Kapitel 9 - 1. FSV Mainz 05

 

Nikolai Müller x Julian Koch

 

Nikolai Pov

 

Natürlich hatte ich schon von den internen Gerüchten gehört, dass es homosexuelle Fußballer gab.

Das war ein offenes Geheimnis, zumindest intern.

Wer sollte es denn auch besser wissen, als ich, denn auch ich gehörte dazu.

Bereits vor ein paar Jahren hatte ich raus gefunden, dass ich mich mehr für Kerle interessierte, statt für Frauen.

Während meine Kumpels lieber den Frauen auf den Arsch starrten, machte ich das eben bei Männern.

Glücklicherweise hatte ich wirklich wahre Freunde, denn die unterstützten mich und fanden das teilweise sogar richtig gut.

Ich war wirklich dankbar für diese Freunde und auch im Verein hatten sie es gelassen hingenommen.

Seit meinem Outing Vereinsintern hatte sich eigentlich nichts geändert, aber eben nur eigentlich.

Sicher lief alles so, wie immer.

Ich konnte vom Trainer oder den Verantwortlichen keine Abneigung spüren.

Sie vernachlässigten mich nicht, bevorzugten mich aber auch nicht.

Die Unterstützung hatte ich nach wie vor.

Nichts, besser gesagt fast nichts hatte sich geändert, wäre da nicht die Tatsache, dass sich Julian seit meinem Outing zurückgezogen hatte.

 

 

Ich wusste nicht wieso, denn wir verstanden uns super, aber seit ich gesagt hatte, dass ich schwul sei und auf Männer stand hatte der sich von mir abgewandt.

Mir war klar, dass ich es nicht allen recht machen konnte, aber das Julian sich von mir abwendete, hatte ich nicht erwartet, immerhin verstanden wir uns davor wirklich mehr als gut und waren über die Zeit sogar etwas wie Freunde geworden und dann war von heute auf morgen plötzlich nichts mehr.

Einfach so, ohne das ich etwas nennenswertes gemacht hatte.

Natürlich ließ mir das keine Ruhe und so saß ich auch jetzt wieder auf meiner Couch, starrte vor mich her und überlegte, wie ich das Verhältnis wieder aufmöbeln konnte.

Ich starrte eine ganze Weile vor mich hin und hatte keine Ahnung, was ich jetzt machen sollte.

Irgendwie musste es doch weiter gehen oder ich das in den Griff bekommen.

Schwer ließ ich mich auf die Couch sinken und legte mich hin.

Mein Blick wanderte zur Decke und ich starrte diese eine ganze Weile an, ohne einen wirklich richtig klaren Gedanken fassen zu können.

Als es dann an der Türe klingelte, wäre ich beinahe von meiner Couch gefallen.

Ich hatte mich tierisch erschrocken und nicht damit gerechnet, heute noch Besuch zu bekommen.

Glücklicherweise stand dann aber der Tisch im Weg, der schlimmeres verhinderte und ich stand auf, um die Türe aufmachen zu gehen.

Als ich die Türklinke runter drückte, sah ich Julian vor der Türe stehen und war positiv überrascht, denn ich hatte mit ihm so gar nicht gerechnet.

Vor allem nicht, wo er sich so zurückgezogen hatte.

 

 

,,Hey, schön dich zu sehen. Was machst du denn hier?“, fragte ich und blickte den Jüngeren an.

,,Ich... ich.... liebe.... dich.“, stotterte er, legte seine Hände auf meinen Hals, zog mich zu sich, drückte mir einen Kuss auf die Lippen und rannte dann auch schon wieder weg.

Vollkommen überrumpelt blickte ich ihm hinterher und brauchte erst einen Moment um zu begreifen, was da passiert war, bevor ich dann auch los lief und ihm hinterher hechtete.

Eigentlich war es sinnlos, denn ich war davon überzeugt, dass Julian schneller war, als ich, aber dann hatte ich es doch geschafft ihn einzuholen und hielt ihn sanft am Handgelenk fest.

Mit weit aufgerissenen Augen, vor Schreck, sah er mich an und ich lächelte sanft.

,,Was war das denn gerade?“, fragte ich ebenfalls sanft und Julian senkte den Blick.

,,Ich habe mich nun mal in dich verliebt und ich wusste nicht, wie ich es dir sonst sagen sollte. Ich dachte ich mache es nach dem Motto “Angriff ist die beste Verteidigung“ und dann habe ich aber Angst bekommen, weil ich ja auch nicht wusste, wie du reagierst und da habe ich einfach den Rückzug angetreten.“

,,Aber das musstest du doch gar nicht. Komm wieder mit zu mir und dann reden wir in Ruhe, okay?“, fragte ich und er nickte.

Sanft legte ich einen Arm um ihn und ging mit ihm zurück zu mir ins Haus und bugsierte ihn dort auf die Couch.

Ich setzte mich neben ihn, um sicher zu gehen, dass er nicht wieder abhauen würde.

,,Also, jetzt bitte nochmal ganz in Ruhe. Wieso hast du denn nicht schon längst was gesagt?“, fragte ich dann und hoffte, dass er jetzt ehrlich sein würde.

 

 

,,Dir liegen die Mädels zu Füßen und ich dachte eben, dass du nicht auf Kerle stehst. Als ich dann aber von deinem Outing gehört habe, wollte ich mich auch outen, habe es aber nicht geschafft. Ich habe mich schon länger in dich verliebt. Aber ich weiß doch auch, dass wir keine Chance haben.“

,,Ich habe aber doch nie gesagt, dass wir keine Chance haben, Julian.“

,,Nein, aber ich dachte nur. Ich meine wir sind befreundet und ich wollte das doch alles nicht kaputt machen, nur weil ich mich in dich verliebt habe.“

,,Das machst du doch auch gar nicht. Ich liebe dich doch auch.“, sagte ich sanft und legte eine Hand auf seinen Oberschenkel.

Überrascht blickte der Kleinere mich an und ich lächelte sanft, bevor ich meine Lippen auf seine legte und sanft mit meiner Zunge an seinen Lippen spielte.

Nach kurzem Zögern gewährte er mir Einlass und unsere Zungen fochten einen sanften Kampf aus.

,,Kannst du das, was du eben gesagt hast nochmal wiederholen? Das mit der Liebe meine ich.“, fragte Julian und ich nickte lächelnd.

,,Ich liebe dich.“

,,Ich liebe dich auch. Gibst.... gibst du.... uns.... denn eine.... eine Chance....?“

Ich nickte und Julian sprang mich auch gleich überglücklich an.

Sogleich zog ich ihn auch eng in meine Arme und streichelte ihm über den Rücken.

Da konnte man doch mal wieder sehen, wozu so ein Outing gut war.

Jetzt hatten wir uns nicht nur wieder vertragen und ich wusste, wieso er so abweisend war, sondern wir hatten es auch noch geschafft ein Paar zu werden.

Schöner hätte der Tag wirklich nicht mehr ausgehen können, auch wenn ich anfangs nicht mit so einer Wende gerechnet hätte.

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Thema: Kapitel 9 - 1. FSV Mainz 05

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