Die Wahrheit ist doch nicht immer das Beste

Ich hatte mich geoutet und mittlerweile dachte ich das es einfach das Dümmste war das ich je hätte tun können.

Nachdem Thomas Hitzlsperger den Anfang gemacht hatte, dachte ich einfach das ich doch nachziehen konnte und es wohl nicht mehr so schlimm werden würde.

Doch falsch gedacht, ich hatte nachgezogen und nun ging es einfach nur noch Berg ab.

Ich spielte bei der Fortuna aus Düsseldorf und das nun schon wirklich lange, also hatte ich eigentlich damit gerechnet das man mich im Verein akzeptieren würde.

Doch nun traf ich auf vollkommenes Unverständnis und Verachtung.

Beleidigungen waren mittlerweile Standard und ich hatte fast Angst das Haus in dem ich lebte zu verlassen.

Mit einer Hand strich ich fahrig durch meine Haare als ich aus der Dusche zurück in die Kabine trat und dort sah das nur noch Fabian anwesend war, ein ruhiger Zeitgenosse der mich wohl auch in Ruhe lassen würde.

Also entschloss ich einfach die Klappe zu halten und mich schnell anzuziehen damit ich gehen konnte.

In Windeseile schlüpfte ich in meine Kleider und machte mich genauso schnell auf den Weg zu meinem Auto, nur um dann in die Altstadt von Düsseldorf zu fahren.

Mein Weg führte mich in eine Kneipe die zu dieser Uhrzeit wohl noch nicht so gut besucht sein würde, ich wollte zumindest einen Abend mal abschalten können.

Ich zog meine Kapuze auf und hoffte einfach das mich niemand erkennen würde, als ich aus meinem Auto stieg und die genannte Kneipe betrat.

 

 

Es herrschte ein doch recht reges Treiben und ich entschloss mich erst einmal am Tresen niederzulassen.

Schnell war ein Altbier bestellt und ich schien Glück zu haben, bisher hatte mich noch niemand erkannt was mich wirklich sehr beruhigte.
Denn wenn schon meine Mitspieler so mies reagierten wie würden dann erst die Fans auf mein Outing reagieren?

Ich meine, die Presse war nicht zu hart gewesen und hatte mich wirklich gelobt, von allen Seiten hieß es : Respekt, das der Junge sich das getraut hat.

Aber nun so eine Reaktion von meinem eigenen Verein den ich schon immer geliebt hatte, damit hätte ich niemals gerechnet.

Als sich jemand neben mich setzte, wurde ich schon fast von einer inneren Panik ergriffen.

Vor allem als sich eine Hand auf meinen Oberschenkel legte und ich einen Atem deutlich an meinem Hals spüren konnte.
„Wenn du dich schon verstecken willst, dann wenigstens so das dich niemand erkennt und da ist es nicht wirklich praktisch wenn du deine eigene Trainingsjacke trägst Andreas.“ hörte ich eine leise Stimme an meinem Ohr und wurde kurz darauf von dem Hocker gerissen.
„Das du scheiß Schwuchtel, dich überhaupt noch in die Öffentlichkeit traust!!“ schrie er und mir rutschte die Kapuze vom Kopf als ich auf den Boden fiel.

 

 

Sofort waren alle Blicke auf mich gerichtet und noch weitere Leute standen auf.
„Ich teile die Meinung von ihm, du hast hier nichts mehr verloren Andreas!!“ schrie mich ein weiterer mir unbekannter Mann an und der Erste trat mir einmal heftig in den Magen.

Ich rollte mich mit einem schmerzhaften Keuchen zusammen und versuchte so die Schläge und Tritte etwas abzufedern.

Doch wirklich gelingen tat es mir nicht und der Schmerz raste durch meinen Körper.

Fast wie gelähmt blieb ich in dieser Stellung liegen und als die Männer von mir weggezogen wurden, schloss ich einfach nur erleichtert die Augen.
„Wenn ihr ihn noch einmal anpackt dann brennt hier aber die Hütte, das schwöre ich euch.“ sanft wurde ich auf die Beine gezogen und ich blickte in die Augen meines Retters.

Vor mir stand Campino und sah mich schon mehr als besorgt an.
„Komm, lass uns hier weg. Ich will schließlich nicht das noch mehr passiert.“ sagte er und zog mich mit nach draußen, zu seinem Wagen auch wenn ich nicht verstand warum er mich nun dort hin brachte.

 

 

Sanft drückte er mich in den roten Audi und ich schloss gleich gequält die Augen, als ich auf dem Autositz zur Ruhe kam.

Der Sänger stieg ebenfalls ein und fuhr langsam los, wohin wusste ich nicht aber es war mir ehrlich gesagt auch egal.

Schlimmer konnte es sowieso nicht mehr werden und wenn ich so endlich meine Ruhe fand dann war alles schon okay so wie es war.

Campino hielt seinen Wagen und ich rechnete schon mit dem schlimmsten als er den Motor abschaltete und aus dem Auto ausstieg.

Meine Tür wurde ebenfalls geöffnet und sanft zog er mich aus dem Auto, sogleich ließ ich mich mitziehen.

Er brachte mich in ein Haus und dort in ein Wohnzimmer, wo er mich gleich auf eine Couch drückte.

Ich hole erst einmal etwas damit ich mich um die Verletzungen kümmern kann.“ lächelte er mich an und ich nickte bloß, wollte ich ihm doch nicht widersprechen wenn er mir schon half.

Mit einem Verbandskasten kam er zurück ins Wohnzimmer und sah mich danach fragend an.

Lass uns das im Schlafzimmer machen, da kannst du dich besser hinlegen und ich kann die Wunden in Ruhe versorgen.“ ich nickte und ließ mich von ihm mitnehmen in sein Schlafzimmer, zumindest ging ich davon aus das es das war.
 

 

Er drückte mich sanft aufs Bett und er lächelte mich beruhigend an, während ich mich von ihm hinlegen ließ.

Nicht erschrecken, das könnte brennen.“ sagte er sanft während er vorsichtig begann die Platzwunde an meiner Stirn abzutupfen, ich zog scharf die Luft ein und entschuldigend blickte Campino mich an.

Tut mir Leid, aber das muss brennen.“ ich nickte und schloss gequält die Augen, während der Punk sich weiter um meine Verletzung kümmerte.

Als er ein Pflaster auf meine Stirn klebte, öffnete ich kurz die Augen und er strich mir sanft durch die Haare.

Ich mach an der Schramme auf der Wange weiter, erschrecke dich nicht, ja?“ sagte er und ich nickte, schloss danach auch gleich wieder die Augen.

Er tupfte auch diese Wunde ab, bevor er sie mit einem Pflaster versorgte und ich auch weiterhin still hielt während er auch die restlichen Wunden versorgte.

Fertig.“ sagte er und ich atmete erleichtert aus, endlich waren diese Tortur vorbei.

 

 

Noch eine ganze Weile ließ ich die Augen geschlossen und Campino streichelte sanft durch meine Haare.

Alles gut?“ fragte der Punk sanft und ich setzte mich wieder auf.
„Klar, musste doch damit rechnen das mein Outing nicht nur positive Reaktionen mit sich bringt.“ zuckte ich mit den Schultern während ich mich vom Bett erhob.
„Jetzt geh doch nicht weg.“ sagte er und hielt mich sanft am Arm fest, doch ich blickte gleich schockiert auf die Hand die mich am weggehen hinderte.

Sogleich ließ der Punk los und wusste das es keine gute Idee war mich jetzt festzuhalten, immerhin hatten mich die Männer in der Kneipe auch am gehen gehindert.

Tut mir Leid, aber ich würde mich wirklich freuen wenn du etwas bleiben würdest.“ bat er mich und ich nickte leicht, wollte ich ihm doch nicht vor den Kopf stoßen.

Man Andreas, jetzt bitte. Ich würde dir doch nie etwas antun. Es gibt keinen der dich mehr liebt als ich und das wird sich nicht ändern.“ schockiert blickte ich ihn an, was meinte er denn jetzt?!

Du liebst mich?“ fragte ich noch immer genau so geschockt und strich mir mit hochroten Wangen durch die Haare.

Ja...Nein...also...ich...ich...meinte den Verein...die...die Fortuna...“ stotterte er und auch seine Wangen färbten sich in einem leichten Rot.
„Ach Scheiß drauf, ja. Ja, ich liebe dich.“ sagte er dann schließlich doch sicherer und ich konnte nicht anders als ihn schockiert an zu blicken.

 

 

Natürlich hatte ich schon länger Gefühle für den Sänger und deshalb auch das Outing, damit ich vielleicht endlich eine Chance bei ihm hatte.

Aber nie hatte ich damit gerechnet das er meine Gefühle erwidern könnte.

Wirklich?“ fragte ich noch immer vollkommen ungläubig und hoffte das der Punk es mir noch einmal bestätigte damit ich sicher sein konnte das alles nicht nur geträumt zu haben.

Ja, wirklich.“ antwortete er und stand auf, nur um sich direkt vor mich zu stellen.

Ich liebe dich.“ sagte er erneut und diesmal schien er auf eine Antwort zu warten, die ich ihm auch geben konnte.

Ich liebe dich auch.“ erwiderte ich und ließ mich von dem Sänger in seine Arme ziehen.

Zusammen werden wir das alles schaffen, ich helfe dir damit es im Verein wieder funktioniert.“ hauchte er in mein Ohr, nicht wissend das nun alles nur noch schlimmer werden würde.

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