Kapitel 20

 

Februar 2006

 

Mittlerweile hatten wir zwei Umzüge hinter uns gebracht und den Wohnort gewechselt.

Hatte für mich keine größeren Konsequenzen, denn die Schule blieb gleich und auch so hatte sich nicht viel geändert.

Lediglich die Gemeinde und die hatte nicht viel mit mir zu tun.

Es war Wochenende, aber selbst wenn Schule gewesen wäre so wirklich Bock hatte ich nicht und wollte auch nicht hingehen.

Stattdessen traf ich mich lieber mit Freundinnen und verbrachte mit denen den Vormittag.

Ich glaube in diesem Schuljahr hatte ich mehr Fehlstunden als alles andere.

Manuel fand das natürlich überhaupt nicht lustig, aber ich wusste auch, dass er mich dennoch verstand.

Denn auch er ist ja noch nicht so alt, um das nicht verstehen zu können.

Jedenfalls machte ich mich heute morgen auf den Weg runter zu meiner Mutter in die Küche und ich spürte gleich, dass es kein schöner Tag werden würde.

Vor allem aber, dass es eine mehr als schlechte Stimmung war, die in der Küche herrschte.

Kurze Zeit später hatte meine Mutter mir auch schon erklärt, was passiert war.

Seit 16 Jahren begleitete uns eine Mischlingshündin und diese machte uns nun Probleme.

Ein Krebsleiden war schon vor längerer Zeit bei ihr festgestellt worden und die Tierärzte hatten gesagt, dass man da wohl nichts mehr machen konnte und so hatten wir sie bei uns behalten und wollten ihr den Rest des Lebens noch so angenehm wie möglich gestalten.

 

 

Und als hätten wir es gewusst, war an diesem Tag auch schon das Ende ihres Lebens.

Meine Mutter hatte ihr ein Körbchen vor das Bett gestellt, da sie nicht mehr in der Lage war auf das Bett zu springen, wo sie sonst immer geschlafen hatte.

An diesem Morgen versuchte sie gegen den Schrank zu laufen um aus dem Körbchen zu kommen.

Meine Mutter hatte sie dann mit runter genommen und sie beobachtet.

Allerdings schien sich ihr Zustand nicht zu verbessern, sondern eher zu verschlechtern.

Sie hatte sich in ihr Körbchen ins Wohnzimmer verzogen und lag dort nur noch drin.

Wir hatten keine Ahnung, was wir machen sollten und einigen uns darauf, zu einem Tierarzt zu fahren, wenn es nicht besser würde.

Später wurde es sogar so schlimm, dass sie nicht mehr wirklich reagierte wenn wir sie gerufen hatten, was sie sonst immer tat.

Ebenfalls bewegten sich ihre Augen mehr als merkwürdig.

Es sah fast so aus, als könnte man den Herzschlag in den Augen sehen, so hatte sie die Augen immer und immer wieder bewegt.

Da das nicht sein konnte und wir auf Nummer Sicher gehen wollten, entschieden wir uns doch zu einem Tierarzt zu fahren.

Schnell hatte meine Mutter einen Termin gemacht und kurze Zeit später machten wir uns dann auch schon auf den Weg zu dem behandelnden Tierarzt.

Glücklicherweise hatte der Tierarzt zu dem wir auch sonst gingen Samstags die Praxis geöffnet, sodass wir auch gleich zu diesem fahre konnten.

 

 

Bereits vor der Türe hatte ich ein mehr als schlechtes Gefühl und das wurde nur bestätigt, als wir im Behandlungszimmer waren.

Dort hieß es, dass die Kleine einen Schlaganfall erlitten hatte und das es nur eine Therapiemethode geben konnte.

Diese musste innerhalb von wenigen Tagen eine komplette Wende nehmen, damit der Hund gerettet werden konnte.

Aber es hieß auch, dass das wohl kaum zu schaffen sei und diese Wende nur zu 10% möglich sei bei ihrem Zustand den Krebs betreffend.

Wir mussten eine Entscheidung treffen und gingen ins Wartezimmer.

Die ganze Zeit hatte ich meine Kleine auf dem Arm und mir wurde bewusst, dass ich sie bald loslassen musste.

Dann würde sie nicht mehr bei uns sein und es brach mir das Herz.

Vielleicht können es einige nicht verstehen, aber für mich war sie so etwas wie eine Schwester.

Ein ständiger Begleiter mein ganzes Leben lang und plötzlich war sie weg.

Tatsächlich hatten wir uns dazu entschieden sie einschläfern zu lassen, was meiner Mutter sowie auch mir mehr als schwer fiel.

Wir gingen zurück in den Behandlungsraum und blieben dort, bis sie die erste von zwei Spritzen bekommen hatte.

Danach gingen wir nach draußen, wollten wir das nicht erleben, dass sie quasi umgebracht wurde.

Wir warteten draußen im Wartezimmer, denn wir mussten das tote Tierchen wieder mitnehmen.

Der Tierarzt hatte uns eine Verwertung angeboten, die wir ausschlugen.

Sie sollte auf einem Tierfriedhof beerdigt werden.

 

 

Als wir sie dann wieder mitnehmen konnten, legten wir sie zurück in ihr Körbchen und fuhren mit ihr nach Hause.

Dort erkundigte meine Mutter sich auch gleich im Internet nach den Preisen und dem Ort und gemeinsam machten wir und dann mit dem Hund auf den Weg dorthin.

Schnell waren alle Formalitäten geklärt und wir konnten sie dort beerdigen lassen.

Dort an der Wand hing ein Bild mit einem Schriftzug und zu dieser Zeit wusste ich nicht, wie viel er mir im Laufe meines weiteren Lebens noch helfen würde, aber ich fand ihn damals schon passend:

 

“Ich bin nicht tot, ich tausche nur die Räume, ich leb' in euch und geh' durch eure Träume.“

 

Ein Zitat von Michelangelo was mir oft den nötigen Halt und die nötige Kraft gegeben hatte, mein Leben doch irgendwie weiter zu leben, auch wenn ich wusste, dass es manchmal mehr als schwer war und mir Menschen und Tiere genommen wurden, die mir mehr bedeuteten, als manch einer sich vorstellen kann.

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