Post 6 (Campino)

 

Es war wirklich schon mehr als traurig, Kevin so zu erleben und zu sehen.

Irgendwas in mir sagte mir, dass ich ihm helfen wollte, aber ich hatte immer noch keine Ahnung wie.

Nein, natürlich wird man mir meine Erinnerungen nicht nehmen können aber es ist soviel passiert Campino....soviel Scheiße mit Drogen...alles hat mich irgendwie immer mehr kaputt gemacht....es...es ist die Angst das alles einfach zu vergessen...das...und eigentlich...nur das macht mich so fertig...“

Ich hatte seine Ängste also doch richtig deuten können und sicher verstand ich auch, was er meinte.

Aber sollte er sich wirklich so fertig machen deshalb?

,,Kev Jugendsünden hat wohl jeder von uns. Auch wir haben alle Drogen genommen. Wir haben auch alle unsere Leben ein Stück weit versaut. Aber scheiße Kev, wir haben auch gelebt. Und das was du erlebt hast im Guten sowie im Schlechten haben uns zu dem gemacht, was wir sind. Bereust du etwa jetzt was du bist?“

Ich erwiderte seinen Blick und und sah kurz auf seine Hand, die er über meine gelegt hatte.

Natürlich war es für den Frontmann nicht einfach, aber er sollte dennoch nicht so resigniert dreinschauen.

Mach dich nicht lächerlich Campi, du weißt genau so gut wie ich das ich die 80 wahrscheinlich noch nicht mal mehr erreichen werde...also kann ich dir diesen Wunsch wohl nicht erfüllen...“

Ich hasste es, wenn Menschen so negativ dachten.

Und ich wusste wirklich nicht wieso, aber gerade bei ihm, fand ich es überhaupt nicht schön und es störte mich.

,,Denk doch nicht immer so verdammt negativ, du dummer Nazi! Ich meine das ernst! Wer sagt denn, dass du die nicht vielleicht doch wirst? Und dann? Seit wann nennst du mich eigentlich Campi????“

 

 

Die letzte Frage beschäftigte mich immer noch am meisten.... zumindest erst mal.

Seit wann nannte der mich denn bitte Campi?

Die Aussage erschütterte mich beinahe schon.

Und dann kam eine erneute Fassungslosigkeit in mir auf.

Wieso dachte er denn nur so negativ?

Es musste einen Weg geben, wie ich die beschissene negative Einstellung aus ihm herausbekam.

So konnte es doch wohl wirklich nicht weiter gehen.

Aber wirklich süß was du dir so alles wünschst...man könnte fast meinen ich würde dir was bedeuten...“

Worauf wollte der jetzt aus?

Wollte der jetzt ernsthaft?

Das konnte doch wohl wirklich nicht sein erst sein!

Er lachte, eigentlich ein Zeichen das er keine ernst gemeinte Antwort darauf wollte.

Aber sein Blick verriet etwas anderes.

Darin konnte ich deutlich sehen, dass er sich eine ehrliche Antwort wünschte.

,,Ich bin nicht süß! Und ja, ich habe Wünsche, wenn ich die nicht mehr hätte, dann wäre ich wohl tot. Und auf die Aussage, dass du mit etwas bedeutest.... Sicher bedeutest du mir etwas. Aber ich dachte das wüsstest du?! Du glaubst doch nicht allen ernstes, dass ich mich auf das Niveau herab begebe und alles vögel nur weil es gerade da ist, oder?“

Es empörte mich schon leicht, dass er so von mir dachte.

So einen Eindruck wollte ich doch niemals machen.

 

 

Und bereits kurze Zeit später, nachdem ich den Satz ausgesprochen hatte und meine “Gefühle“ geäußert hatte, bereute ich es auch wieder.

Wie konnte ich nur so verdammt dumm sein und ausgerechnet dem so was sagen?

Der würde doch die nächst Beste Gelegenheit nutzen, dass und genau das gegen mich zu verwenden.

In dem Moment hätte ich mir wohl am liebsten mit der Hand gegen die Stirn geschlagen.

Aber stattdessen hatte ich diese auf seinen Rücken gelegt, nachdem er sich an mich gekuschelt hatte.

Auch diese Taten konnte ich nicht verstehen.

Jedoch schien Kevin meine Geste zu genießen, denn er hatte eine Gänsehaut und wirkte seltsam entspannt.

Nicht so, wie ich ihn kannte.

Sonst wirkte er immer so angespannt und lauernd.

Der nächste Konter konnte ja bereits Sekunden später kommen.

Und dann hatte ich es doch getan und ich hatte ihm meine Lippen aufgelegt.

Zu meiner Verwunderung erwiderte er meinen Kuss.

Wenn auch nur zögernd und zurückhaltend, aber er erwiderte.

Ich gewährte ihm nur zu gerne Einlass, als ich seine Zunge an meinen Lippen spürte.

Jedoch sollte auch das nicht lange anhalten, denn Kevin drückte mich von sich weg.

Wir sollten das nicht tun“

Kevin wirkte ziemlich verzweifelt und ich hatte keine Ahnung wieso, denn er hatte doch eben noch erwidert und da war doch auch noch alles okay.

,,Was passt dir denn jetzt daran nicht?“

Meine Verwirrung war ehrlich gemeint, denn das konnte ich wirklich nicht verstehen.

 

 

Vergiss was ich dir gesagt hab, es geht dich ja im Endeffekt nichts an“

Was sollte das denn jetzt?

Fragend und sprachlos zugleich blickte ich ihn an.

Wie konnte er sich denn jetzt schon wieder so verändert haben in der kurzen Zeit?

Was war denn nur mit ihm passiert?

,,Was ist denn jetzt mit dir los? Erst erzählst du es mir und dann sagst du mir ich soll es vergessen? Dann erwiderst du meinen Kuss und drückst mich dann weg. Kev, was soll das?“

Ich sah ihm dabei zu, wie er aufstand und ging.

Jetzt konnte ich nicht mal mit Sicherheit sagen, ob er meine Aussage überhaupt noch mitbekommen hatte oder nicht.

Ebenso wenig wusste ich, ob er darauf wenn er es gehört hatte noch eingehen würde oder nicht.

Wahrscheinlich eher weniger, denn er hatte auch schon seine Band zusammengerufen und stand nun auf der Bühne.

Irgendwie überraschte es mich nicht mal, dass er mit dem Lied “Keine ist wie du“ anfing.

Nur den Textversprecher, den er drin hatte, der wunderte mich mehr als deutlich.

Wahrscheinlich war ihm der nicht mal aufgefallen und sicher nicht beabsichtigt.

Ich war mir auch nicht sicher, ob ich mich vielleicht verhört hatte, aber das würde ich später raus bekommen, wenn er wieder von der Bühne kommen würde.

Solange würde ich nämlich hier stehen bleiben und warten.

Das hatte ich mir fest vorgenommen.

 

 

Total in meine Gedanken vertieft bekam ich nicht mit, dass er seine Probe beendet hatte und nun mit mir sprach.

Na? Gesehen wie es richtig geht?“

Sofort zuckte ich unwillkürlich zusammen und spürte dann auch gleich, wie er mich sanft anrempelte.

Wieso er das tat, wusste ich selber nicht, aber ich hatte es wohl auch verdient, wenn ich so gedankenversunken hier rumstand.

,,Was soll ich denn gesehen haben?“

Ich bemühte mich die Frage möglichst gelangweilt zu stellen, aber ich merkte auch, dass es mir nicht wirklich gelang.

Die Verwirrung über seinen plötzlichen Sinneswandel und sein plötzliches doch nicht mehr so nettes auftreten hatte mich verwirrt.

Vielleicht denkst du ja jetzt mal darüber nach was du sagst, von wegen Texthänger und so weiter. Hast ja jetzt gesehen das ich im Gegensatz zu dir nicht einen einzigen Fehler gemacht habe“

Das glaubte aber auch nur er.

Denn den größten Fehler hatte er wohl nicht bemerkt.

Ich ging nun einfach davon aus, dass es einer war und deswegen konterte ich auch dementsprechend.

,,Ich wusste gar nicht, dass du dein Lied um getextet hast. Ich dachte immer das Lied heißt “KEINE ist wie du“ und nicht “KEINER ist wie du?! Denn genau das hast du gesungen, mein Lieber. So viel zu Thema Texthänger.“

Ich wusste, dass ich selbstsicher rüber kam, obwohl ich mir nicht mal sicher war, ob er wirklich einen Hänger drin hatte, oder ob ich mir das einfach nur eingebildet hatte.

 

 

Ich sah ihm dabei zu, wie er sich gegen die Stange des Bühneneingangs lehnte und hoffte, dass er nicht vor lauter Arroganz damit umkippen würde.

,,Du solltest aufpassen, nicht das die Stange noch nachgibt bei der Arroganz. Es heißt ja nicht umsonst, dass der klügere nachgibt.“

Ich wusste, dass es sicher nicht die feine Englische Art war auf seine Provokation wieder so einzugehen.

Zumindest nicht, nachdem er sich eben so komisch verhalten hatte.

Aber das konnte ja auch einfach nur eine Taktik gewesen sein, mich aus der Reserve zu locken.

Also sollte ich zukünftig vielleicht mit solchen Dingen vorsichtiger umgehen.

Von wegen dumm, wer ist hier dumm du kleiner bescheuerter Punk?! Du bist es kaum wert, das ich überhaupt mit dir rede, kannst wirklich froh sein das ich mich dazu herunter begebe“

Der hatte gesessen und eigentlich auch nur das unterschrieben, was ich vorher ohnehin schon gedacht hatte.

Es war alles Absicht um mich an einem Wunden Punkt zu treffen.

Aber bitte, wenn er das wollte, dann konnte ich auch anders und dann würden wir doch mal sehen, wer von uns beiden nun von wem was wollte.

,,Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich deine kostbare Zeit in Anspruch genommen habe. Es wird nicht mehr vorkommen und ich werde dich zukünftig auch nicht mehr dazu nötigen dich mit mir zu unterhalten. Obwohl du mir ein Gespräch aufgezwungen hast, indem du mich angesprochen hast. Aber das wird sich jetzt ändern. Verzeih und dir noch ein schönes Leben.“

Die Worte verließen genauso ruhig meine Lippen, wie ich es vorhergesehen hatte und ich wusste, dass er darauf reagieren würde.

Nur würde ich es ihm nicht mehr so leicht machen und stehen bleiben.

Denn mit dem Ende meines letzten Wortes, drehte ich mich um und machte mich auf den Weg zurück zu meinem Tourbus und meinen Jungs.

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