Post 2 (Marcel)

 

Marcel fühlte sich schuldig. Nachdem er jetzt ein wenig Ruhe gefunden hatte und letztlich sogar etwas offener geworden war, konnte er auch im Nachhinein erkennen, was für ein Arsch er gewesen war. Als er zurück in Mitch und sein gemeinsames Zimmer gegangen war, hatte er dort natürlich gähnende Leere vorgefunden. Sein Freund war ebenfalls irgendwo anders verschwunden und jetzt konnte sich Marcel wieder überlegen, wie er sich denn jetzt entschuldigte. Wie er DAS wieder gut machen wollte, fragte er sich schon seit Bene und er getrennte Wege eingeschlagen hatten.
Durch die Gegend irrend war er in Gedanken versunken und seufzte immer wieder vor sich hin, suchte nach Mitch, der war aber scheinbar im Gebäude nicht aufzufinden. Durch seine Schuldgefühle und die Tatsache, dass die Menschen hier wohl scheinbar doch nicht darauf aus waren, seine tiefsten Geheimnisse aus ihm heraus zu fischen, konnte er letztlich doch ganz normal durch die Gegend gehen, ohne jedes Mal zusammen zu zucken oder im Erdboden zu versinken, wenn man ihn ansah.
Trotzdem vermied er Räume, in denen er viele Stimmen hörte oder schon von weitem sah, dass sich dort zu viele Personen befanden. Eigentlich mied er alle Personen. Gerade war ihm auch nicht nach reden. Er versuchte eine Lösung zu finden, eine Möglichkeit, auf Knien zu Mitch zurück gekrochen zu kommen. Ein einfacher Augenaufschlag mit seinen Rehaugen half in diesem Fall nicht mehr. Das wusste er selbst - außerdem würde er das nie mit voller Absicht dafür verwenden, andere zu etwas zu überreden. Er hatte eben solche Unschuldsaugen, aber deshalb verarschte er jetzt niemanden absichtlich.

Irgendwann kam er in einer gemütlichen Lounge an, wo sich auch kein anderer zu diesem Zeitpunkt befand und müde, geschlaucht und voll schrecklicher Gedanken, wie schlimm Mitch sich fühlen musste, ließ er sich förmlich auf die Couch fallen. Den Kopf legte er in den Nacken, schloss die Augen und seufzte laut auf. Na toll! Und jetzt?
Sein Kopf rauchte und er bezweifelte, dass er auf irgendeine zufriedenstellende Lösung kommen würde.
Exakt in diesem Moment kam jemand zu ihm. Eine Hand strubbelte durch sein Blondes Haar und er gab einen empörten Laut von sich, der fast in ein Glucksen überging, als er Nevens breites Grinsen neben sich sah. Es war unglaublich! Der Kerl war echt unglaublich ...
"Schmelle! Na siehst du, sehen wir uns ja doch noch!"

"Ja, das stimmt.", meinte Schmelle schief lächelnd, weil er sich wirklich freute, seinen besten Freund zu sehen.
Auch wenn man ihm die Sorgen förmlich auf der Stirn geschrieben sah - gut, ob Neven es bemerkte war immer eine andere Geschichte.
"Alles okay bei dir? Wann seid ihr angekommen? Wo steckt deine bessere Hälfte?"
Die gute Launes eines Gegenübers wäre in jedem anderen Augenblick ansteckend gewesen und trotz seiner miesen Laune schmunzelte Marcel ein bisschen, bevor er das Gesicht verzog.

"Geht schon ... wir sind heute früh hier angekommen.", erzählte er als erstes den leichteren Teil der Geschichte.
Dann ging er auf die letzte Frage ein.

"Das wüsste ich auch gern.", murmelte er leise vor sich hin.
Mehr sagte er dazu nicht - manchmal musste man ihm echt auch alles aus der Nase ziehen!
"Gefällt es euch hier?", fragte Neven noch und Marcel verzog das Gesicht.

„Mitch schon … mir weniger …“, wobei seine anfängliche Paranoia schon ein wenig abgeflacht war.

Statt nun aber weiter darauf einzugehen, schien Neven jemand entdeckt zu haben, denn dessen Gesichtszüge entgleisten mit einem Mal.
"Schmelle? Sag mal ist das... Schäbo?"

„Du sollst ihn nicht so nennen!“, sagte Marcel streng, weil dieser Spitzname alles andere als schmeichelhaft war – und mochte sein, dass es Kev nicht störte – aber Marcel störte es!
Aber als er dann den Sinn des Ganzen verstand, schüttelte er den Kopf. Kevin konnte doch gar nicht hier sein! Das würden sie doch wissen?

„Also Neven, da musst du dich getäuscht ha-“, began er, brach aber mitten im Satz ab, als er in dieselbe Richtung sah wie sein bester Freund.
Nun starrte er auch wie ein Auto vor sich hin. Unglaublich, aber wahr. Dort stand Kevin! Nicht zu glauben … warum hatte er ihnen nichts erzählt? Schließlich waren sie doch ein Dreiergespann, treu und sie verurteilen sich nicht! Niemals! Also warum schwieg er einfach darüber?
Das verletzte Marcel zutiefst.


Als er sah, dass Kevin in Hörweite war, rief er: „Hey Kev!“
Wenn man in sein Gesicht sah, konnte man die pure Enttäuschung lesen.
„Du auch hier? Schön, dass wir das auch erfahren …“
Gegen Ende hin flüsterte er. Ja, er war beleidigt, weil er sich langsam von allen Seiten verarscht vorkam. Mitch schimpfte mit ihm, sie stritten, was sonst nie passierte – Kevin sagte nicht, dass er auch hierher kam … nur Neven schien ausnahmsweise mal nichts falsch gemacht zu haben.
Leise schnaubte der Blondschopf und verschränkte die Arme vor der Brust.

 

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