Kapitel 2

 

Campino Pov

 

Fast schon fahrig ging ich Schritt für Schritt auf das Wasser zu.

Ich hatte einen Entschluss gefasst und wollte das nun in die Tat umsetzen.

Was sonst blieb denn noch?

Lenn war weg, meine Freundin war weg und das letzte an das ich mich geklammert hatte, die Musik und Die Toten Hosen gab es auch nicht mehr.

Immer weiter wurde ich von einer unsichtbaren Macht gelenkt und zum Rhein getrieben.

Schritt für Schritt machte ich immer weiter auf das Wasser zu und sah es mir genau an.

Die Strömung war nicht besonders stark, sodass ich wahrscheinlich nicht abgetrieben werden würde, wenn ich dort hinein ging.

Ich ging noch etwas näher an das Ufer und stand jetzt unmittelbar vor dem Wasser.

Noch einen Schritt weiter und ich würde mitten drin stehen.

Aber genau das wollte ich ja auch.

Ich machte mir nicht die Mühe meine Socken oder meine Schuhe auszuziehen, sondern ließ meinen Blick einmal über das Ufer schweifen.

Es waren kaum noch Menschen da.

Die meisten waren wahrscheinlich schon zu Hause oder im Bett.

Immerhin war es mitten in der Woche und da mussten normale Menschen auch wieder arbeiten.

Ich gehörte nicht zu den normalen Menschen, denn ich musste nicht mehr arbeiten.

Klar war es nicht so schlimm, dass ich zum Sozialamt rennen musste, ich hatte noch genug Geld und glücklicherweise auch ein Testament gemacht.

 

 

Im Falle meines Todes würde das gesamte Geld was ich zu diesem Zeitpunkt besitze an Lenn gehen.

Wenn er denn schon das 18. Lebensjahr vollendet hatte.

Auch mein Haus würde an Lenn gehen und wenn er noch nicht Volljährig war, dann würde das Geld und das Haus aufbewahrt und das solange, bis er das Erbe antreten konnte.

Das wusste keiner, außer mir und das war auch gut so.

Der Notar würde Lenn anschreiben, wenn die Testamentsvollstreckung stattfand und dann würde Lenn bald auch davon wissen.

Auch seine raffgierige Mutter würde das erfahren, aber die hatte keinen Anspruch.

Weder auf das Geld noch auf das Haus oder irgendetwas anderes.

Alles was ich hatte und was irgendeinen Wert hatte, gehörte dann Lenn.

Ich wollte es so und ich wusste, dass es auch so gemacht wurde.

Da hatte ich die kleinsten Bedenken bei.

Die größten Sorgen machte ich mir über Lenn selber.

Wie er wohl mit meinem Tod umgehen würde, wenn er davon erfuhr.

Für ihn war die Trennung von mir und seiner Mum bestimmt schon nicht leicht und dann auch noch das.

Hoffentlich würde sie es ihm schonend beibringen und nicht einfach so vor den Latz knallen, denn der Kleine konnte doch am wenigsten dafür.

Ich schob den Gedanken beiseite und trat einen weiteren Schritt auf das Wasser zu.

Nun stand ich im Rhein.

Meine Füße wurden langsam mit dem Wasser des Flusses getränkt und ich spürte, wie meine Socken nass wurden.

 

 

Auch meine Hosenbeine wurden schwerer und sogen sich ebenfalls voll Wasser.

Ich ging noch ein paar Schritte weiter und stand nun bis zu den Knien im doch recht kühlen Wasser.

Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass das Wasser doch wärmer war, aber das konnte man sich wohl auch nicht aussuchen.

Noch einmal ließ ich meinen Blick zum Ufer und darüber schweifen.

Keiner mehr da.

Niemand der seinen Hund noch ausführte oder noch schnell Zigaretten kaufen wollte.

Also auch niemand, der mich abhalten konnte, meinen Plan in die Tat umzusetzen.

Ein paar weitere Schritte folgten und nun stand ich bis zu den Hüften in meinem geliebten Rhein.

Ich spürte deutlich, dass die Kälte des Wassers durch meinen Körper kroch und es fröstelte mir leicht.

Ein kleiner Schauer überlief meinen Rücken und ich schüttelte mich kurz wie ein Hund der gerade aus dem See gekommen war, nachdem er eine Runde geschwommen ist.

Es folgten ein paar weitere Schritte und ich rutschte ab.

Kurz tauchte ich unter und riss die Augen auf.

Das Wasser brannte scheußlich in meinen Augen und meine Sicht verschwamm immer mehr durch den Dreck, der vom Boden aufgewirbelt wurde.

Dennoch tauchte ich wieder auf und besah meine Kleider die nun nass waren.

Meine Haare würden mir wahrscheinlich wirr um den Kopf liegen, aber das taten sie ja ohnehin schon die ganze Zeit.

Als ich wieder Boden unter meinen Füßen spürte stellte ich mich wieder hin.

 

 

Sah nochmal zum Ufer was jetzt schon ein ganzes Stück hinter mir lag.

Aber auch jetzt konnte ich da niemanden entdecken, was mich beruhigte.

Ich wollte meine Ruhe haben, wenn ich den letzten Schritt ging und nicht noch von Leuten gestört werden, die ich nicht mal kannte.

Dann fasste ich erneut meinen Entschluss und legte mich einfach auf die Wasseroberfläche.

Sanft wurde ich von den Wellen getragen und ich fragte mich, wann mich wohl jemand finden würde und ob es reichte sich das Leben zu nehmen.

Die Arme breitete ich neben meinem Körper aus und ließ mich eine Weile einfach nur von dem ruhigen Gang des Wassers treiben.

Als ich davon aber genug hatte, drehte ich mich rum, auf den Bauch und versuchte durch das Wasser etwas auszumachen.

Allerdings war es so dreckig, dass man nichts erkennen konnte.

Ich fragte mich, ob der Dreck darin wohl tödlich sei oder nicht.

Aber darüber machte ich mir dann auch keine Gedanken mehr und ließ meinen Kopf sinken.

Er durchbrach die Wasseroberfläche und ich schloss meine Augen.

Ich wollte es nicht mehr sehen und stattdessen nur noch den letzten Weg gehen.

Nach kurzen Augenblicken spürte ich bereits wie meine Lunge brannte.

Schnell öffnete ich den Mund und versuchte Luft in meine Lungen zu bekommen.

Sofort spürte ich, dass das Wasser in meine Lungen strömte und mir wurde schwarz vor Augen.

Ich begann zu zappeln, wollte aber nicht aus dem Wasser raus und drückte meinen Kopf stattdessen noch tiefer in das Wasser.

Dann gab ich mich voll und ganz der Schwärze hin, die mich umgab.

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Thema: Kapitel 2

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