Post 4 (Campino)

 

Mir war schon die ganze Zeit aufgefallen, dass der ehemalige Onkelz Frontmann heute so seltsam abwesend aussah.

Die ganze Zeit hatte er nicht wirklich viel gesagt.

Nur halbherzig gekontert und alleine das war schon Zeichen dafür, dass es nicht besonders gut bei ihm auszusehen schien.

Er konnte einem ja schon leid tun, und das tat er wirklich.

Sicher wollte ich ihm auch ein Stück weit helfen, nur hatte ich keine Ahnung wie ich das machen sollte.

Ich wusste doch auch, dass der Langhaarige sich nicht auf meine Versuche einlassen würde.

Dafür war er zu stolz.

Sicher konnte ich auch das verstehen, aber musste das denn wirklich sein?

Wieso konnte er sich nicht wie jeder andere einfach helfen lassen, wenn er doch Hilfe benötigte?!

Aber er war wohl immer noch zu stur, um das einzusehen.

Dennoch wollte und konnte ich seinen Anblick nicht mehr ertragen und fragte ich was los sei.

Eigentlich war mir schon klar, dass er mir keine Antwort geben würde.

Was? Ich hab wohl einfach die Zeit vergessen“

War seine eher fadenscheinige Ausrede auf meine Frage, wieso er alleine am Bühnenrand saß.

,,Das klang ziemlich nach Ausrede. Bist du sicher, dass das alles war? Steckt da nicht vielleicht noch etwas anderes dahinter?“

Dennoch ließ mich sein Anblick einfach nicht los.

Wieso weinte er denn und was war nur los mit ihm?

Kevin selber schien gar nicht aufgefallen zu sein, dass er weinte.

So wirkte er zumindest, nachdem er die Tränen weggewischt hatte und diese fragend ansah.

 

 

Ich hatte keinen Grund ihn anzulügen und das würde ich auch nicht tun.

Aber die Tränen auf seinem Gesicht stimmten mich schon mehr als nachdenklich.

Wollte ich ihn auch nicht die ganz Zeit anstarren, also blickte ich vor mir auf den Boden zwischen meinen Füßen.

Nein, das hat nichts damit zu tun“

War seine Antwort auf meine Frage ob es mit der Provokation zu tun hatte.

Immerhin etwas, denn das sollte er doch eigentlich kennen und wissen.

Ich...ich...es ist einfach das ich grade über meine Karriere nachgedacht habe...es....es ist einfach nicht einfach zu wissen das die glorreichen Zeiten vorbei sind und...und man einfach alt wird....es ist einfach schwer darüber nachzudenken...und...und vor allem das zu akzeptieren“

Nun verstand ich wo der Hase lang lief.

Midlifecrisis oder wie war das Herr Russell?

Seufzend blickte ich ihn an.

,,Ich kann natürlich verstehen, dass das für dich nicht einfach ist. Das wäre es für mich auch nicht, wenn sich die Hosen trennen würden. Aber dennoch ist es ja noch nicht wirklich vorbei. Ich meine du bist doch noch da auf der Bühne und solange das noch ist, kann dir das doch auch keiner nehmen. Die Erinnerungen kann dir doch sowieso niemand nehmen. Die sind hier drin.“

Erklärte ich ihm und legte meine Hand auf seine Brust in Höhe des Herzens.

Es schien ihn mehr mitzunehmen, als er zugeben wollte, denn ich konnte deutlich sehen, dass sich erneut Tränen in seinen Augen gesammelt hatten.

 

 

Ich meine...die...die Onkelz Zeiten sind vorbei und ich...ich muss wohl einfach einsehen das..das es an der Zeit ist aufzugeben und die Bühne hinter mir zu lassen...“

Das meinte er doch wirklich bitte nicht ernst!

Er konnte ja nun wirklich viel machen, aber doch nicht einfach seine Karriere beenden!

Nein, dass würde ich nicht zulassen!

,,Aber nur weil die Onkelz Zeiten vorbei sind, heißt es doch noch lange nicht, dass auch du die Bühne hinter dir lassen musst. Kev, du lebst und liebst die Bühne, du kannst unmöglich jetzt schon gehen. Die ganzen Fans, die du enttäuschen würdest, dass kannst du doch wohl nicht ernst meinen. Ich meine hallo? Ich habe dich immer wieder noch mit 80 auf der Bühne stehen sehen, mit einem Rollator und alt und grau. Das kannst du mir doch jetzt wohl nicht zunichte machen!“

Ich konnte seine Verzweiflung verstehen und nun auch deutlich sehen.

Er weinte unaufhörlich und immer mehr Tränen bahnten sich ihren Weg aus seinen Augen.

In dem Moment war ich leicht überfordert, hatte nicht wirklich eine Ahnung was ich machen sollte, aber Kevin nahm mir die Entscheidung ab, indem er sich an mich lehnte.

Sofort legte ich mehr aus Reflex den Arm um ihn und zog ihn eng in meine Arme.

Beruhigend streichelte ich ihm über den Rücken und die Seite, drückte ihm sogar einen Kuss auf seine Haare.

Wieso ich das tat, wusste ich selber nicht, aber ich tat es einfach.

Der langhaarige brauchte scheinbar Zuneigung und wenn er die von mir haben wollte, dann sollte er diese auch bekommen.

Sanft wischte ich ihm die Tränen weg und ließ mich sogar dazu hinreißen, seinen Kopf leicht anzuheben und ihm meine Lippen aufzulegen.

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