Kapitel 6

 

06.11.2002

 

In der zwischen Zeit hatte meine Mutter sich von ihrem neuen Mann getrennt und wir waren wieder alleine.

Meine Mutter, meine Schwester und ich.

Das störte mich nicht wirklich, denn ging es mir so doch auch ganz gut.

Mit meiner täglichen Dosis Gras ging es mir noch besser und ich hatte keine Probleme mehr, meinen Tag zu überstehen.

Hatte ich es doch auch immer ganz heimlich gemacht, sodass es auch niemandem auffiel.

In der Schule nicht und auch in meiner Familie fiel es niemandem auf.

Konnte aber auch nicht, denn meine Familie zumindest hatte doch keine Ahnung von solchen Dingen.

Da war ich auch immer wieder froh drum.

Heute war ich nach der Schule nach Hause gekommen und hatte mich dazu entschlossen zu Hause zu bleiben.

So war ich logischerweise auch den ganzen Tag schon klar, hatte nur vor der Schule einen Joint geraucht und dessen Wirkung hatte sich bis abends wieder gelegt.

Dort entschloss ich mich dann mit meiner besten Freundin zu telefonieren und ihr das neuste vom Tage zu erzählen.

Hatte ich im Sommer gerade erst die Schule gewechselt und musste sie verlassen, denn mein Lehrer schien es für richtig zu halten mich wegen einer 5 in Mathe von der Realschule in eine Hauptschule zu stecken.

Und ich wusste, dass ich die neue Schule jetzt schon hassen würde.

Während ich mit meiner besten Freundin telefonierte, klingelte mein Handy ununterbrochen.

Aber ich entschied mich nicht dazu dran zu gehen, da derjenige als “unbekannter Teilnehmer“ anrief.

 

 

Nachdem ich das Telefonat beendet hatte, setzte ich mich in mein Zimmer und sah dort etwas fern.

Kurze Zeit später kam auch schon meine Mutter rein und sagte mir, dass sie zu meinen Großeltern väterlicherseits müsse und das mein Stiefvater zu uns kommen würde, da ich später schlafen sollte.

Sie wüsste nicht, wie lange sie brauchen würde und am nächsten Tag war ja auch schließlich wieder Schule.

Ich wartete im Wohnzimmer auf meinen Stiefvater und fragte den, was passiert sei.

Aber der wusste auch nichts und ich musste warten, bis meine Mutter wieder kam.

Ich dachte nicht an schlafen, denn ich machte mir tierische Sorgen, was denn nun mit meiner Oma oder meinem Opa passiert sei.

Wusste ich doch, dass meine Oma Asthma hatte und sie deswegen auch hier und da damit auch schon mal ins Krankenhaus kam.

Unruhig saß ich eine ganze Weile im Wohnzimmer, bis mein Stiefvater mich gegen 23 Uhr ins Bett schickte.

Mit einem mehr als schlechten Gefühl ging ich dann auch ins Bett und legte mich hin.

Konnte ich aber immer noch nicht schlafen und hoffte immer noch, dass meine Mutter bald kommen würde und mir sagen würde, dass es meinen Großeltern gut ginge.

Die beiden zu verlieren würde für mich wohl der absolute Untergang und mehr als die Hölle bedeuten.

 

 

Kurze Zeit nachdem ich im Bett lag, kam meine Mutter auch schon nach Hause und kam dann auch gleich zu mir.

Sie setzte sich zu mir ans Bett und ich drehte mich gleich zu ihr.

Wollte ich doch wissen, was nun los war mit meinen Großeltern.

Vorsichtig fragte sie, ob ich noch wach war und ich bejahte.

Dann legte sie offen, dass sie bei meinen Großeltern war und das es ihnen gut ging.

Mir fielen in dem Moment tausende Felsen vom Herzen und ich konnte nicht sagen, wie erleichtert ich in dem Moment war.

Allerdings schien sie noch etwas anderes zu bedrücken.

Das erfuhr ich kurze Zeit später.

Sie erzählte mir sanft und ruhig, dass mein Vater gestorben sei am Morgen.

Ich nahm das kalt zur Kenntnis und in dem Moment interessierte es mich ehrlicherweise auch nicht wirklich.

Es war mir egal, denn das, was ich wollte, hatte ich bekommen.

Die Nachricht, dass es meinen Großeltern gut ging.

Meine Mutter fragte, ob sie noch etwas für mich tun könnte, aber ich verneinte.

Was sollte sie denn auch noch für mich tun können?

Mein Leben würde weitergehen wir vorher auch und es würde sich für mich nichts mehr ändern.

Hatte ich doch ohnehin keinen Kontakt mehr mit ihm gehabt und ob er jetzt noch lebte oder nicht, war doch dann auch egal.

Nachdem meine Mutter dann den Raum verlassen hatte, macht ich mich dran zu schlafen, denn ich hatte am nächsten Tag ja schließlich wieder Schule und da würde ich dann auch hingehen.

 

 

Als ich am nächsten Morgen meiner Lehrerin die Entschuldigung meiner Mutter in die Hand drückte, sah sie mich mitfühlend an und fragte, ob ich nicht lieber nach Hause gehen wollte.

Aber das verneinte ich.

Zu diesem Zeitpunkt konnte ich nicht verstehen, wieso sich alle so Sorgen machten.

Denn für mich hatte sich weniger geändert, als die Leute vielleicht dachten.

Und tatsächlich blieb ich auch den gesamten Tag in der Schule und nahm es auch einen Tag danach noch mehr als locker hin.

Scheinbar hatte ich vor längerem schon resigniert aufgegeben und hatte aufgehört mir Gedanken dazu zu machen.

Auch die nächsten Tage verbrachte ich in der Schule und fehlte nicht.

Meine Lehrerin nahm das mit Respekt zur Kenntnis, aber ich konnte darüber nur müde die Schultern zucken.

War doch für mich auch danach noch immer alles wie vorher.

Lediglich am Tag der Beerdigung fehlte ich in der Schule.

Aber die anderen Tage verbrachte ich lieber in der Schule als alleine zu Hause, denn dort würde nur meine Oma mütterlicherseits auf mich warten.

Denn die kam immer zu uns, bevor ich zur Schule fuhr, um auf meine Schwester aufzupassen.

Aber auch die fuhr nachdem ich zu Hause war wieder und dann war ich mit meiner Schwester alleine und da zog ich es doch lieber vor, in der Schule zu sitzen.

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