Kapitel 6

 

Timo Pov

 

Als ich wieder zu mir kam in einem weiteren Raum dachte ich, dass ich sterben würde.

Wieder waren wir gefesselt, aber diesmal Julian der ausgewählte.

Wahrscheinlich würden wir alle sterben müssen, denn danach sah es aus.

Wir waren wieder an der Wand gefesselt, doch diesmal mit Metall Schnallen und schon nach kurzer Zeit wurde mir klar, dass da wohl auch noch Strom durchfloss.

Julian war schon wieder zu sich gekommen und diskutierte mit einem der Jungs.

Nur konnte ich nicht erkennen mit wem.

Aber ich konnte sehen, dass er frei war und nun die Aufgabe bei ihm lag.

Ich hoffte, dass es einfach gut gehen würde, denn ich wollte ihn ja nicht verlieren.

Julian hatte einen Brief gefunden und las diesen auch gleich vor.

Er hatte die Wahl zwischen alle retten und mich umbringen.

Ich hatte Angst und wahrscheinlich hätte er sich in dem Moment auch dafür entschieden, wenn ich nicht mit ihm zusammen wäre.

Aber er liebte mich, also hatte er sich gegen die Waffe entschieden und stattdessen wollte er in die Säure fassen.

Ich schloss gequält die Augen, wegen dem Strom, der erneut durch meinen Körper floss und weil Julian da ernsthaft rein fassen wollte und das nicht nur einmal.

Nur zu deutlich gerieten die Geräusche an meine Ohren und ich wusste, dass Julian bald wohl an der ersten Wanne ankommen würde.

Als ich dann seine Schreie hörte, hätte ich mir am liebsten die Ohren zu gehalten.

Es zerriss mir das Herz zu hören, wie sehr er sich quälte und das nur um uns zu befreien.

Er war eben einfach ein ganz besonderer Kerl.

 

 

Ein erneuter Stromschlag durchfloss meinen Körper, aber ich blieb stumm.

Ich schaffte es einfach nicht nur einen Ton über meine Lippen zu bringen, zumal es sich auch noch falsch anfühlte.

Julian hatte schlimmere Schmerzen zu ertragen und hielt sich so tapfer, da erschien es mir falsch zu jammern, wegen ein bisschen Strom.

Ich hörte, dass um mich herum Geräusche waren und scheinbar hatte Julian es geschafft ein paar Jungs zu retten.

Stumm liefen mir Tränen über die Wangen, bei jedem Schrei von Julian und immer wieder erbebte mein Körper, als Strom hindurch floss oder ich versuchte das Schluchzen zu unterdrücken.

Die Stromschläge wurden immer unerträglicher und dennoch blieb ich stumm.

Wollte nicht, dass Julian etwas mitbekam, denn er hielt sich wirklich immer noch am tapfersten von allen.

Ich hörte, dass neben mir einer befreit wurde und wusste, dass ich wohl auch bald dran sein würde.

Dann hatte Julian, unser Held es geschafft und uns alle gerettet.

Tatsächlich spürte ich auch kurze Zeit später wie sich die Fesseln um meine Handgelenke lösten und ich fiel mit zusammengekniffenen Augen zu Boden.

Ich wollte nich hoch sehen, wollte das alles nicht mehr und würde mir einfach wünschen, dass ich aus diesem Albtraum erwachen würde, aber das alles war viel zu real für einen Albtraum.

Dennoch war der Wille zu sehen was passiert ist größer und ich blickte auf.

Der Schock stand mir ins Gesicht geschrieben, als ich sah, wie mein armer Julian aussah.

 

 

Seine Arme waren nicht mehr wirklich zu erkennen, aber auch seine Beine hatten mehr als deutlich gelitten.

Alles völlig von der Säure zerfressen und nicht mehr wirklich zu erkennen.

Ich wollte zu ihm, ihm helfen, aber mein Körper ließ das nicht zu.

Egal was ich ihm befahl, er gehorchte einfach nicht.

Erneut blickte ich zu Julian, dieser gab nicht auf und wollte unbedingt weiter machen.

Wollte auch noch den letzten der Jungs befreien.

Dafür liebte ich ihn, für seinen unbändigen Kampfgeist.

Wollte er immer alles aus sich herausholen.

Ich versuchte unter großer Anstrengung aufzustehen, aber meine Beine gaben nach und sofort fiel ich hin.

Erneut blickte ich zu Julian, dieser lag auch auf dem Boden und schien hingefallen zu sein.

Aber auch jetzt gab er noch nicht auf und bündelte aber scheinbar doch nochmal seine letzte Kraft.

Allerdings stolperte er und fiel auch gleich in die Wanne.

Sofort brannten Tränen in meinen Augen und liefen auch gleich in Strömen über meine Wangen, konnte ich doch einfach nicht glauben, was ich dort sah.

Fassungslos blickte ich zu ihm und sah, dass Jermaine und Manuel versuchten ihn da raus zu holen, aber es war zu spät, denn die Säure hatte seinen Körper schon zu weit zerfressen.

 

 

In meinem Inneren spiegelten sich so viele Gefühle wieder, dass ich nicht sagen konnte, was ich eigentlich fühlte, war es zu viel durcheinander.

,,Wir müssen Christian noch befreien.“, sagte Max mit tränen verzerrter Stimme.

Ich hatte keine Ahnung wieso, aber ich fühlte mich dafür verantwortlich und bündelte meine letzten Kräfte zusammen und ging zu der letzten Badewanne.

Mein Blick wanderte zu der Wand und ich sah Christian an.

Er schien nicht mehr wirklich bei Bewusstsein und ich musste mich beeilen.

Ich war es ihm einfach schuldig, denn wenn ich schon meinen Kapitän, meinen Freund und andere Freunde hier zurücklassen musste, dann würde ich sicher nicht zulassen, dass es noch mehr tote gibt.

Mit einem tiefen Seufzen packte ich auch gleich in die Säure und fühlte den Schmerz durch meinen Körper zucken.

Ich kniff die Augen und bis die Zähne zusammen, nur um nicht aufzuschreien und suchte mit der Hand den Knopf.

Als ich ihn gefunden hatte, fiel auch Christian von der Wand und ich zog meine Hand auch gleich zurück.

Sofort waren Jermaine und Manuel bei ihm und halfen Christian so gut es ging auf die Beine.

,,Ich habe keine Ahnung, wie lange ihr es noch ohne ärztliche Versorgung aushaltet, aber wir müssen hier raus.“, kam es von Manuel und ich ging gleich zu Max.

,,Komm Kleiner, wir müssen hier raus.“, sagte ich zu ihm und er nickte mir zu.

Ich legte meinen Arm um ihn und sah ihn auffordernd an.

Jermaine und Manuel hatten Christian auf ihren Arm genommen und Max und ich stützten uns gegenseitig, während wir auf die Türe zugingen.

Ich hatte keine Ahnung, was sich dahinter verbergen würde, aber ich rechnete wahrscheinlich wie alle anderen mit einem weiteren langen Flur.

 

 

Und tatsächlich kamen wir auch wieder in einen Flur mit vielen Türen, wie wir ihn bereits kannten.

Vorbei war die Hoffnung eines Endes von diesem mehr als kranken Ding in dem wir uns hier befanden.

Ich wurde immer weiter von Max mitgezogen, dabei wollte ich das alles nicht mehr.

Alles hatte für mich doch keinen Sinn mehr, jetzt wo alles was mir wichtig war, tot war.

Erneut brannten Tränen in meinen Augen, die ich versuchte zu unterdrücken.

Wir kamen an eine Ecke und ich sah mich fragend um.

Dahinter musste es wohl weiter gehen und ich fragte mich, wieso wir nicht schon wieder längst unser Bewusstsein verloren hatten.

,,Leute!“, schrie Manuel aufgeregt und wir hoben alle den Kopf um zu sehen, was der Keeper entdeckt hatte.

,,Ist das etwa ein Ausgang?“, fragte Max und ich konnte deutlich seine Tränen aus seiner Stimme heraus hören.

,,Das steht zumindest auf der Türe.“, sagte Manuel und auch er schien Freude zu haben.

,,Was ist, wenn das eine Falle ist?“, fragte ich und zuckte mit den Schultern.

,,Ich meine hier ist doch alles möglich, dass haben wir doch gesehen.“, hängte ich noch hintendran und sah alle fragend an.

,,Ich gehe schauen. Wartet hier.“, sagte Jermaine und ging auch gleich los, bevor einer von uns noch etwas sagen konnte.

 

 

Auf der Türe war ein Schild angebracht mit der Aufschrift “Ausgang“.

Wir konnten seine Schritte hören und Max drückte sein Gesicht gegen meine Brust, was mich gleich dazu brachte ihn enger in meine Arme zu ziehen.

Jermaine blieb vor der Türe stehen und sah sie sich genau an.

,,Ich denke das ist keine Falle. Zumindest scheint die Türe okay zu sein.“

,,Sei vorsichtig.“, warnte Manuel und Jermaine nickte.

Sofort danach legte er auch schon eine Hand auf die Klinke und drückte diese runter.

Er stieß die Türe weit auf und blickte hindurch.

Eine ganze Weile stand er da und sagte nichts, was uns darauf schließen ließ, dass es vielleicht doch eine Falle war, aber dann drehte er sich ganz langsam zu uns um und sah uns mit Tränen in den Augen an.

Das hatte ich noch nie an ihm gesehen und er schien mehr als fertig zu sein mit den Nerven, aber das waren wir wohl alle.

,,Hier geht es wirklich raus, kommt.“, waren seine Worte und sofort eilten wir alle so schnell es ging nach draußen an die frische Luft und atmeten diese auch gleich tief ein.

Ich zog Max kaum das wir draußen waren enger in meine Arme und konnte die Tränen in meinen Augen erneut brennen spüren, aber es waren diesmal Tränen der Erleichterung.

Aber die hatten sie alle und ich wusste, dass es uns allen gleich ging.

Alle hatten die Tränen in den Augen und freuten sich wie wahnsinnig, dass wir endlich draußen waren.

,,Lasst uns ein Krankenhaus suchen gehen, damit die beiden versorgt werden.“, sagte Jermaine und sogleich machten wir uns auch schon auf den Weg dahin.

Wir hatten es doch geschafft, auch wenn wir viele unserer Lieben zurück lassen mussten und diese wohl auch nie wieder sehen würden, so war ich mir aber doch sicher, dass wir sie niemals vergaßen.

Schließlich waren sie unsere Partner, Freunde, Teamkollegen und teilweise alles, was für uns je von Bedeutung war.

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