Kapitel 2 (Lewis Holtby Pov)

02.02.2015 15:01

Ich hatte ihn gesehen, den sonst so stolzen Benni am Boden und doch stand er immer wieder auf um uns zu schützen, die Mannschaft und vor allem unser Küken.

Sein kurzer Zusammenbruch bei dem Bayern Spiel, war schnell wieder vergessen.

Er war aufgestanden, wie immer.

Doch viele sahen es nicht, die Leere in seinen Augen und der Schmerz der sich nach jedem weiteren Mal darin widerspiegelte.

Lange hielt es jedoch nie an, nie konnte man lange Emotionen darin lesen.

Nur ein kurzer Augenblick hinter die fröhliche Fassade blicken, das blieb den meisten von uns verwehrt und es wäre auch mir verwehrt geblieben hätte es da nicht diesen einen Abend gegeben.

Ich bin Lewis Holtby, Spieler beim FC Schalke 04 und das ist meine Geschichte.

 

Dieser eine Abend, der Abend der alles für mich veränderte.

Wir hatten verloren, standen mittlerweile auf Platz 17 in der Tabelle.

Abstiegskampf.

Genau so war auch unser Trainer drauf, ich ging mit einen angsterfüllten Blick in die Kabine und hatte bereits eine Vorahnung das ich heute dran sein würde.

Tränen brannten mir in den Augen, als der Trainer mich zu sich rief und ich ihm in einen anderen Raum folgen musste.

Ein hilfesuchender Blick zu unserem Kapitän, der ihn mitfühlend erwiderte.

Schlimm sah er aus unser Benedikt, vom letzten Mal hatte er einige Verletzungen davon getragen und trotzdem stand er auf.

Lass Lewis doch bitte und nimm stattdessen mich Jens“ unserem Trainer schien es egal zu sein wen er von uns mitnahm um ihn leiden zu lassen.

Mit einem kalten Grinsen ließ er meinen Arm los und zog stattdessen Benni mit sich.

 

Ich wartete vor dem Raum, hörte Benni´s Schreie, sein Wimmern, sein Flehen.

Es brannte sich in meinen Kopf, nie würde ich es vergessen.

Meine Seele zerbrach und mein Herz weinte, dankbar war ich Benni auf jeden Fall für seine Tat.
Er hatte sich geopfert, für mich, einen unbedeutenden Mitspieler.

So wollte ich ihm zumindest auch ein wenig helfen und danach für ihn da sein.

Deshalb stand ich hier, deshalb hörte ich mir das alles an, nur um danach wenigstens zu versuchen etwas gut zu machen was nicht wieder gut zu machen war.

Die Wunden an seinem Körper würden heilen aber seine Seele blieb zerbrochen.

 

Als sich die Tür öffnete versteckte ich mich schnell hinter dieser, damit Jens mich nicht sah als er den Raum verließ.

Kaum war er außer Sichtweite, öffnete ich die Tür erneut und trat ein.

In der Ecke gekauert lag Benni da am Boden.

Ich hatte ihn noch nie so gesehen, so verletzlich, so verzweifelt, so am Ende.

Langsam trat ich auf ihn zu, er blickte nicht auf rechnete wohl damit das der Keller noch nicht mit ihm fertig war.

Vorsichtig setzte ich mich neben ihn, strich durch seine verschwitzten Haare und da blickte er auf.

Die ganzen Emotionen in seinen Augen ließen mich für einen Moment inne halte, wurden die Augen doch nicht umsonst Spiegel der Seele genannt.

Lewis“ kam es leise, fast gewimmert über seine Lippen.

Ich zwang mich zu einem Lächeln und streichelte weiter durch seine blonden Haare.

Ich bin da Benni, er ist weg, er wird nichts mehr tun“ ich merkte wie mir die Tränen in die Augen traten als ich das sagte.

Was mir doch bewusst das ich log und das es wieder passieren würde.

Benedikt legte mir eine Hand auf die Wange.

Alles ist gut Lewis, nicht weinen“ zärtlich streichelte er die kristallklare Flüssigkeit von meinen Wangen.

Wir schwiegen, keiner traute sich den Moment kaputt zu machen in dem er unnötige Worte verwendete.

Ich streichelte einfach weiter durch seine Haare und Benedikt ließ die Hand weiterhin auf meiner Wange ruhen ohne sie großartig zu bewegen.

 

Den halben Abend hatten wir einfach so da gesessen uns gegenseitig Trost gespendet.

Waren danach beide nach Hause gefahren und hatten kein Wort mehr über diesen Tag verloren.

Beide sind wir in diesem Augenblick schwach geworden und das durften wir nicht sein.

Wir wussten das es irgendwann vorbei sein würde, irgendwann würden wir gerettet werden.

Da glaubten wir alle fest dran, zumindest versuchten wir den glauben daran nicht zu verlieren.

 

So jetzt hattet ihr einen kleinen Einblick darin wie ich die Dinge bei unserem geliebten FC Schalke 04 sah.

Vor allem wieso unser Kapitän immer wieder für uns litt.

Er liebte den Verein, die Mannschaft und die Fans.

Aber so ging es uns allen, deshalb hielten wir die Qualen aus und litten Still immer wieder.