscheinen und das auch fit.

Das verlangten alle auf Schalke und nicht zuletzt die Fans.

Also wollte auch ich, dass er sich erst darum kümmerte.

Was er schließlich auch tat.

Gegen Mittag machte ich mich dann auch fertig und kurze Zeit später wurden wir auch schon von meiner Mutter abgeholt.

Sie hatte uns dann mit nach Hause genommen und meine Aufregung stieg von Meter zu Meter dem wir unserem Haus näher kamen.

Ich wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis Manuel da war, wenn ich erst mal zu hause war.

Als wir dort angekommen waren, ging ich auch gleich zur Haustüre und klingelte.

Wollte ich nicht auf meine Mutter warten, sondern nur noch in mein Zimmer und dort auf Manuel warten.

Als mir die Türe geöffnet wurde, begrüßte ich den Freund meiner Mutter und ging mit gesenktem Kopf an ihm vorbei.

Allerdings wurde ich auch gleich aufgehalten und von Manuel in meine Arme gezogen.

Ich hatte ihn nicht gesehen und auch nicht erkannt, war aber umso erfreuter, dass er endlich da war.

 

 

Gemeinsam machten wir uns auf den Weg in mein Zimmer und ich schmiss mich dort auch gleich auf das Bett.

Manuel hatte sich schnell zu mir gelegt und wir verbrachten die Zeit bis der Besuch meiner Mutter kam kuschelt auf dem Bett.

Es tat wirklich gut, Manuel endlich wieder bei mir zu haben, auch wenn ich wusste, dass es ein eher trauriger Anlass war, wieso wir uns gesehen hatten und dennoch war ich einfach froh, dass er da war.

Als die Gäste meiner Mutter dann da waren, gingen wir gemeinsam runter und setzten uns an den Tisch.

Es war fast wie immer, aber eben auch nur fast.

Wir aßen Kuchen und tranken Kaffee.

Einige unterhielten sich und auch Manuel war sehr gefragt und musste einige Fragen beantworten, aber es schien ihn auch nicht zu stören.

Nur so eine wirkliche Feierlaune wollte sich nicht einstellen.

Aber das war wohl auch kein Wunder, denn auch wenn wir einen Grund zu feiern hatten, mit dem Geburtstag meiner Mutter, so hatten wir dennoch nicht wirklich einen Grund zu feiern mit dem Tod meines Opa´s.

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