Post 2 (Campino)

 

Unsanft wurde ich aus meinem Schlaf gerissen, als unser Tourbus hielt und ich durch die Gegend flog.

Schöner hatte der Tag heute wirklich nicht beginnen können.

Seufzend stieg ich aus nur um zu sehen, dass wir bereits da waren.

Am Nürburgring, Rock am Ring und wir, die Toten Hosen waren wieder mit dabei.

Immer wieder war es schön auf dieser Bühne zu stehen und zu zeigen, dass wir vielleicht älter aber keinesfalls leiser und ruhiger geworden sind.

Und unsere Fans dankten es uns immer wieder.

Nach kurzem Fußweg hatte ich auch schon den Veranstalter getroffen und kurze Zeit später hatte ich die Erlaubnis mich mit meinen Jungs auf der Bühne auszutoben.

Was wir dann auch taten.

Schnell hatte ich die Jungs zusammengerufen und ihnen mitgeteilt, dass wir auf die Bühne durften.

Die Jungs machten sich gemeinsam mit mir auch gleich auf den Weg dorthin und wir begannen mit unserem Programm.

Noch kurz zuvor hatte ich mich während die Instrumente aufgebaut wurden warm gesungen, denn das hatte ich noch nicht getan.

Der Tag an sich hatte zumindest bis hierher eine nettere Wende gehabt und vielleicht wurde er ja doch nicht mehr so schlimm, wie ich bis jetzt dachte.

Die ersten Lieder funktionierten recht gut und wir hatten weniger Probleme als sonst, was mich sehr freute.

Ich wusste, dass ich einige Hänger drin hatte, aber bis zum Abend würde ich die auch wieder ausgebügelt haben.

Das passierte eben, wenn man morgens noch nicht ganz wach ist, aber sich auch gleich auf die Bühne stellen musste.

 

 

 

Wunderschönen guten Tag du bescheuerter Punk!“

hörte ich dann auch gleich eine mir nur zu bekannte Stimme, die mich unwillkürlich zusammenzucken ließ.

Was machte der denn hier?

Musste der denn immer da sein wo wir waren?

War ich nicht wenigstens hier vor ihm verschont?

,,Wunderschön ist nichts mehr, nachdem ich dich gesehen habe. Aber dir auch einen guten Morgen.“

Meine Band hatte sehr zu meinem Leidwesen auch gleich die Musik eingestellt, sodass ich mit dem Kerl dort unten reden musste.

Haben die Veranstalter dir nicht gesagt, das nur ordentliche Sänger vorher Proben dürfen?!“

Genervt verdrehte ich die Augen über diese Aussage, allerdings fiel mir auch gleich darauf ein passender Konter ein.

,,Doch sicher haben mir die Veranstalter das mitgeteilt, du Idiot. Deswegen stehen wir ja auch hier oben und nicht du.“

Die Worte verließen meinen Mund mehr als ruhig.

Ich wusste, dass er den Streit provozieren wollte, aber so einfach würde ich es ihm nicht machen.

Denn ich wusste doch, dass das alles hier nur auf eines abzielte.

Mich nach dem Streit ins Bett zu locken.

Wir wussten beide, dass der Sex nach dem wir uns gestritten hatten, mehr als geil war und es war offensichtlich das Kevin darauf hinaus wollte.

 

 

Schaffst du es mittlerweile wenigstens dir deine Texte zu merken oder bist du dann doch selbst dafür zu dumm und hast immer noch etliche Fehler drinnen?!“

Welch müder Konter war das denn jetzt?

Hatte der ehemalige Böhse Onkelz Frontmann denn wirklich nichts dazugelernt?

,,Was willst du von mir? Wenn es drauf ankommt habe ich meine Texte immer drin, du scheinbar nicht. Aber das ist ja auch nichts Neues mehr. Also sag mir wer ist dazu zu dumm?“

Erneut konterte ich mehr als ruhig und gelassen.

Die Provokationen trafen mich schon lange nicht mehr.

Dazu waren sie zu abgedroschen und zu oft benutzt worden.

Mit hochgezogener Augenbraue blickte ich ihn an und stützte mich auf meinem Mikrofonständer ab.

Das hier dauerte scheinbar doch noch länger, so wie Kevin mich ansah suchte er scheinbar einen passenden Konter.

Um meiner Langeweile noch besseren Ausdruck zu verleihen, fing ich an mit dem Mikrofonständer unter mir leicht hin und her zu wippen.

Braucht ihr noch lange?“

Fast schon zu freundlich sprach er die Frage aus und ich musste unwillkürlich lachen.

Versuchte er es scheinbar nun doch auf die nette Tour.

,,Ja, ich denke wir brauchen wohl noch etwas. Perfektion braucht eben Zeit, aber davon verstehst du natürlich nichts.“

Ich war mir mehr als sicher, dass meine Aussagen den langhaarigen trafen.

Aber das sollten sie auch.

Sollte er doch selber sehen, wie scheiße es doch war, immer wieder so runter gemacht zu werden.

Ich würde auch gerne endlich proben und die Veranstalter haben gesagt es wäre kein Thema, also könntest du dich bitte kurz halten?“

 

 

Kommt er jetzt ernsthaft damit?

Als ob es nicht reichen würde.

,,Stehen hier nicht noch mehr Bühnen? Wieso gehst du nicht auf eine von denen? Oder hinter deinen Tourbus. Habt ihr so was überhaupt? Ach und kurz halten.... Ich halte nichts von kurzen Sachen.“

 

Konterte ich grinsend und wartete auf seine Reaktion.

Denn ich wusste, dass er das sicher falsch verstehen würde.

Bitte, ich...ähm...ich hab einen neuen Gitarristen und der muss sich noch einspielen. Es wäre wirklich nett von dir“

Versuchte er es jetzt noch einmal.

Es war ja schon wirklich süß, wie viel Mühe er sich machte.

,,Ja, gewisse Dinge müssen sich einspielen, aber ich wusste gar nicht, dass du Sex in der Öffentlichkeit magst. Außerdem wusste ich auch nicht, dass Punks und allen voran ich nett sind!“

Ich war mir sicher, dass das reichen würde und er sich nicht mehr weiterhin provozieren lassen wollte.

Mein Blick folgte dem langhaarigen und ich sah, wie er sich an den Bühnenrand setzte.

Scheinbar wollte er sich nun endlich mal vernünftige Musik anhören.

Den Wunsch gewährte ich ihm auch nur zu gerne und wies meine Jungs an weiter zuspielen.

Eine ganze Weile lang spielten wir unsere Lieder und ich achtete nicht darauf, was der Sänger unten am Rande der Bühne machte.

 

 

Nachdem wir unsere Proben dann beendet hatten, räumte ich noch etwas auf und entließ meine Jungs schon mal zurück zum Tourbus.

Als auch das erledigt war sah ich an den Bühnenrand.

Kevin schien zu weinen und ich hatte keine Ahnung wieso.

Innerlich hoffte ich aber dennoch, dass es nicht wegen meinen Provokationen war.

Die konnten einen Mann wie Kevin doch nicht wirklich so aus der Fassung bringen.

Das war doch unmöglich.

Dennoch tat er mir einfach leid und ich konnte nicht anders, als ihn zu fragen, was los war.

Nachdem ich alles aufgeräumt hatte und ich alles verstaut hatte, sodass andere Bands die Bühne nutzen konnten.

Erst hatte ich mich dazu entschlossen ihn einfach da sitzen zu lassen.

Er würde schon merken, dass wir weg waren.

Das wieder rum tat mir dann doch einfach zu leid, also entschied ich mich doch zu ihm zu gehen.

,,Warum sitzt du denn hier alleine rum?“

Konnte ich doch nicht wirklich verstehen, dass er hier einfach so saß und sich scheinbar auch nicht rührte.

Erst durch eine Schluchzen, was wohl eher ein missglücktes Räuspern war, wurde ich darauf aufmerksam, dass er scheinbar weinte.

,,Was ist denn mit dir los? Warum weinst du denn? Kev, aber doch nicht wegen dem was ich eben gesagt habe? Du weißt doch, dass wir uns schon mal gerne streiten und provozieren, aber deswegen weinen?!“

Das hatte mich doch jetzt schon härter getroffen, als ich gedacht hatte.

Ich hätte nicht erwartet, dass der sonst so starke Kevin so schnell verletzt war.

Und jetzt im Nachhinein tat es mir auch leid, dass ich ihn so provoziert hatte.

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