Post 6 (Mats)

Ich war wirklich mehr als überfordert mit dem Verhalten meines Trainers.

So kannte ich ihn nicht und es machte mir auch leicht Angst, dass er sich so verhielt.

Auch mit den Komplimenten wusste ich nicht so Recht umzugehen und tat einfach das, was ich am besten konnte.

Es irgendwie versuchen zu überspielen.

Dann kam mir ein anderer noch bedrückender Gedanke.

Sie wollten mich doch bitte nicht wirklich verkaufen oder?

Das war dann auch gleich meine nächste Frage, die ich stellte und vergessen war, was ich eigentlich von ihm wollte.

„Nein, wie kommst du denn auf so einen Müll. Ich will dich nicht verkaufen Mats, wieso auch?! Du bist einer meiner besten Spieler“

Das sollte mich wohl beruhigen, aber das tat es nicht wirklich.

Konnte mir der Trainer das ja auch einfach nur so sagen.

,,Habe ich Recht? Ich habe Recht, oder? Du... ihr... ihr... wollt mich verkaufen! Willst du nicht? Du verarschst mich doch, oder? Vielleicht bin ich euch ja doch nicht mehr gut genug. Ich war doch einmal bei den Bauern. Vielleicht muss ich jetzt ja doch wieder da hin. Ich will das nicht.“

Diese Aussage beruhigte mich so gar nicht.

Was sollte ich denn jetzt schon wieder wechseln?!

Ich wollte doch nie weg und hatte das doch auch nie gesagt.

Eigentlich hatte ich doch auch immer gedacht, dass es klar ist, dass ich mich hier wohl fühlte.

Sofort begann er de Kopf zu schütteln, aber ich hatte keine Ahnung, wieso er das machte.

Ich musste mich erklären und das versuchte ich auch.

Es würde für mich nicht in Frage kommen den Verein zu wechseln.

Dagegen würde ich angehen, so gut ich konnte und mit allem was ich hatte.

„Mats, ich würde dich niemals verkaufen. Mensch beruhige dich doch. Ich lasse dich hier doch nicht einfach so ziehen. Natürlich fühlst du dich wohl hier, das weiß ich doch.“

Verzweifelt fuhr ich mir mit der Hand durch die Haare.

Das konnte er doch nicht wirklich ernst meinen.

Was sollte das denn?

Und dann erst drangen die Worte richtig zu mir durch.

Er hatte gesagt er würde mich niemals ziehen lassen.

Aber meinte er das auch wirklich so?

Ich hatte nie das Gefühl ihm nicht glauben zu können, aber in dem Fall war ich mir einfach nicht sicher.

,,Du würdest mich niemals verkaufen? Ich kann mich doch nicht beruhigen, wenn du mich verkaufen willst. Sicher, ich habe doch auch nie etwas anderes gesagt. Ich habe mich immer wohl hier gefühlt. Das hat sich doch auch nie geändert.“

Nun musste ich wissen, ob das der Grund für seine Bevorzugungen war.

Diese Frage stellte ich ihm dann auch gleich.

Erneut fuhr ich mir verzweifelt durch die Haare.

Diese waren jetzt sicherlich mehr durcheinander als vorher, aber ich konnte einfach nicht anders.

„Nein...nein Mats....das....das ist nicht der Grund. Ich...ich bin wegen einem anderen Grund so nett...und...und bevorzuge dich auch aus einem ganz anderen Grund. Ich...ich könnte dich nie verkaufen...es...es würde mich doch selbst total fertig machen...wenn...wenn du weg wärst....“

Die Worte trafen mich wie Geschosse und ich hatte keine Ahnung, wie ich darauf reagieren sollte.

Es würde ihn fertig machen, wenn ich gehen würde.

,,Das ist nicht der Grund? Wieso bist du denn dann so nett zu mir und wieso bevorzugst du mich sonst? Ich meine das machst du doch nicht einfach so. Sag mir bitte wieso. Du könntest mich nie verkaufen? Also auch jetzt nicht? Es würde dich fertig machen? Wieso würde es dich denn fertig machen?“

Jetzt war ich wirklich verwirrt.

Was sollte die Aussage denn jetzt?

Und wieso stotterte Jürgen sich die Aussage mehr zusammen als das er sie sprach?

Das hatte ich ja noch nie bemerkt bei ihm.

So kannte ich unseren Trainer gar nicht.

Da war nichts mehr von der sonst so sicheren Art des Älteren.

Die Worte alleine hatten mich schon etwas beruhigen können, als ich dann verstand, dass er mich wohl nicht verkaufen wollte.

Als er dann aber aufstand und mich in seine Arme zog, bemerkte ich augenblicklich, dass ich doch etwas ruhiger wurde.

Ich hatte keine Ahnung wieso, aber die Nähe schien mich zu beruhigen.

Sofort kuschelte ich mich enger in seine Arme und legte meine Stirn gegen seine Schulter.

„Mats...ich...ich würde dich niemals wegschicken..das...das kann ich dir versprechen...weil...weil...ich dich nun mal liebe....“

Nachdem die Aussage meinen Kopf erreicht hatte, sah ich ihn schockiert an.

Hatte er das wirklich gesagt?

Das konnte doch nur ein Scherz sein, ich musste mich verhört haben.

Anders konnte ich mir die Worte nicht erklären.

,,Du was?“

Meine Worte spiegelten meinen Gemütszustand wieder.

Eine Mischung aus Schock und Überraschung lagen darin.

Ich konnte es einfach nicht glauben und ich war mir sicher, dass ich mich wohl verhört hatte.

Er sah zwischen uns auf den Boden und fuhr sich ständig durch die Haare.

Eine Geste die wohl dafür stand, das er nervös war.

Vielleicht hatte er ja doch recht.

Hatte ich mich nicht verhört und er hatte mir wirklich das Geständnis gemacht?

„Vertrau mir...du...du würdest niemals aus Dortmund wegkommen...das...das würde ich nicht zulassen....“

Die Worte klangen ehrlich und dennoch hatte ich keine Ahnung, wie ich damit umgehen sollte.

,,Ich vertraue dir doch. Ich will doch auch nicht aus Dortmund raus. Aber das kannst du doch auch nicht alleine entscheiden, oder?“

Erneut spürte ich Verzweiflung in mir aufkeimen und ich wusste nicht, was ich machen sollte.

Ich fuhr mir durch die Haare und versuchte irgendwie klar zu denken.

Jürgen streichelte sanft über meine Wange und beugte sich dann vor um mich zu küssen.

Ich brauchte einen Augenblick, bis ich die Situation deuten konnte und schob ihn dann von mir weg.

,,Ich kann das nicht. Tut mir leid.“

Ich hatte den Blick gesenkt, traute mich nicht, meinem Trainer in die Augen zu sehen.

Und bevor noch mehr passieren würde, riss ich mich komplett von ihm los und lief zum Trainingsplatz.

Das Training musste ich schließlich noch mitmachen.

Dann war es an Jürgen, ob er nochmal das Gespräch mit mir suchte, oder ob ich einfach nach Hause fahren konnte und es vergessen konnte.